Kino_Film-Tips Juni 2016

Fleisch und Blut

Das Wiener Filmmuseum widmet dem "Mad Dutchman" Paul Verhoeven eine längst überfällige Retrospektive. Shane Black liefert Siebziger-Jahre-Action und Hou Hsiao-hsien gepflegte Eastern-Unterhaltung. Dazwischen gibt es jede Menge Zombies und Josef Hader als Stefan Zweig.    07.06.2016

EVOLVER-Redaktion

The Nice Guys

Leserbewertung: (bewerten)

Filmstart: 3. Juni

 

Wahre Geschichten sind halt doch die besten - auch wenn sie vielleicht nicht immer ganz wahr sind, sondern etwas übertrieben und ausgeschmückt. Mit solchen Stories kann Regisseur Shane Black aber anscheinend trotzdem ganz gut umgehen, sonst hätte er die Abenteuer, von denen ihm Marine-Veteran und Privatdetektiv Jay Joseph berichtete, nicht gleich in zwei Filme eingebaut. Wußte schon die großartige, flashige Krimikomödie "Kiss Kiss, Bang Bang" für ihre 15 minutes of fame zu überzeugen, so sind "The Nice Guys" bester Stoff für die Gegenwart, die ohnehin immer absurder wird. Mit viel Action, launigen Sprüchen und Noir-Mentalität nehmen sich die zwei Netten-Kerle-Ermittler aus dem Titel (Russell Crowe und Ryan Gosling) der Fälle eines scheinbaren Selbstmords und einer jugendlichen Vermißten an. Dabei stoßen sie natürlich - wie sollte es im ewigen "Chinatown"-L. A. auch anders sein, selbst wenn der Film in den Seventies handelt - auf eine böse, großangelegte Verschwörung. Daß sie sich diesem Fall der Fälle in der von Black bekannten lockeren Manier nähern, verweist wieder auf das reale Vorbild Jay Joseph, der einmal im Fall einer Ehebruch-Observation mit der betreffenden Frau ins Bett gegangen war und daraufhin von seiner Schwester als "schlechtester Detektiv der Welt" tituliert wurde. Alles in allem: ein nahezu perfekter Spaß für den Sommerbeginn.  (ph)

 

 


Vor der Morgenröte

Leserbewertung: (bewerten)

Filmstart: 3. Juni

 

Man kennt Josef Hader als subtilen Kabarettisten, und man schätzt ihn als Verkörperung von Simon Brenner, dem von Wolf Haas ersonnenen Detektiv wider Willen - doch als Stefan Zweig hätte man ihn, Hand aufs Herz, eigentlich nicht gesehen. Ihn den zermürbten Dichter in den letzten Jahren seines amerikanischen und  brasilianischen Exils spielen zu lassen, ist indes, wie sich jetzt herausstellt, der Besetzungscoup des Jahres. Nicht nur, daß Hader, schnurrbärtig und leicht gebeugt, Zweig äußerlich verblüffend ähnelt, er verleiht ihm auch, scheinbar mühelos und ohne grelle Mimik, jene Aura von entrückter Trauer, die den seiner Sprache entwurzelten Dichter schließlich in den Freitod getrieben haben mag. Doch auch der Film, den die Schauspielerin Maria Schrader um Hader herum inszeniert hat, ist aller Ehren wert: kein herkömmliches Biopic, sondern die ruhige, mit Zwischentiteln strukturierte Abfolge einzelner Lebensstationen Zweigs, übervoll an subtil gesehenen Details, optisch von überbordender Opulenz und durchaus nicht ohne Witz. Allein die Art, wie Schrader den finalen Doppelselbstmord Zweigs und seiner Frau ins Bild setzt, ohne ihn eben im Bild zu zeigen, grenzt ans Geniale. Neben der Vater-Tochter-Komödie "Toni Erdmann" wohl der verblüffendste deutsche Film des Jahres.  (HL) 

 

Paul Verhoeven-Retrospektive im Filmmuseum

Leserbewertung: (bewerten)

Filmmuseum: 3. - 19. Juni

 

Wie man in scheinbar triviale Stoffe aus Horror, Science Fiction, Sex und Gewalt subtil-subversive Widerhaken einschlagen kann, das demonstriert seit Jahrzehnten niemand so klug, kritisch und effektsicher wie der Hollywood-Holländer Paul Verhoeven. Seinem kraftstrotzenden Gesamtwerk widmet das Filmmuseum eine längst fällige Retrospektive, zu der auch der Meister himself erwartet wird. Unter Konlechner/Kubelka hätt´s des ned geb´n!

 

Links:

Stolz und Vorurteil & Zombies

Leserbewertung: (bewerten)

Filmstart: 10. Juni

 

Mashups konnten sich in der Musikbranche nicht wirklich durchsetzen und blieben auch auf dem Buchmarkt eher eine Nebenerscheinung für Hobbyisten. Und im Kino? Na ja, wenn man sich die bisherigen "Erfolge" der Mashup-Romanverfilmungen des Autors Seth Grahame-Smith ansieht, kommt auch auf der Leinwand weder kreativ noch finanziell bei solchen Unternehmungen etwas Befriedigendes heraus. Gut, "Abraham Lincoln Vampirjäger" schlug sich zwar an den Kinokassen nicht schlecht, war aber eindeutig Schwachsinn, etwa auf dem Niveau von "Hänsel und Gretel: Hexenjäger". "Stolz und Vorurteil und Zombies" versucht - wie die Romanvorlage - die Welt von Jane Austens berühmtem Klassiker "Stolz und Vorurteil" aus dem Jahr 1813 mit der modernen Zombie-Subkultur zu vereinen. Was dabei herauskam: BBC-Besetzung, Kostümfilm, die schöne alte britische Landhaus-Liebesgeschichte mitten in den Kriegswirren - und daneben sind die Frauen (dem Gender-Irrsinn im modernen Hollywood zuliebe) erfahrene und ultracoole Zombie-Jägerinnen. Das funktioniert nie wirklich, trotz ein paar netter Momente, wirkt fast durchgehend aufgesetzt und konstruiert, hat - im Gegensatz zu manchen musikalischen Mashups - keinen richtigen Groove und ist wahrscheinlich deshalb seit dem internationalen Kinostart im Februar dieses Jahres gnadenlos gefloppt. Da würden wir vom EVOLVER doch viel lieber "Kottan löst den Fall der Untoten" oder "Mundl: Was san denn des fia Trottln, diese Zombies?!" sehen ...  (ph)

 

The Assassin

Leserbewertung: (bewerten)

Filmstart: 17. Juni

 

Die asiatische Filmindustrie - damit sind hier die Produktionen aus Hongkong, Japan, Korea und China gemeint - floriert nach wie vor und bringt zahlreiche interessante Werke hervor. Nach der Modewelle vergangener Jahre bekommen wir in unseren Breiten jedoch das meiste überhaupt nicht mehr oder wenn, dann nur als DVD-Premieren zu sehen. Einzige Ausnahme sind manche der opulenten historischen Kostüm/Martial-Arts-Spektakel mit ihren wunderschönen Bildern und Schauspielern sowie -innen; die landen gelegentlich noch auf der großen Leinwand. So wie "The Assassin", ein Kampfsportdrama, das im China des 19. Jahrhunderts spielt und eine vertraut wirkende Story erzählt: Mädchen wird entführt, von einer Nonne mit Faustwatschenkenntnissen großgezogen und kehrt nun zurück - als hochgradig begabte Profikillerin. Blöderweise ist der Gouverneur, den sie umbringen soll, genau der Mann, dem sie einst zur Frau versprochen wurde. Colour, Conflict, Confrontation - inszeniert vom Cineasten- und Festival-Liebling Hou Hsiao-Hsien und mit der unwahrscheinlich schönen Shu Qi ("KillerLady") auch hier in einer tödlichen Hauptrolle.  (ph)

 

Kommentare_

Akzente
Sport als Thema im Gaming

Play the Controller!

Man kann sich als Hobbysportler im Freien abmühen, Sehnen zerren und Knochen brechen - und wird doch nie so ein Profi wie die im Fernsehen. Alternativ dazu kann man aber auch als Computer-/Konsolenspieler die Höhen aller möglichen Sportarten erklimmen.  

Akzente
Gesundes Leben

Gesünder im Jahr 2023

Irgendwann holt einen das schlechte Leben ein. Dann ist es höchste Zeit, endlich etwas zur Verbesserung der eigenen Gesundheit zu tun - angefangen mit mehr Bewegung über das Ablegen schlechter Gewohnheiten bis hin zu vernünftiger Ernährung.  

Akzente
Dokumentarfilme

Warum wir Dokus brauchen

Hollywood liefert nur mehr Remakes und/oder Woke-Belehrungsfilme. Der TV-Serien-Boom bringt mittlerweile auch vorwiegend Mittelmäßiges hervor. Es ist höchste Zeit, sich einem noch relativ "unverdorbenen" Genre zu widmen: dem Dokumentarfilm.  

Akzente
Infos für Lotto-Fans

Lotterien in Europa

Wo lauern die besten Gewinnchancen? Können euch die EuroMillionen oder die spanische Weihnachtslotterie wirklich ganz schnell in die Riege der Superreichen befördern? Oder geht es nur um den Nervenkitzel?  

Akzente
Gaming im Netz

Online-Spiele

Wie sicher ist das neueste Online-Game, mit dem Sie oder Ihr Nachwuchs sich gerade intensiv beschäftigen, für Ihren PC? Könnte es sein, dass Viren drinstecken, irgendwer Ihnen die Kontodaten stiehlt oder Ihre persönlichen Daten durchs Netz schwirren? Wir informieren.  

Akzente
Fußball-WM 2022 - die Songs

Kick it like Udo

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar beginnt in wenigen Wochen. Damit ist klar, daß jetzt auch die Songs aus dem offiziellen Soundtrack verstärkt aus den Boxen hämmern werden.