Kino_Film-Tips Mai 2017

Im Kino hört uns niemand gähnen

Braucht die Welt noch ein "Alien"-Sequel"? Hat Guy Ritchie das Zeug für einen Artus-Film? Und haben wir im Kinomonat Mai wirklich auf Jeff Bridges oder eine Beuys-Doku gewartet? Hans Langsteiner und Peter Hiess liefern Antworten auf diese Fragen.    08.05.2017

EVOLVER-Redaktion

King Arthur: Legend of the Sword

Filmstart: 12. Mai

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Wieder eine Verfilmung der unzählige Male auf der Leinwand und auf Bildschirmen gelandeten König-Artus-Sage. Und die neue Version stammt leider von Guy Ritchie, der sich seit seinen Anfängen als Regisseur - trotz Kassenschlagern à la "Sherlock Holmes" - qualitativ immer weiter hinunterarbeitet und alle Anstrengungen unternimmt, noch amerikanischer zu werden als die Amerikaner (und nebst all der Oberflächlichkeit immer noch einen Schuß abgestandener Hipster-Ironie einzubauen). Wie bitte? Sie meinen, mit so vielen Vorurteilen kann man nicht mehr unbelastet an einen Film herangehen? Aber wer außer absoluten Popkultur-Autisten tut das schon?

Sei´s drum: Ritchie inszeniert die altbekannte Geschichte um die englische Herrscherlegende als typische US-Underdog-Story im Kostümfilmgewand. Der nichtsahnende Arthur (Charlie Hunnam) wächst in einem pittoresk-dreckigen London unter Huren auf und treibt sich mit einer Straßenbande herum, bis er eines Tages auf ein Schwert stößt, das in einem Stein steckt. (Aber ehrlich, so geht es uns doch allen gelegentlich, oder?). Er zieht Excalibur heraus, damit sich der Plot endlich entfalten kann. Arthur ist naturgemäß in Wahrheit ein Königssohn, dessen Vater von einem bösen Despoten (Jude Law) ermordet wurde. Jetzt schließt er sich dem Widerstand an, um das Volk vom Tyrannen zu befreien, seine rechtmäßige Position einzunehmen und Siewissenschonwiedasgeht ... Daß er im weiteren Handlungsverlauf auch gegen allerlei phantastische Wesen und übernatürliche Großgegner antreten muß, verdanken wir der derzeitigen Zuschauervorliebe für Fantasy. Aber gegen Realitätsflucht hatten wir vom EVOLVER ja noch nie was.

Daß man "King Arthur: Legend of the Sword" - wie so viele andere aktuelle Kinowerke (hallo, "Trainspotting 2") - aber spätestens einen halben Tag nach dem Ansehen so gut wie vergessen hat, geht einzig und allein auf Mr. Ritchies Kappe. Das Fernseh-Pfingstprogramm freut sich schon, daß es in zwei, drei Jahren Nachwuchs kriegt.  (ph)

 

Hell or High Water

Filmstart: 19. Mai

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Schön, daß ein (Neo-)Western wieder einmal ins Kino kommt. Die meisten Vertreter dieser Gattung landen ja direkt im DVD-Store, mögen sie - wie "Forsaken", "Three Burials" oder "The Proposition" - noch so interessant sein.  In "Hell or High Water" jagen Jeff Bridges und Gil Birmingham als rauhbeinige Gesetzeshüter ein Brüderpaar (Chris Pine und Ben Foster) quer durch Texas. Die Brüder rauben eher linkisch Banken aus - nicht aus Jux und Tollerei, sondern um erdrückende Hypotheken abzuzahlen. Überhaupt ist diese Geschichte erfreulich fest in der unerfreulichen Wirklichkeit von heute verankert: Überall stehen Reklame-Schilder wie "Schuldenerlaß", "Geschäftsaufgabe" etc. am Straßenrand, und von Glamour ist auch sonst keine Rede. Es ist eine staubige Ballade, mehr Sam Peckinpah als John Ford, dabei ruhig und klassisch erzählt, herrlich zurückgenommen gespielt und nicht ohne Humor. Ein Abstecher in ein Diner mit einer wortkargen Kellnerin wird zum Kabinettstück für sich. Insgesamt eine wirklich runde Sache und ein Pflichtfilm für jeden Western-Fan.  (HL)

 

 

Beuys

Filmstart: 25. Mai

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Jetzt einmal ehrlich und ganz unter uns: Wer hat nicht in schwachen Momenten in den Fett- und Filz-Skulpturen des 1986 verstorbenen Joseph Beuys so etwas wie schiere Scharlatanerie vermutet? Wer hat Beuys´ enigmatische Auslassungen über einen Neuen Kunstbegriff wirklich verinnerlicht? Es zählt nicht zu den geringsten Qualitäten dieser vom sonst ganz anderweitig befaßten Andres Veiel ("Black Box BRD", "Wer wenn nicht wir") gestalteten Doku, daß sie den Betrachter mit dem vagen Gefühl zurückläßt (um es mit dem Herrn Karl zu sagen), "es könnt´ was dran sein".

Veiel wartet mit einer unüberschaubaren Menge an Material auf, gliedert dieses aber nicht bieder chronologisch, sondern montiert es als assoziationsreichen Konfettiregen, oft in Form tricktechnisch belebter Kontaktabzüge, zwischen denen die Kamera hin- und herswitcht. Das Ganze ist extrem kurzweilig, enorm spannend und vermittelt definitiv ungewohnte Einblicke in diese jedenfalls unkonventionelle Künstlerpersönlichkeit. Wer, außer den Eingeweihten, hätte etwa gewußt, daß Beuys in jungen Jahren zweimal knapp dem Tod entronnen war - einmal bei einem Flugzeugabsturz im Krieg und dann in einer suizidnahen Depressionsphase in den 1950er Jahren? Ein toller Film über einen (alles in allem) tollen Künstler.  (HL)

 

 

Alien: Covenant

Filmstart: 18. Mai

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Unter Freunden des Science-Fiction-Films tobt ein Meinungskrieg, was die Kinowerke um die säureblutenden Killer-Xenomorphen betrifft: Die einen halten Ridley Scotts Original-"Alien" für ein unerreichtes Meisterwerk, die anderen (vor allem Kritiker, die als Jugendliche keine Freunde hatten) finden James Camerons Eighties-Action-Trara "Aliens - Die Rückkehr" besser; manche sind der Ansicht, daß David Finchers Frühwerk "Alien 3" ein unentdecktes Meisterwerk ist - und schließlich gibt es auch Leute, die Jean-Pierre Jeunets "Alien - Die Wiedergeburt" trotz des blöden Monsterbabys schätzen.

Fast alle sind sich jedoch einig, daß der Film "Prometheus - Dunkle Zeichen", mit dem Scott nach 33 Jahren Pause seine Außerirdischen-Saga selbst wieder aufgriff, ein unglaublicher Topfen war. Unlogische Handlung, nicht nachvollziehbare inszenatorische Entscheidungen, fragwürdiges Schauspiel und ein Auf-den-Kopf-stellen des bisherigen Monstermythos sorgten bei Fans für Mißmut. Das nahm sich auch Sir Ridley zu Herzen und nannte die Fortsetzung zu dem Machwerk nicht mehr "Prometheus 2", sondern "Alien: Covenant", um - möglicherweise auch im Auftrag seiner Geldgeber - dem Volk zu suggerieren, daß es diesmal wieder ein richtiger "Alien"-Film erwarte. Leider ist der langweilige, in seiner Motivation nicht nachvollziehbare Android David (Michael Fassbender) wieder dabei; er wartet nämlich als einziger Überlebender der vorigen Expedition auf dem scheinbar paradiesischen Planeten, den das Forschungsschiff "Covenant" ansteuert. Daß auf dieser Welt auch außerirdische Bedrohungen der Besucher harren, ist klar. Ob die größte Gefahr jedoch wieder der Regisseur ist, der sich mit seiner (geplanten) Prequel-Trilogie auf ebenso dünnes Eis begibt wie mit dem derzeit in Arbeit befindlichen "Blade Runner"-Sequel/Remake, bleibt abzuwarten.  (ph)

 

 

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