Johannes Brahms - Symphonien Nr. 1 und 2
ØØØØØ
LSO Live
Johannes Brahms: Symphonien Nr. 1 und 2, Tragische Ouvertüre, Haydn-Variationen
London Symphony Orchestra/Valery Gergiev
LSO Live (GB 2013)
Die Compact Disc ist 30 Jahre nach ihrer Einführung fast schon wieder ein Auslaufmodell. Auf dem Gabentisch der Musikfreunde dürfen die Silberscheiben trotzdem nicht fehlen. Da der EVOLVER-Klassikexperte aber mit der Zeit geht, hörte er sich auch ein paar exzellente Downloads an. Und nicht zuletzt stellt er eine ganz spezielle App fürs iPad vor, die Beethovens ewig gültige 9. Symphonie für Aug und Ohr präsentiert. 13.12.2013
Beethoven und Brahms sind sozusagen die "leading composers" der heurigen Klassik-Weihnachtsseite. Die Labels LSO Live (Anm.: London Symphony Orchestra) und Decca liefern einander nämlich eine Art Wettstreit in Sachen Brahms: beide Firmen bringen rechtzeitig vor dem Fest mehr als beachtenswerte Neuerscheinungen seiner Symphonien heraus. Das LSO mit dem einzigartigen Chefdirigenten Valery Gergiev begeistert mit einer grandiosen Neueinspielung der ersten beiden Symphonien (inkl. der "Tragischen Ouvertüre" und der "Haydn-Variationen"), während der Chef des Gewandhausorchesters Leipzig, Riccardo Chailly, mit seiner Gesamtaufnahme der Symphonien und dem Violinkonzert des norddeutschen Komponisten mit Österreich-Affinität nahtlos an den Erfolg der Beethoven-Symphonien von Weihnachten 2011 anschließt.
Faszinierend ist auch die neue CD der deutsch-japanischen Pianistin Alice Sara-Ott. Der Live-Mitschnitt aus dem St. Petersburger Mariinski-Theater mit dem Titel Pictures weist klarerweise auf Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" hin, die die bildhübsche junge Frau hochmusikalisch und niemals plakativ interpretiert. Die große Überraschung aber ist Schuberts Klaviersonate op. 53 in D-Dur. Hier schafft es Ott, sich in Sphären "hinaufzuspielen", die bis dato nur Künstlern wie beispielsweise Alfred Brendel vorbehalten waren. Beim Scherzo begeistert die Pianistin mit einem nur vordergründig lustigen Walzer, und im Rondofinale läßt sie deutlich Schuberts ewige Todessehnsucht spüren.
Und gleich noch einmal Gergiev - mit der phantastischen Fortsetzung seines Schostakowitsch-Zyklus, in dem er mit der monströsen, anti-kriegsorientierten 8. Symphonie voll punkten kann. Genauso chartverdächtig sind übrigens die DVDs von Prokofjews Der Spieler und Verdis Attila.
Bei Sony erschien unter dem kryptischen Titel The Legacy eine Gesamtaufnahme aller Klaviersonaten des nächsten deutschen Komponisten mit Bezug zu Österreich: Ludwig van Beethoven. Tatsächlich hat die Interpretation des Wiener Starpianisten Rudolf Buchbinder, der unlängst in einem Festkonzert drei Sonaten des Meisters in der Uraufführungsstätte Theater an der Wien zum besten gab, etwas durchaus Vermächtnishaftes. Ob Buchbinder in der Historie aller berühmten Pianisten einer der größten ist, ist wohl Geschmacksache. Tatsache ist, daß er unter den derzeit aktiven Klavierspielern in Sachen Beethoven als Institution gelten darf. Neben den Sonaten darf man aber auf keinen Fall die Klavierkonzerte vergessen, die hier bereits besprochen wurden.
Mit Beethoven geht es auch multimedial weiter - und zwar mit einer App für das iPad, die ihresgleichen sucht. Die großartige Symphonie Nr. 9 in d-moll op. 125 (mit Schillers "Ode an die Freude") wurde in ein kleines Programm gepackt, das alle möglichen Wünsche erfüllt. Vier Referenzaufnahmen der Universal lassen sich hier in Ton (und bei Bernstein sogar Bild) aufrufen. Der Musikfreund kann synchron zwischen den Aufnahmen von Bernstein, Karajan, Gardiner und Fricsay umschalten und direkt vergleichen. Da hört man tatsächlich Unterschiede, die sonst kaum auffallen würden - etwa, wie Leonard Bernstein und Herbert von Karajan den 3. Satz "adagio molto e cantabile" anlegen. Während der amerikanische Dirigent diesen Satz fast mahlerhaft interpretiert, ist Karajan viel rascher und trotzdem intensiv und spannend. Oder man vernimmt deutlich, daß die Originalinstrumente von Gardiner fast um einen Halbton tiefer sind als die Instrumente der modernen Orchester. Bernstein erlebt man in höchster Qualität auch auf dem Video aus der Wiener Staatsoper. Daneben können Kenner die Partitur mitlesen, wobei ein Taktstrich ganz exakt die jeweilige Stelle markiert. Und wem das nicht reicht, der kann sogar auf einem Autographen der Partitur mitlesen. Optisch sind die Instrumente symbolisch auf einem Orchester am iPad dargestellt (und blinken jeweils, wenn sie spielen). Diese App ist ein Riesenwurf, und das nicht nur als Geschenk für Musikfreunde; sie eignet sich durch die Art ihrer Aufbereitung auch als anschauliches Lehrmittel in Sachen Klassik für Schulen und Universitäten.
Wer es unbedingt weihnachtlich haben will, dem sei ein Hörbuch aus dem Mono-Verlag empfohlen. Die Wiener Schauspielerin Ulrike Beimpold hat gemeinsam mit dem Pianisten Christian Koch einen Abend mitschneiden lassen, der festliche Stimmung erzeugt. Abwechselnd hört man nette Erzählungen, Gedichte und (zumeist weihnachtliche) Klavierstücke. Eine nette Idee und akustisch wunderbar aufbereitet ... Die 112 Minuten auf den beiden CDs empfehlen sich übrigens auch sehr für eine Autofahrt von Wien nach Graz (oder in die Gegenrichtung), ganz ohne rasen zu müssen.
In diesem Sinne wünsche ich all meinen treuen Lesern (und denen, die es noch werden wollen) ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2014!
Johannes Brahms - Symphonien Nr. 1 und 2
ØØØØØ
LSO Live
Johannes Brahms: Symphonien Nr. 1 und 2, Tragische Ouvertüre, Haydn-Variationen
London Symphony Orchestra/Valery Gergiev
LSO Live (GB 2013)
Johannes Brahms - Symphonien und Violinkonzert
ØØØØØ
Symphonien und Orchesterwerke
Symphonien Nr. 1 - 4, diverse Orchesterwerke
Violinkonzert und andere Werke
Leonidas Kavakos, Violine
Gewandhausorchester Leipzig/Riccardo Chailly
Decca/Universal (D 2013)
Dmitri Schostakowitsch - Symphonie Nr. 8 in C-Dur
ØØØØØ
Mariinski-Label
Symphonie Nr. 8 in C-Dur
Mariinski Orchester/Valery Gergiev
Mariinski-Label (Rußland 2013)
Sergei Prokofjew - Der Spieler
ØØØØØ
Oper in vier Akten nach Dostojewski
div. Solisten
Chor und Orchester des Mariinski-Theaters/Valery Gergiev
Mariinski-Label (Rußland 2013)
erschienen als Blu-ray und DVD
Giuseppe Verdi - Attila
ØØØØØ
Oper in einem Prolog und drei Akten
div. Solisten
Chor und Orchester des Mariinski-Theaters/Valery Gergiev
Mariinski-Label (Rußland 2013)
erschienen als Blu-ray und DVD
The Legacy
ØØØØØ
Beethovens Klaviersonaten komplett mit Rudolf Buchbinder
Ludwig van Beethoven: Die Klaviersonaten komplett
Rudolf Buchbinder, Klavier
RCA/Sony (D 2013)
Beethovens 9. Symphonie
ØØØØØ
App für iPad
Ludwig van Beethovens 9. Symphonie in den Aufnahmen unter Ferenc Fricsay, Herbert von Karajan, Leonard Bernstein und John Eliot Gardiner
- mit Partituren (auch Autographen)
- Symphonie Nr. 9 auch als Video (aufgenommen aus der Wiener Staatsoper)
- mit Credits (Interviews etc.)
Weihnachten ist eine schöne Zeit
ØØØØØ
Eine literarisch-musikalische Liebeserklärung
Geschichten, Erzählungen und Gedichte zur Weihnachtszeit
Ulrike Beimpold, Schauspielerin
Christian Koch, Klavier
Mono-Verlag (Ö 2013)
Pictures
Klaviermusik von Mussorgski und Schubert
Modest Mussorgski: Bilder einer Ausstellung (Originalfassung für Klavier)
Franz Schubert: Sonate in D-Dur op. 53
Alice-Sara Ott, Klavier
Deutsche Grammophon/Universal (D 2013)
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
Kommentare_