Kino_Saw VI

Blutig lernen, lebenslang

Chris Haderer hat das neue Jigsaw-Revival gesehen und eine Menge über das Leben gelernt - vor allem, daß es manchmal ziemlich wehtun kann, wenn man den falschen Leuten begegnet.    01.12.2009

Der Mensch hat Strafe verdient. Er braucht sie sogar, um nachhaltig zu lernen. Man muß ihn an die Grenze bringen, er soll dem Tod ins Auge sehen, um den Wert des Lebens zu schätzen. Das ist die - optimistisch - formulierte Ausgangssituation des "Saw"-Franchise, dessen sechste Inkarnation nun im Kino und demnächst auch auf DVD zu bestaunen ist. Erzielt wird der Lerneffekt durch sogenannte "Spiele", initiiert und konstruiert vom krebskranken Jigsaw (Tobin Bell). Sogenannte böse Menschen landen in gefinkelt konstruierten, mechanischen Fallen, in denen sie entweder sterben oder auf meist schmerzhafte Weise das Leben lieben lernen. Daß dabei eine Menge Leichen anfallen, liegt auf der Hand - und die Ketchup-Truppe der "Saw VI"-Crew blüht dabei zu Höchstform auf. Nicht einmal dem ärgsten Feind wünscht man, hinter Jigsaw herputzen zu müssen.

 

"Saw VI" reiht sich somit nahtlos ins Schema der bisherigen Filme ein. Worum es diesmal eigentlich geht? Um nichts anderes als eine Fleischbeschau: Auch Teil sechs offenbart sich als Blutoper, bei der einem schon in den ersten Minuten die abgetrennten Körperteile um die Ohren fliegen: Zwei Betrüger finden sich in Käfigen wieder. Wer sich in einer Minute mehr Extremitäten abschneidet, darf überleben. Dem anderen werden Schrauben in die Schläfen gebohrt. Der "Sieger" hat etwas über seine eigene Bosheit gelernt und behält ein ganz persönliches Andenken an den Lernprozeß  - in diesem Fall einen abgetrennten Arm. (Bemerkenswert ist übrigens auch der "Brustschraubstock", der bei jedem Atemzug des eingeklemmten Opfers enger und enger wird, bis von den inneren Organen nur noch ein feiner Brotaufstrich übrig bleibt.)

Same old, same old also - auch wenn am Ende die Weichen für eine Veränderung der Plot-Linie gestellt werden. Während der längst verstorbene Jigsaw immer noch mit dabei ist, dürfte es für den in "Saw III" aufgetauchten FBI-Agenten Hoffman (Costas Mandylor) langsam das Ende vom Lied spielen. Er wird als Jigsaws Helfer und "Testamentsvollstrecker" enttarnt und letztlich von einer alten Bekannten aufgesucht. So schaffen die Verantwortlichen zumindest Platz für neue Figuren und/oder Handlungsstränge ...

Fazit: handwerklich gut gemachtes Blut- und Beuschelkino ohne nennenswerten Tiefgang - und damit ein Highlight für das einschlägige DVD-Publikum. Unser Tip: Gönnen Sie sich ein ordentliches Beef tatar zum Film - und danach zerschlagen Sie mit dem Kopf eine Flasche Uhudler.

Chris Haderer

Saw VI

ØØØ

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USA 2009 (Lionsgate)
90 Minuten
Regie: Kevin Greutert
Darsteller: Tobin Bell, Costas Mandylor, Betsy Russell u. a.

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