Musik_CD-Tips KW 05/08

Men at Work

Drei Mann in einer Besprechung: Echte Kerle können rückwärts einparken, nach vorwärts spurten, philosophieren und - wenn´s sein muß - auch das Haus rocken.    01.02.2008

Manfred Prescher

Morrissey - Greatest Hits

ØØØ 1/2

Universal (GB 2008)

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Unser aller Miesepeter ist wieder da: zuerst mit einem "Greatest Hits"-Album, das Lust auf noch mehr Morrissey machen soll; dann tatsächlich mit dem Nachfolger der großen Werke "You Are The Quarry" und "Ringleader Of The Tormentors". Bis dahin lockt Mr. Smith mit zwei neuen Songs - "All You Need Is Me" und der Single "That´s How People Grow Up". Beide Stücke sind Archetypen und von der Art, wie sie Morrissey seit Jahr und Tag aus dem Ärmel schüttelt. Der Rest ist bekannt, wurde aber weitgehend den aktuelleren Werken entnommen. Wenn ich richtig gezählt habe, stammen 10 von 15 Liedern aus der Zeit von "Quarry" bis heute. Dazu kommen die beiden neuen Kreationen, bleiben also für die Hits der sieben Alben der Jahre 1988 bis 1997 ganze drei Songs.

Natürlich fehlen bei "Best Of"-Samplern immer viele essentielle Stücke, das liegt in der Natur der Sache. Hier ist die Lücke jedoch ein gigantisches schwarzes Loch, in das unter anderem "Interesting Drug", "You Are The Only One For Me, Fatty" und "November Spawned A Monster" fielen. Was sonst so auf der CD zu finden ist, also "I Have Forgiven Jesus", "First Of The Gang To Die" oder "I Just Want To See The Boy Happy", ist natürlich trotzdem groß.

Links:

Jack Johnson - Sleep Through The Static

ØØ 1/2

Universal (USA 2008)

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Wie heftig es auf Hawaii zugeht, wissen wir seit Kinky Friedmans Roman "Steppin´ Over A Rainbow". Ganz so mystisch-blutrünstig sind die Lieder des auf Oahu geborenen Jack Johnson nicht, eher im Gegenteil. Aber auch von Johnsons Vorliebe für das Wellenreiten ist wenig zu hören. Dafür ist die Musik viel zu laid back, zu entspannt, obwohl Johnson auf seinem vierten Studioalbum etwas härtere und auch elektronischere Töne anschlägt als bisher gewohnt. Das gilt vor allem für "Same Girl", das eher wie früher Tom Petty klingt. Im Titelstück groovt Johnson elegant um einen simplen, aber eingängigen Beat. Dazu rappt er sehr smooth. "They Do, They Don´t" ist wahrhaftig echter Stoff im Stile des großen Bill Withers und wirklich schön.

Viele der neuen Johnson-Songs sind allerdings eher als Klangteppich, also für das Nebenher-Weghören gedacht. Bestes Beispiel dafür ist die Ballade "What You Thought You Need", die recht fad daherkommt. Auf der nach unten offenen Dire-Straits-Skala rangiert dieser Track im zweistelligen Minusbereich. Aber es gibt für alles einen Markt: Wem James Blunt zu seicht und Donavon Frankenreiter zu rockig ist, für den ist "Sleep Through The Static" gedacht. Für die anderen ist es vielleicht die späte Rache der alten hawaiianischen Könige.

Links:

Hank Thompson - A Six Pack To Go/Gonna Shake This Shack Tonight

ØØØØØ

Bear Family (D 2008)

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Der im November vergangenen Jahres mit 82 verstorbene Texaner Thompson wird sowohl von Country- als auch von Rockabilly-Fans verehrt. Das ist natürlich logisch, weil die Schnittmenge der Stile groß ist und viele Country-Heroen auch Rocker waren. Jerry Reed und Tennessee Ernie Ford sind Musterbeispiele für das musikalische Doppelleben, und auch Johnny Cashs Sun-Jahre mäandern zwischen Erneuerung und Rückbesinnung. Hank Thompsons große Rockabilly-Ära wird nun auf einer mit einem opulenten Booklet ausgestatteten CD gewürdigt.

33 Songs, die meisten aus den 50er Jahren, demonstrieren sehr schön, daß der Sound immer noch frisch klingt. Das liegt natürlich auch an der gewohnt vorbildlichen Aufbereitung von Richard Weize und seiner Bear-Family-Mannschaft. "Three Times Seven", „Rockin´ In The Congo", "Shot Gun Boogie" oder auch das Titelstück sind zeitlose Klassiker, die auch heute noch jeden Saal zum Kochen bringen können - eine gewisse Geschmackssicherheit vorausgesetzt. Und daß Country und Rockabilly eigentlich aus der selben Schatulle sind, belegen "This Train", das auch von Cash gesungene "Nine Pound Hammer" oder "I Cast A Lonesome Shadow" eindrucksvoll. Große Platte, geiler Sound!

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