Kino_Film-Tips Dezember 2016

Zeitreisen und Zukunftsvisionen

Das Wiener Filmmuseum entführt in die Zukunft vergangener Zeiten. Das Gartenbau-Kino ehrt eine Hollywood-Legende. Eine österreichische Doku entpuppt sich als Überraschung des Jahres - und natürlich gibt es auch diesen Monat die üblichen Franchise-Ableger.    15.12.2016

EVOLVER-Redaktion

Sully

Filmstart: 2. Dezember

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Okay, daß Clint Eastwood Trump die Stange hält, ist jetzt nicht besonders schön. Aber Filme machen kann er nach wie vor. Sein Stil ist inzwischen so lakonisch, pragmatisch und selbstverständlich, so sich-nie-in-den-Vordergrund-drängend wie der von, sagen wir, Howard Hawks oder, mit Abstrichen, John Ford. "Sully" liefert dafür einmal mehr den Beweis. Der Titelheld ist jener US-Pilot, der eine pannenbehaftete Passagiermaschine elegant auf dem Hudson River notlandete, sämtlichen Insassen das Leben rettete und sich dafür vor amerikanischen Behörden auch noch rechtfertigen mußte. Eastwood inszeniert das - mit einem wunderbar zurückgenommenen Tom Hanks - so nüchtern, so konzentriert (der Film dauert schlanke 96 Minuten!), daß sich die Dramatik gleichsam wie von selbst entfaltet. Zum Vorspann darf Sully noch alpträumen, sein Flieger wäre über Manhattan abgestürzt, doch das ist auch schon das Äußerste, was sich Eastwood an zusätzlichen Show-Werten erlaubt.  Wer die Hoffnung auf gutes amerikanisches Mainstream-Kino schon verloren hat - hier wird er eines Besseren belehrt.  (HL)


Triste Technik | Science-Fiction und Melancholie, 1968–1983

1. Dezember 2016 bis 5. Jänner


Drei Wochen läuft die SF-Retrospektive im Wiener Filmmuseum noch - zwar mit Werken, die jeder anständige Fan des Zukunftsfilms kennen und schon ein paarmal gesehen haben sollte, aber immerhin hat man so wieder einmal die Chance, sie auf der großen Leinwand zu bewundern. Das Motto "Triste Technik: Science Fiction und Melancholie, 1968-1983" und die superg´scheiten Zeilen dazu sollen nicht von der simplen Tatsache ablenken, daß hier Anti-Utopien aus einer Zeit zerbrochener Fortschrittsgläubigkeit gezeigt werden. Die Bandbreite der vorgestellten Genreklassiker reicht von den wunderbaren Kubrick-Streifen "2001" und "Uhrwerk Orange" über "Dark Star", "Jahr 2022: Die überleben wollen" und den hier irgendwie reingerutschten Katastrophenfilm "Flammendes Inferno" bis hin zum noch heute visionären "Blade Runner". Besser kann man dem Feiertagsterror gar nicht entkommen.  (ph)

Links:

Sühnhaus

Filmstart: 8. Dezember

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Ein österreichischer Dokumentarfilm ... gähn. Ein österreichischer Dokumentarfilm über den Ringtheaterbrand von 1881 ... schnarch.  Jetzt kommt´s, Leute: "Sühnhaus" ist ein Hammer, vielleicht DIE Überraschung dieses zu Ende gehenden Kinojahres. So spannend, so verblüffend, ja, so witzig (!) ist heimische Historie schon sehr lange nicht mehr aufbereitet worden. Die frühere Filmkritikerin Maya McKechneay begibt sich in das schmucklose Gebäude der Polizeizentrale am Schottenring 7, erklärt es kurzerhand zum Spukhaus und stürzt sich dann beherzt in seine Vorgeschichte: Dort stand einst das Ringtheater, bis es nach dem verheerenden Brand mit seinen knapp 400 Todesopfern vom titelgebenden Sühnhaus ersetzt wurde - einem neogotischen Gründerzeit-Bau, in dem sich eine Freud-Patientin in den Tod gestürzt hatte. Ist man erst einmal drinnen in dieser Geschichte, läßt sie einen nicht mehr los. Wer wußte schon, daß der Brauch des Ausbuhens eine Folge des Ringtheaterbrands ist? Bis dahin wurde nämlich, so eine Vorstellung mißfiel, gezischt - was dann aber doch zu sehr an das Geräusch des ausströmenden Gases in der Brandkatastrophe erinnerte. Von solchen Details quillt "Sühnhaus" förmlich über, und McKechneay sorgt mit kühn gebauten Bildern, skurrilen Zeitzeugen- und Expertenauftritten und sogar einmontierten Trickfilmsequenzen (!) dafür, daß einem hier der Mund vor Staunen offen bleibt. (HL) 

 

A Tribute to Kirk Douglas

9. bis 11. Dezember 2016


Anläßlich des 100. Geburtstags des Stars erinnert Dietmar Wohlfart an die Glanztaten des Hollywood-Denkmals Kirk Douglas. Wer sich von selbigen überzeugen will, besucht am besten die Mini-Werkschau im Wiener Gartenbau-Kino. 

Links:

Rogue One: A Star Wars Story

Filmstart: 15. Dezember

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Im ersten "Star Wars"-Spin-off (das wird alles nie mehr aufhören, so wie die Marvel-Spektakel!) wird der Krieg im Titel betont - und es geht härter, realistischer und "erwachsener" zu als in den Hauptfilmen. Andererseits: Schon wieder dreht sich alles um den Todesstern - als ob es in einem ganzen SF-Universum nicht endlich was Interessanteres gäbe. Ansonsten haben wir es mit der jungen galaktischen Straftäterin Jyn Erso (Felicity Jones) zu tun, die von den Rebellen engagiert wird. Und das nicht zuletzt deswegen, weil ihr Vater (Mads Mikkelsen auf Autopilot) einer von denen ist, die dem Imperium diese Superwaffe geschenkt haben. Und da es die Jedi-Ritter in dieser Epoche nicht mehr gibt, sind die Rebellen ganz auf sich allein gestellt. Regie beim neuen Sternenkrieg-Abenteuer (aus der ins Leben gerufenen "Anthology"-Reihe) führte Gareth Edwards, der nach seinem genialen "Monsters" mit "Godzilla" ins Reich der Hollywood-Tschinbumm-Filme eingeladen wurde. Das gibt Hoffnung - aber auch nur, wenn man mit "Star Wars" aufgewachsen ist und kindgerechte Utopien zu schätzen weiß ...  (ph)

 

Assassin´s Creed

Filmstart: 27. Dezember

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Wieder einmal versucht sich die Kinoindustrie an der Verfilmung einer erfolgreichen Computerspiel-Serie - und das, obwohl so viele Experimente in dieser Richtung erbärmlich gescheitert sind (zuletzt Duncan Jones mit seinem "Warcraft"-Epos, das ein unglaublicher Topfen war ...). Diesmal ist "Assassin´s Creed" an der Reihe - eine Mischung aus Science Fiction und Historienfilm, in der es im wesentlichen um eine Gilde von Profikillern geht. Diese Assassinen sind seit Jahrhunderten aktiv und kämpfen gegen den Templerorden, der in dieser Geschichtsversion eine Art Illuminatenbund ist und die Menschen willenlos machen sowie völlig unter seine Kontrolle bringen will (also ungefähr das vorhat, was das arrogante Establishment derzeit durchzieht). Antiheld des Films ist Callum Lynch (Michael Fassbender), der wegen Mordes hingerichtet werden soll, aber vorher von der geheimnisvollen Organisation Abstergo Industries entführt wird. Unter der Leitung einer feschen Wissenschaftlerin (Marion Cotillard) steckt man ihn in Madrid in eine Maschine, mit der sich angeblich eine starke Neigung zur Gewalt wegerziehen läßt. Und dann reist er in die Vergangenheit, erlebt dort die Abenteuer seines Assassinen-Vorfahren zur Zeit der Inquisition mit und stählt sich für den Kampf gegen die Templer. Ob eine derart komplexe Handlung in Zeiten geringer Smartphone-Aufmerksamkeitsspanne dem Publikum vermittelbar ist, bleibt fraglich. Vielleicht sind Gamer ja doch mit einer größeren Auffassungsgabe ausgestattet als der gemeine Multiplex-Besucher.  (ph)

 

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