Kino_Film-Tips Juni 2015

Action Jackson trifft die Dinos

Natürlich kommen Samuel L. und die Jurassic-Saurier nur im Kinoprogramm zusammen - aber dort spiegeln sie perfekt den Kontrast zwischen Hollywood-Einheitsbrei und skandinavischem Ideenreichtum wider. Heimische Dokumentarfilmer fragen sich währenddessen verzweifelt, wovon die vielen Menschlein auf der Welt leben sollen. Weil: Kannibalismus ist keine Lösung.    10.06.2015

EVOLVER-Redaktion

10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?

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Filmstart: 5. Juni 2015

 

Durchaus eine gute Frage, die Dokumentarfilmer Valentin Thurn ("Taste the Waste") da im Titel seines neuen Werks stellt. Laut Schätzungen der Leute, die sowas schätzen, soll die Weltbevölkerung in diesem Jahrhundert tatsächlich auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Und die Antwort auf das besorgte "Wie werden wir alle satt?" muß logischerweise sein: gar nicht. Unmöglich. Zu viele Menschen. Da hilft nur strenge Geburtenkontrolle auf allen Kontinenten und quer durch alle demographischen Schichten, um dafür zu sorgen, daß jeder halbwegs Platz und was zu essen hat.

Doch solche Antworten geben Dokumentarfilmer nicht, weil sie staatstragend arbeiten müssen. Sie "hinterfragen" stattdessen und stellen "Lösungsansätze" vor. Und so reiste auch Thurn für "10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?" um die halbe oder ganze Welt (das ist doch heutzutage eh schon egal) und präsentiert vor allem den Unterschied zweier landwirtschaftlicher Ansätze: Agrarindustrie mit riesigen Anbauflächen und unmenschlicher Massentierhaltung gegen Öko-Landwirtschaft ohne Genmanipulation und von Konzernen kontrollierte Saaten. Zweiteres ist ja prinzipiell eine gute Idee, aber selbst Millionen Alternativbauern werden das Menschengewimmel nicht ernähren können. Und da kommen dann auch die "Lösungsansätze", die in solchen Fällen gern vorgestellt werden: Gewöhnt euch nicht nur daran, in völlig übervölkerten Megastädten in Elend, Arbeitslosigkeit und sozialer Unruhe leben zu müssen, sondern freßt gefälligst Maden und Insekten. Oder halt gleich nur mehr Gras. Die Mächtigen (die weiterhin Kuchen essen, danke sehr) wollen das so - ebenso, wie sie wollen, daß es immer mehr und mehr Menschen auf der Welt gibt. Warum, das "hinterfragen" viel zu wenige Dokus. Und daher kann sich auch diese nur in Katastrophenmanagement versuchen ...  (ph)

 

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Jurassic World

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Filmstart: 11. Juni 2015

 

Wehe, wenn sie losgelassen! Nein, nicht die Saurier - sondern die Sequel-, Prequel- und Remake-Macher, die den Filmausstoß Hollywoods in den letzten paar Jahren zu einer reinen Tabellenkalkulation in Sachen Blockbuster gemacht haben ...

Von der schwierigen Entstehungsgeschichte des vierten "Jurassic"-Films und den Jahren, die das Projekt in der development hell zubringen mußte, soll hier nicht die Rede sein; das wird andernorts sowieso bis zur Ermüdung besprochen. Versuchen wir lieber, uns auf die neue Version des Dino-Franchise zu konzentrieren, die den Popcorn-Kinosommer 2015 kurz vor Schulschluß (damit auch die Kleinen noch was davon haben, bevor die Herde gen Süden zieht) zu konzentrieren: Auf der Insel Isla Nublar läuft der Saurier-Vergnügungspark - nach den dramatischen Ereignissen vor 22 Jahren - mittlerweile perfekt und ohne Probleme. Die Besucher strömen auf das in der Nähe Costa Ricas gelegene Eiland, betrachten die urzeitlichen Knuddeltiere, fressen dabei Hamburger und Pommes, fühlen sich wie in Disneyland. Doch genau wie dort stellen sich im Jurassic-Themenpark langsam Ermüdungserscheinungen ein, die Gästezahlen sinken, der Betrieb steht vor einer Krise. Also kommt der geldgierige Besitzer auf die Idee, den skrupellosen Genforscher Dr. Wu (den kennen wir von früher) eine neue Attraktion basteln zu lassen - weil ja die Leute auf der Leinwand bekanntlich noch weniger lernfähig sind als die im wirklichen Leben.

Klarerweise ist der Indominus Rex die neue Attraktion der "Jurassic World". Und noch klarerweiser ist das Vieh gefährlich, tödlich usw. Und am klarerweisesten muß ein attraktives Paar - Chris "Guardians of the Galaxy" Pratt als Mitarbeiter des Parks, der es schon immer wußte, und Managerin Bryce Dallas Howard, deren Neffen gerade als Besucher auf der Insel weilen - das Killergetier unschädlich machen. Mit der Regie wurde Colin Trevorrow betraut, von dem man außer "Journey of Love - Das wahre Abenteuer ist die Liebe" noch nicht viel zu sehen bekam. Aber das ist bei solchen Auftragsarbeiten des Marketingbüros auch gar nicht wichtig.

Erwarten Sie also keine Überraschungen ... sondern einfach bessere Digitalsaurier als je zuvor, eine in jedem Augenblick berechenbare Handlung, die sich auch ein Kindergarten-Komitee ausgedacht haben könnte, und erhöhte Popcorn-Umsätze. Vielleicht werden ja auch Jurassic-Saurier-Burger serviert.  (ph)

 

Von jetzt an kein Zurück

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Filmstart: 19. Juni 2015

 

Noch ein Jugenddrama, das formal äußerst forsch auftritt: schwarzweißes Cinemascope, blitzschnelle Jump-Cuts, flotte Zeitsprünge und nostalgischer Pop auf der Tonspur (Freddy Quinns unvergeßliches "Wir" zum Vorspann, allerdings in einer Cover-Version). Es geht um ein Unsterbliches Junges Liebespaar im Deutschland der frühen sechziger Jahre, das an elterlichen und staatlichen Repressionsmaßnahmen zerbricht: sie wird Schlagersängerin (in einem Farb-Finale), er Terrorist. Österreichs Christian Frosch ("Die totale Therapie") haut in die vollen und treibt vor allem die Episoden in den diversen Jugendheimen, wo die beiden landen, auf die Spitze. Erbrochenes wird aufgetischt, und die Schwester Oberin (Erni Mangold!!) erfreut sich schmierig an reinem Mädchengesang. Dazu ein Vater (Ben Becker!!!), der mit der Taschenlampe die Intaktheit des töchterlichen Jungfernhäutchens untersucht - jaja, die Baader-Meinhofs wußten schon, wogegen sie rebellierten. Jetzt im Ernst: Das ist natürlich ein wenig handgestrickt und überdeutlich, aber wenigstens keinen Moment lang langweilig. Und der pubertäre Grundton paßt schließlich haargenau zum Thema. Kann man anschauen.  (HL)     

 

Big Game

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Filmstart: 19. Juni 2015

 

Das ist so weit hergeholt, daß es schon wieder gut ist: Einer alten lappländischen Sitte entsprechend werden halbwüchsige Buben an ihrem 13. Geburtstag eine Nacht und einen Tag in der kalten Wildnis um den Polarkreis ausgesetzt, um zu beweisen, daß sie sich allein durchschlagen und nicht nur erfolgreich ein Tier jagen können, sondern auch das Zeug zum Erwachsensein haben. Ohne Smartphone, wohlgemerkt - also unter Umständen, die österreichische Jugendliche schon im freundlichen Tullnerfeld vor nicht zu bewältigende geistige Herausforderungen stellen würden. Aber lassen wir das.

Jedenfalls ist Oskari (Onni Tommila) jetzt da draußen in der Wildnis, nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Und logischerweise stürzt ausgerechnet dort und partout während dieser Bewährungsprobe die Air Force One nach einem terroristischen Anschlag ab, und der US-Präsident (Samuel Jackson, diesmal nicht als Action-Held, sondern als ziemlicher Feigling) strandet in Eis und Schnee. Statt gleich ein paar Pfeile auf ihn abzuschießen und die Welt damit vor einem weiteren Diktator zu bewahren, beschließt Oskari, den mächtigsten Mann der Welt zu retten. Was gar nicht so einfach ist, weil sich in der Gegend auch die psychopathischen Terroristen (und mögen wir solche nicht am liebsten?) herumtreiben, die die Präsidentenmaschine abgeschossen haben.

Es gibt nichts, was gegen "Big Game" spricht - wenn man B-Filme mag, das skandinavische Kino liebt und den finnischen Regisseur Jalmari Helander schon seit seinem Wilder-Weihnachtsmann-Geniestreich "Rare Exports" schätzt. Die Plot-Idee ist hanebüchen, die Action-Szenen sind vom Achziger-Jahre-Kino (das zwar größtenteils Mist war, aber immer noch besser als das, was man uns heute vorsetzt) inspiriert - und der Humor ist typisch nordeuropäisch und damit liebenswert. Einer der wenigen aktuellen Kinofilme, die man auf der Leinwand gesehen haben sollte.  (ph)

 

Victoria

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Filmstart: 26. Juni 2015

 

Heuer war´s DAS Gespräch bei der Berlinale: eine nachtschwarze Berliner Gaunerballade, gedreht in einem Stück ohne jeden Schnitt. Aus dem angesagten Preisregen ist dann zwar nichts geworden, aber natürlich entwickelt dieses Ding schon einen gewissen unleugbaren Sog. Wenngleich die Sache mit dem "Film aus einem Stück" so neu nun wieder auch nicht ist - war nicht Oscar-Abräumer "Birdman" nach haargenau demselben Muster gestrickt? Zweierlei hat mich hier gestört: Erstens, und das ist sicher kein Totschlag-Einwand, die Sache mit der Musik. Der Film ist - naturgemäß - mit (scheinbarem) Originalton gedreht, doch an mehreren Stellen überlagert plötzlich konventionelle Filmmusik die Sound-Kulisse samt Dialogen (!), und das geht schon einmal überhaupt nicht. Entweder "ein Stück Leben" als Film oder aber bewußte "Inszenierung".

Ernster scheint der zweite Einwand: Die Story ist einfach nicht glaubwürdig, und das kann man erläutern, ohne zu spoilern. Es geht um eine junge Spanierin, die offenbar aus "besserem Hause" stammt (da sie, wie eine lange Passage beweist, glänzend klassisches Klavier spielen kann). Nächtens in Berlin nach einem Disco-Besuch lernt sie vier Jungs kennen, die gleich zum Einstand einmal ein fremdes Auto knacken wollen. Daß das Mädel da sofort mitmacht und sich im weiteren Verlauf des Geschehens auf riskanteste Aktionen einläßt, scheint (mir) einfach nicht stimmig und hat verhindert, daß ich letztlich in diesen Film reinkippen konnte. Vielleicht geht´s anderen ja anders.  (HL)

 

Es wird wieder wild

Film-Tips Mai 2015


Helge Schneider schweigt lieber, als über sein Leben zu erzählen. Mad Max ist von Berufs wegen so zornig, daß ihm Dialoge überhaupt wurscht sind. Und der Babadook ist als Spielgefährte für kleine Buben zwar ganz leise, aber so hinterhältig, daß er im bisherigen Horror-Highlight von 2015 umso mehr Angst macht. Der Mai ist gekommen, die Filme schlagen ein (oder auch nicht).

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Kommentare_

David R. - 24.07.2015 : 16.21
@Victoria: Ich kann deinen Einwand verstehen, allerdings hat mir das erste Drittel des Films (was viele wohl als besonders langweilig empfinden) genau diese Basis gegeben, dass ich ihre Kurzschlussentscheidung und den Verlauf der Nacht für Victoria absolut verstehen konnte - also dieses rauschhafte, leichtsinnige und naive Reinkippen in ein Abenteuer. Viel grausamer war nur die sehr bescheidene Tiefgaragenpassage. Sonst ein feiner Film - in fast jeder Hinsicht.

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