Kino_Das Gesetz der Ehre

Fuck - the police!

Es ist nicht nur der deutsche Titel, der bei diesem Beitrag zum Cop-Film-Genre für Skepsis sorgt - auch der Plot verspricht nichts Neues. Retten kann sich der Film nur durch seine herausragende Besetzung und die beispielhafte Arbeit des Kameramanns.    26.01.2009

Als vier Polizisten sterben, ist das Police Department außer Rand und Band. Chief Francis Tierney (Jon Voight) übergibt den Fall seinem Sohn Ray (Edward Norton), der nur widerwillig zustimmt, da die toten Kollegen seinem Bruder Francis (Noah Emmerich) und seinem Schwager Jimmy (Colin Farrell) unterstanden. Schon bald stellt er fest, daß es bei dem Fall nicht mit rechten Dingen zugeht und seine Familie in einen Korruptionsskandal zu geraten droht. Natürlich nicht zu Unrecht - gerade Jimmy scheint häufig mit fragwürdigen Mitteln sein Gehalt aufzubessern. Schnell findet sich Ray zwischen den Fronten wieder und muß sich zwischen Familie und Wahrheit entscheiden.

Der Inhalt bietet nicht viele Überraschungen; dennoch sind Regisseur Gavin O´Connor und seiner Crew einige ihrer Vorhaben aufgegangen. So zum Beispiel der visuelle Teil: Für die Kamera zeichnet Declan Quinn ("Shine A Light") verantwortlich, der die Straßen von New York als düsteren Schauplatz krimineller Verwicklungen zu inszenieren weiß. Am Drehbuch gibt es kaum etwas zu bemängeln, obwohl doch auffallend oft das Wort "Fuck" verwendet wird, das amerikanischen Cops (wie Hollywood längst gezeigt hat) besonders leicht über die Lippen zu gehen scheint. Daran scheitert der Film aber bestimmt nicht, genauso wenig an der hochkarätigen Besetzung, die ohne Zweifel von einem überragenden Edward Norton angeführt wird. Neben einem gewohnt standhaften Jon Voight und Colin Farrell, der seit "In Bruges" ein schauspielerisches Hoch hat, überrascht vor allem Noah Emmerich mit seiner Darstellung der Zerbrechlichkeit des starken Mannes.

 

Leider kann ein Film nicht (immer) nur von seinen Schauspielern leben. In "Das Gesetz der Ehre" geht dieser Versuch jedenfalls nicht auf. Zu trivial ist die Story gezeichnet und geht damit im Genre unter. Cop-Thriller finden sich im Hollywood-Filmgeschäft ja nicht gerade wenige. Hinzu kommt noch die Tatsache, daß es einige außergewöhnliche Vorreiter gibt (man denke da beispielsweise an Sidney Lumets "Serpico"), an die Gavin O´Connors Streifen nur schwer heranreichen kann. Zwar ist die Thematik nicht ganz konventionell - das gefühlsmäßige Zerwürfnis, in dem jeder einzelne aufgrund der Verwicklung zwischen Loyalität, Wahrheit, Korruption und Familie drinsteckt, ist nicht unspannend - als Ganzes überzeugt der Film aber trotzdem nicht, wahrscheinlich weil er sich selbst zu ernst nimmt. Nur die Prügelei zwischen Ray und seinem Schwager zeugt von Selbstironie; leider geht die Szene aber schnell wieder im dramatischen Ende unter.

"Pride and Glory" stellt das Gesetz der Ehre, von dem der deutsche Titel berichtet, in Frage und zeigt ein Polizeibild auf, das mit dem Helden-Image bricht. Daß Polizisten auch nur Menschen mit alltäglichen Problemen sind, ist eine Sache - wirklich interessant wird es aber erst dann, wenn Arbeit und Familie miteinander kollidieren und der eigene Hals auch noch gerettet werden muß. Letztlich wirkt der Streifen aber eher belehrend als kritisch. Zu viele Antworten werden geliefert, zu wenig Spielraum bleibt für eigene Gedanken und Interpretationen. Zum Schluß bekommt jeder, was er verdient, was die anfänglich differenzierte Herangehensweise an das Thema wieder zunichte und aus "Das Gesetz der Ehre" wenn auch unterhaltendes, so doch vor allem klischeehaftes Mainstream-Kino macht.

Christa Minkin

Das Gesetz der Ehre

ØØØ

(Pride and Glory)

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USA 2008

125 Min.

Regie: Gavin O´Connor

Darsteller: Jon Voight, Edward Norton, Colin Farrell u. a.

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