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Kärnten - Urlaub bei Freunden? Wenn man einem aufgebrachten Bauern aus dem Lesachtal glaubt, könnten besagte Freunde sich bald in Mutanten wie aus dem SF-Gruselschocker verwandeln. EVOLVER-Reporter Benny Denes überprüfte die bedrohliche Situation vor Ort.
 
 
 

3rd eye alert
 

Auf der Alm, da gibt´s koa Sünd! Wenn man Leopold Hörtnagl mit der kleinen Katharina spielen sieht, fällt einem unweigerlich diese Phrase aus zahllosen Heimatfilmen und Volksmusikklassikern ein. Als wollten sie den Soundtrack zu diesem Klischee beisteuern, wackeln ein paar Schritte weiter oben auf der Wiese drei Rotgescheckte mit den Köpfen, sodaß die Kuhglocken hell erklingen. Für ein paar Augenblicke sind die Hörtnagls ohne Sorge, ohne Furcht. Als Leopold sich kurz von seiner Tochter abwendet und meint, daß jetzt der richtige Augenblick für einen Spaziergang zum Fluß gekommen sei, sieht man aber in seinem Blick: Auf der Alm, do gibt´s doch a Sünd!

Ich bin nach Kärnten gereist, in den westlichsten Zipfel des österreichischen Bundeslandes, ins Lesachtal an der Grenze zu Osttirol, nur durch eine Reihe Gipfel von Norditalien getrennt. Die Hörtnagls haben einen Brief an den EVOLVER geschrieben, ob es denn möglich sei, daß einmal ein Reporter nach Maria Luggau käme. Die Familie nahm auch mit anderen Medien Kontakt auf - dem Fernsehen, großen und kleinen Tageszeitungen usw. - doch offenbar faßte man die Warnungen des 63jährigen Leopold dort als schlechten Scherz auf.

Der Mann betreibt einen Bauernhof unweit des Wallfahrtsortes Maria Luggau und kennt die Gegend seit seiner frühesten Kindheit. "Früher", beginnt Poldi, ein weiteres Klischee bedienend, "war die Welt hier noch in Ordnung." Doch der Landwirt kann die Grenze zwischen "früher" und heute genau ziehen: Im Jahre 1987 errichtete die Firma PlutArch ein Versuchslabor für radioaktive Substanzen an der Lesach. Damals nahmen die Einwohner das Unternehmen durchaus positiv in ihr Tal auf, brachte der Tourismus doch längst nicht mehr genügend Geld in ihre Taschen. Das kanadische Unternehmen richtete 60 Arbeitsplätze für Ortsansässige ein - natürlich keine im Forschungsbereich.

PlutArch ist eines der wichtigsten Unternehmen für die Entwicklung radiologischer Substanzen, das den Großteil seiner Gewinne mit Röntgenanlagen erzielt. Auf dem Weg zum Fluß, der dem Lesachtal seinen Namen gegeben hat, erzählt Hörtnagl vom Wechsel des Meinungsklimas: "Die erste Zeit war alles bestens. Die Mitarbeiter des Labors haben in unseren Gasthöfen gewohnt, und wir durften auch einmal in die Räume hineinschauen. Das war ein gutes Verhältnis. Dann kamen Wahlen, und plötzlich fingen die an, uns Spenden zu geben. In Maria Luggau hat die Firma die Schule neu bauen lassen, die Eisenbahn durch das Tal wurde renoviert und so weiter." Er hätte damals schon so ein komisches Gefühl gehabt, berichtet Hörtnagl.

Mittlerweile sind wir an der Lesach angelangt, und der Bauer zeigt mir eine Stelle am Ufer. Dort wachsen siebenblättrige Kleeblätter mit einem sehr blassen Pigment. "Das war das erste Mal, daß ich Verdacht geschöpft habe!" sagt er. Einen befreundeten Biologen hätte er deswegen gefragt, doch der wußte auch nicht mehr, als daß das "natürlich nicht normal" sei. Die degenerierten Kleeblätter seien aber nicht das Schlimmste gewesen, meint Hörtnagl und holt zu einer längeren Geschichte aus.
 

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