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Alles nur Wörter: Ein überalterter Landstrich versucht mit neuen Familiennamen Städter anzulocken; ein italienischer Autor präsentiert einen Roman, in dem jedes Wort mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnt; und über Goethe ist anscheinend auch noch nicht alles gesagt.  Benny Denes überrascht mit den neuesten Nachrichten aus aller Welt.
 

Neue Nomenklatur in Baden-Württemberg

Nachrichtenwert: 91 %, Zuverlässigkeit: 58 % (hx)

 

Der schwäbischen Alb gehen die "schaffe, schaffe, Häuslebauer" aus. In keinem anderen Teil Deutschlands ist die Landflucht so drastisch; einige Gemeinden drohen bereits jetzt auszusterben, weil kein Bürger mehr in ihnen wohnt, der unter 50 Jahre alt ist. Jetzt haben sich einige Lokal- und Kommunalpoloitiker zusammengesetzt, um über die Misere zu beraten und neue Wege zu finden, das Land in Baden-Württemberg wieder attraktiv zu machen. Das erste Ergebnis ist eine Novelle zur Familienpolitik, über die noch in diesem Jahr im Stuttgarter Landtag beraten werden soll. Die "Namens-Gebung" für Familien soll reformiert werden und alle Einwohner der schwäbischen Alb sollen die Möglichkeit haben, sich einen neuen Familiennamen nach eigener Wahl zu geben. "Das ist nicht auf regionale Spezialitäten wie Bäuerle oder Mayer beschränkt, wir wollen eine kosmopolitische Nomenklatur!" sagt Stefan Brüderle, Kommunalpolitiker der CDU. So soll man sich in "Vespucci", "Ramirez" oder "Kennedy" umbenennen dürfen, allerdings sind Vornamen aus unerfindlichen Gründen von der Umbenennungsaktion ausgeschlossen. Ob diese Idee viele Städter in die Provinz locken wird, muß sich erst noch erweisen - in jedem Fall wird es aber amüsante Kombinationen wie Joachim Miyahira, Adelheid Monroe oder Günther Willis geben. "Muscht nix denke!"
 
 
 

Literatur 1

Nachrichtenwert: 21 %, Zuverlässigkeit: 67 % (gb)

Die Italiener sind seit Jahrhunderten bekannt für kreative Ideen. Ob in der Kunst, der Komposition von Musik oder in der Architektur, immer wieder sprach aus den Werken vom Apennin die Inspiration der Geschichte und der Lebensart. Ein junger italienischer Autor namens Mino Roberti hat in der vergangenen Woche einen Roman veröffentlicht, wie es ihn so noch nie gegeben hat. "Simona salvata" heißt das Werk - es handelt sich um ein sozialkritisches Melodram von internationalem Format. Das Besondere an dem über 400 Seiten starken Text ist der Umstand, daß jedes vorkommende Wort in ihm mit dem Buchstaben "S" beginnt. Der Autor der Weltneuheit sagte bei der Präsentation seines Buches in Mailand, daß er beweisen wollte, wie unendlich die Möglichkeiten der Sprache seien. Das ist ihm mit "Simona salvata" auch gelungen; schließlich hat er eine einzige, riesengroße Alliteration geschaffen. Der Verlag von Roberti sagte, daß der 27 Jahre junge Schriftsteller sechs Jahre an der melancholischen Geschichte über die Liebe einer Korbflechterin in der Emilia Romana zu einem Aristokraten gearbeitet hätte. An dem Versuch, einen wesentlich kürzeren Text nur mit "P-Wörtern" zu schreiben, scheiterte vor einigen Jahren sogar der große italienische Linguist, Semiotiker und Autor Umberto Eco, als es ihm und einem Dutzend seiner Studenten auch in mehreren Anläufen nicht gelang, die Geschichte von Pinocchio auf diese Weise neu zu erzählen. Ob - und wenn ja, in welcher Form - der Roman Mino Robertis in andere Sprachen übersetzt werden soll, ist bis jetzt noch unklar.
 
 
 
 

Literatur 2

Nachrichtenwert: 59%, Zuverlässigkeit: 74 % (snd)

Bei der Entrümpelung eines leerstehenden Dachbodens haben die Mitarbeiter eines Fuhrunternehmens in Frankfurt am Main im letzten Monat nach eigenen Aussagen literarisch bedeutende Aufzeichnungen gefunden. Harry D. und Wolfgang E. haben mehrere vergilbte Loseblattsammlungen auf dem Speicher eines Hauses in der Altstadt unweit des Frankfurter Römers entdeckt. Sie wollen den Inhalt und die Blätter selbst erst nach einer genauen kalligraphischen Prüfung durch einen Germanisten der Öffentlichkeit übergeben. Die beiden vermuten offenbar, daß es sich bei den Aufzeichnungen um bisher unentdeckte Schriften Johann Wolfgang von Goethes handelt, der vor seiner Weimarer Zeit auch in Frankfurt ansässig war. Inhaltlich sollen die Texte, so Wolfgang E., "durchaus gepfeffert" und "präschtisch anzusehe" sein. Renommierte Literaturwissenschaftler halten die Authentizität des Fundes für nicht unwahrscheinlich, da es bei der Vervollständigung von Goethes Lebenswerk bis heute beträchtliche Lücken gebe. Das Ergebnis der kalligraphischen Analyse wird nicht vor März erwartet.