Kino_Film-Tips November 2016

Kommen und Gehen

16 Jahre nach "Heller als der Mond" meldet sich Virgil Widrich mit einem neuen Spielfilm zurück, während Tom Cruise als Reacher wieder fachgerecht Faustwatschen verteilt. Außerdem: eine "The World Without Us"-Doku-Variation, der neue Jarmusch und das serienträchtige Potter-Prequel.    21.11.2016

EVOLVER-Redaktion

Homo Sapiens

Filmstart: 3. November

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Ein Komet fliegt an der Erde vorbei. Fragt die Erde: Wie geht´s dir, Komet? Sagt der Komet: Danke, gut - und selber? Erde: Mir weniger, ich hab Homo sapiens ...

Ein bißchen wirkt der neue Film von Nikolaus Geyrhalter wie eine abendfüllende Illustration dieses bösen alten Witzes. "Homo Sapiens" zeigt - es hat sich schon herumgesprochen - nichts anderes als menschenentleerte Räume und Landschaften in ruhig aufeinanderfolgenden Tableaus. Vieles an dem Film ist bewundernswert, manches atemberaubend: die präzise Kadrage, die den unkrautüberwucherten Fabrikshallen, Kinosälen oder Stadtruinen Halt und Struktur gibt; die Montage, die die Bilder zu thematischen Blöcken bündelt; die subtile Tonspur, die Geraschel und Windgezischel so suggestiv nachbaut, daß der Film in manchen Kinos sogar im ultraneuen "Dolby Atmos"-System gezeigt wird. Darf man trotzdem zugeben, daß sich irgendwann auch ein wenig Ermüdung einstellt, daß der wortlose Science-Fiction-Alptraum mitunter in eine etwas beliebige Diaschau zu kippen droht? Ich fürchte, man darf. Geyrhalter ist einer der intelligentesten (Dokumentar-)Filmemacher des Landes. Sein nächstes Projekt darf ruhig wieder Menschen zeigen.  (HL)

 

Jack Reacher: Never Go Back

Filmstart: 10. November

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Tom Cruise ist der Mann, der alle Ungläubigen eines Besseren belehrt - ob man nun viel von seiner (Leinwand-)Persönlichkeit und seinem Charisma hält oder nicht. Als er die Hauptrolle des Lestat in "Interview mit einem Vampir" bekam, empörte sich Anne Rice, die Autorin der Blutsauger-Saga, öffentlich und ausführlich über diese Besetzungsentscheidung; erst als sie den Film sah, wichen ihre Vorbehalte und sie begann den Weltstar über Gebühr zu loben. Ähnlich erging es vielen Fans der Reacher-Krimireihe des Bestsellerautors Lee Child: Ausgerechnet der kleine und eher schmächtige (aber wahrscheinlich doch ordentlich durchtrainierte - so genau wollen wir das gar nicht wissen) Tom soll den riesenhaften, kraftstrotzenden Ex-Militärpolizisten und menschlichen Kleiderschrank Jack Reacher spielen?

Nach dem ersten Reacher-Film schwiegen die Zweifler, weil sich Tom Cruise seiner Aufgabe so überzeugend entledigt hatte und weil sie eventuell auch endlich begriffen haben, daß Verfilmungen sich nicht sklavisch an die Buchvorlagen halten müssen und sich zudem nicht nur an deren Leser wenden. Die Fortsetzung "Jack Reacher: Never Go Back", routiniert inszeniert von Edward Zwick, sieht unseren Helden den Rat aus dem Titel nicht befolgen und stattdessen zu seiner ehemaligen Militäreinheit zurückkehren, wo er in Mordkomplotte, Intrigen und Verschwörungen verstrickt wird. Auch ein privater "Militärdienstleister" (grauslich verlogenes Wort, oder?) namens Para Source hat mit der Affäre zu tun, und Reacher braucht seine ganze Härte, Konsequenz und Intelligenz, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen und seinen Freunden Beistand zu leisten.

Wie gesagt: nicht unbedingt was für Fans der Bücher - aber wer liest heute schon noch?  (ph)

 

Links:

Fantastic Beasts and Where to Find Them

Filmstart: 16. November

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Immer, wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein neuer Potter her. Na gut, es ist nicht direkt ein neuer Harry-Potter-Film, sondern ein Spin-off der Reihe um den jungen Zauberer und seine berühmte Magieschule - aber auch "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ist gleich einmal auf fünf Kinofilme angelegt. Motto: Solange es noch Kinder und Eltern gibt, die sich an den lieben Harry erinnern, wird Geld damit gemacht.

Regie beim ersten Teil der Ablegerserie führte David Yates, der auch schon vier Potter-Filme inszenierte und daher bestens weiß, was er zu tun hat. Der Streifen, der nach einem fiktiven Lehrbuch aus dem Hogwarts-Universum benannt ist, hat völlig neue Protagonisten, allen voran Newt Scamander (gespielt von "Genderface" Eddie Redmayne), einem Magizoologen, der in den 20er Jahren mit einem Koffer (It´s bigger on the inside ...) voller magischer Monster in New York eintrifft. In den USA ist das Verhältnis zwischen normalen und magiebegabten Menschen etwas angespannter als im guten alten England, also wäre eigentlich Vorsicht geboten. Newt schafft es naturgemäß trotzdem, daß ihm ein paar der phantastischen Tierwesen auskommen und allerlei Unheil anrichten, während Zaubervereine und Hexenjäger die Stimmung aufheizen usw. usf. Spektakel und Abenteuer sind garantiert, so phantasievoll eben, wie das in Hollywood noch möglich ist. Soll heißen: Junge Zuseher werden begeistert sein, Erwachsene wie bei den meisten Blockbuster-Franchises der jüngeren Vergangenheit aber das Gefühl haben, daß Ideen und Drehbuch wie immer von einem Komitee stammen, dem nicht unbedingt nur kreative Menschen, sondern auch ein paar Buchhalter angehören.  (ph)

 

Die Nacht der 1000 Stunden

Filmstart: 18. November

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Das Positive zuerst: Es ist schön, daß sich der heimische Spielfilm zwischen Kabarettpointen, Sozialpornos und Genre-Anleihen wenigstens ab und zu des Phantastischen annimmt. Seit Michael Syneks Boris-Vian-Adaption "Die toten Fische" (wo bleibt übrigens die angekündigte Restaurierung dieses vergessenen Meisterwerks?) hat es, von vereinzelten Science-Fiction-Versuchen (zuletzt "Stille Reserven", eher enttäuschend) abgesehen, in dieser Richtung nichts gegeben. So gesehen füllt dieser zweite Langfilm des umtriebigen Salzburger Kurz- und Experimentalfilmers Virgil Widrich durchaus eine Lücke. "Die Nacht der 1000 Stunden" ist, um auch dies nicht zu unterschlagen, wunderbar photographiert; an der Kamera stand schließlich kein Geringerer als Haneke-Wegbegleiter Christian Berger, und dessen subtil ausgeleuchtete Tableaus macht ihm so schnell niemand nach. 

Das wär´s, fürchte ich, aber auch schon. Was hier auf einen vielversprechenden Beginn - bei einer Testamentsabfassung im Familienkreis taucht plötzlich eine Totgeglaubte wieder auf - folgt, ist in seiner Mischung aus Zeitsprüngen, Beziehungskiste und Polit-Parabel so wirr und beliebig, daß das Interesse selbst des Wohlmeinendsten irgendwann erlahmt. Daß dies alles noch dazu betont hölzern und steif gespielt wird, mag am Regiekonzept liegen, trägt zur Freude an diesem entgleisten Versuch aber auch nicht wirklich bei. Der Inbegriff einer versäumten Gelegenheit.  (HL)

 

Paterson

Filmstart: 18. November

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Mit Jim Jarmusch ist das so eine Sache: So gut wie jedes Mal, wenn ich in einem seiner Filme sitze, bin ich hin und weg. Doch wenn ich nach einer Liste meiner Lieblingsregisseure gefragt werde, taucht Jarmuschs Name kaum je auf. Liegt es daran, daß seine Filme so schwebeleicht und fluffig daherkommen, daß man sie beim Verlassen des Kinosaales nur noch als angenehmen Hauch in Erinnerung hat? "Paterson" sollte dies jedenfalls nachhaltig ändern. Es ist so etwas wie der paradigmatische Jim-Jarmusch-Film schlechthin. Nichts scheint hier zu "passieren", und doch stecken diese 123 Minuten voll von Leben, atmen subtilen Humor, optischen Witz und entspannte Lebensklugheit. Es geht um sieben abgezählte Tage im Leben eines Busfahrers, der nicht nur Paterson heißt, sondern auch im gleichnamigen Ort in New Jersey lebt. Jeden Morgen erwacht er an der Seite seiner liebevoll versponnenen Frau, geht seiner Arbeit nach, genehmigt sich ein Bierchen in der Stammkneipe und führt die familieneigene Buldogge äußerln. That´s it aber auch schon, vielleicht abgesehen von der Tatsache, daß Paterson hobbymäßig Gedichte schreibt, die wie von Zauberhand kalligraphiert auch auf der Leinwand erscheinen. Wo soll man beginnen beim Beschreiben dessen, was diese Nicht-Geschichte so unwiderstehlich macht? Ein Beispiel muß genügen: Zu Beginn ist in einer Traumerzählung von Zwillingen die Rede, und mit einem Mal scheint es in Patersons Umgebung von Zwillingen nur so zu wimmeln - wenn man genau genug hinsieht. So ist der ganze Film. Wer ihn versäumt, bringt sich um eines der schönsten Kinoerlebnisse des Jahres.  (HL)

 

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