Video_Texas Killing Fields - Schreiendes Land
Feld der Alpträume
Ami Canaan Manns recht atmosphärischer Südstaatenthriller "Texas Killing Fields" versinkt infolge seiner stockenden Inszenierung und des früh abflachenden Spannungsbogens nach und nach in gepflegter Mittelmäßigkeit.
25.07.2012
Das im Nachbar-County von Texas City gelegene Sumpfgebiet gilt seit jeher als meidenswerter Ort: Über Jahre hinweg wurden aus diesen nunmehr berüchtigten "Texas Killing Fields" die Leichen ermordeter junger Frauen geborgen. Anläßlich eines neuen Todesfalls, der die Mordserie um ein schauriges Kapitel erweitert, nehmen der hiesige Detective Mike Souder (Sam Worthington) und sein Partner Brian Heigh (Jeffrey Dean Morgan) die Ermittlungen auf. Insbesondere der aus New York stammende, gottesfürchtige Heigh verbeißt sich in die Untersuchung, die eigentlich außerhalb seines Zuständigskeitsbereichs liegt. Brian wird nämlich von Schuldgefühlen geplagt; die Serienmorde rütteln alte Dämonen aus seiner Vergangenheit wach. Zudem möchte er der befreundeten Ermittlerin Pam (Jessica Chastain) - Mikes Exfrau, die offiziell mit den Nachforschungen betraut ist und ihn um Hilfe bittet - bei den Untersuchungen unter die Arme greifen.
Die Verfilmung der auf wahren Begebenheiten (einst wurden junge Mädchen im texanischen Leage City gemordet und in einem Ölfeld versenkt) basierenden Geschichte ist das Regiedebüt von Ami Canaan Mann, der Tochter von Meisterregisseur Michael Mann ("Thief", "Heat", "Insider").
Zumindest der Einstieg in das Mysterium um die verwunschenen "Fields" gelingt ihr: Mann schöpft aus der schwülen Südstaatenszenerie und kann sich dabei auf Kameramann Stuart Dryburgh ("Das Piano") verlassen, der den alten Süden, der seit jeher eine dankbare Kulisse für düstere Krimidramen abgibt, gekonnt einfängt. Eine stilistische Verwandtschaft mit den Werken des berühmten Neo-Noir-Meisters Michael Mann, der den Film koproduziert hat, ist dabei nicht von der Hand zu weisen.
Nichtsdestotrotz machen sich bald tiefe Schlaglöcher im Drehbuch bemerkbar. So fallen etwa die Figurenzeichnungen allzu knapp aus. Die Motivation des melancholischen Großstadtcops Brian Heigh wird zum Beispiel nur angedeutet - ein legitimer Grund, der seine regelrechte Fixierung auf die Serienmorde hinreichend erklärt, ist nicht erkennbar. Sam Worthingtons streitbarer Mike Soulder ist unzweifelhaft von einer zerstörten Ehe gezeichnet. Das mag zwar teilweise seine chronische schlechte Laune erklären; für seine Daueraggression und Zurückhaltung bei der Aufklärung der "Fields"-Morde geben die privaten Probleme aber nur eine schwache Erklärung ab. Heigh und Soulder ermitteln somit nicht nur selten genug in die gleiche Richtung, sondern auch ohne glaubwürdig erklärten Antrieb, obwohl beide Männer ganz offensichtlich mit ihren inneren Zerrüttungen zu kämpfen haben. Die bemühten Darsteller - allen voran Jeffrey Dean Morgan und die junge Chloe Grace Moretz ("Let Me In", "Hugo Cabret") - stemmen sich letztlich vergebens gegen die signifikanten Drehbuchschwächen.
Als die Story schließlich in einer Abfolge eher beliebig anmutender und arg konstruierter Wendungen langsam und kaum koordiniert ihr unbefriedigendes Ende findet, wird klar, daß noch ein weiter Weg vor der Tochter des "Miami Vice"-Erfinders liegt.
Dietmar Wohlfart
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