Musik_Rockefeller Junior - Fragments

"Es ist halt so, daß niemand auf dich wartet"

Sie sind nicht die Jüngsten, und es ist nicht ihre erste Band. Sie wissen, wie man sich auf der Bühne bewegt, und daß das Musikbusineß kein Honigschlecken ist. Unlängst haben sie ihre erste EP vorgestellt.
Martin Zellhofer über rauhen Indie-Rock aus Österreich.    09.02.2011

Schon vor ihrer aktuellen Dreier-Kombo mit der klassischen Baß/Gitarre/Schlagzeug-Besetzung waren die Musiker in diversen Bands mit unterschiedlichem Background (Jazz, Metal, Rock) unterwegs.

Vor ein paar Jahren wollte der heutige Frontmann Thomas "Tom" Gartler dann einmal wieder soliden, erdigen Rock spielen. Den Bassisten Robert Prucha kannte er schon lange, und nach ein paar Sessions war man sich einig. Die Suche nach einem Schlagzeuger dauerte etwas; schließlich, im Frühjahr 2008, stieß Michael Schmiedinger dazu: "Rockefeller Junior" waren komplett.

Seitdem frönen sie ihrer Leidenschaft für geradlinigen Alternative Indie Rock und Underground. Und zwar ziemlich professionell. Man hört, daß hier keine frischgefangenen Rotzbuben spielen, sondern erfahrene Musiker; immerhin sind sie ja auch alle drei - selbst wenn man es ihnen nicht anmerkt - schon um die 40. Das bringt nicht zuletzt die nötige Reife, die man im vermeintlich wilden Musikbusineß benötigt. Tom dazu:

"Man braucht Leute, auf die man sich verlassen kann und mit denen man zusammenarbeiten kann. Blödeln macht immer Spaß, ist immer lustig. Aber eine CD machen und Gigs spielen erfordert auch hackeln."

Daß Musik sehr viel mit Arbeit zu tun hat, wird gerne vergessen, meint er: "Du mußt dich selber um dein Weiterkommen kümmern, Termine checken, Leute anhauen - Dinge in die Hand nehmen!"

 

Das tun die drei mit Bravour. Die Liste der absolvierten und kommenden Gigs ("Wichtiger als die Konserve ist das Thema Livemusik!") sieht beeindruckend aus - auch im Hinblick auf die Vaterrolle des Sängers, und die Tatsache, daß die Band trotz aller Einsatzfreude ein Hobby ist. Die zuletzt erschienene Debüt-EP dient der Band als musikalische Visitenkarte.

Und die ist gar nicht schlecht geworden. "Wir haben das Ding quick-and-dirty in drei Tagen aufgenommen und in drei Tagen abgemischt", so Tom; zumal die regulären Brotjobs keine längere Beschäftigung mit der Sache zulassen. Außerdem: "Eine glattpolierte Produktion kommt für uns nicht in Frage".

Das ergibt ein entsprechend rauhes Tondokument: Scheppernde Rocksongs, in denen ruhigere Strophen mit krachenden, von der verzerrten Gitarre dominierten Refrains abwechseln - das aber auch Platz bietet für einen richtig melodiösen Ohrwurm.

Ein wenig hapert es stellenweise noch mit dem Gesang. Da keiner der drei in seinen Vorgängerprojekten je die Stimme erhoben hat, meldete sich Tom mehr oder weniger freiwillig: "Singen hat mich immer schon interessiert, aber für Pavarotti halt' ich mich nicht", erklärt er grinsend. Am Anfang sei Singen nicht einfach und nicht lustig, "...weder für einen selbst noch für die Bandkollegen". Selbstkritik ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung.

 

Ein guter Einstand ist jedenfalls geliefert. Das Gespür für gefällige Melodien haben die Musiker von "Rockefeller Junior", Talent und Erfahrung genauso. Mit dem vorhandenen Biß und der gegebenen Motivation ist hier noch viel rauszuholen.

Martin Zellhofer

Rockefeller Junior: Fragments

ØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

Edelbrand Records (2010)

Links:

Kommentare_

Print
Kurt Bauer - Der Februaraufstand 1934. Fakten und Mythen

"Wenn morgen, Montag, in einer oberösterreichischen Stadt mit einer Waffensuche begonnen wird (...)"

Am 12. Februar 2018 jährte sich der Aufstand von Teilen der österreichischen Sozialdemokratie gegen die Regierung Dollfuß zum 85. Mal. Das 2017 abgehängte Dollfuß-Porträt im Parlament, die heute noch nach Aufständischen benannten Plätze und Bauwerke, Gedenktafeln für die linken Kämpfer und die regelmäßige mediale Wiederkehr des Themas beweisen: Das Ereignis ist uns näher, als es auf den ersten Blick scheint.  

Stories
Distance Project - Trail Running Experience

Don´t stop!

"Meine Musik ist eine Danksagung an alle, die mir so viel schöne Momente durch ihre Musik schenken." Braucht es mehr Gründe, um eine Leidenschaft zu erklären? Folgen wir Hannes Zellhofer durch 30 Jahre musikalische Entwicklung.  

Stories
Claudia Sikora im Interview

"Ich kenne keinen Autor, der sich nicht für talentiert hält"

Die Schriftstellerin Claudia Sikora spricht mit Martin Zellhofer über Talent, Inhalte, Geld, den Buchmarkt, Social Media und Schildbürger.  

Print
Manfred Wieninger - St. Pöltner Straßennamen erzählen

Where the streets have a name

1034 St. Pöltner Straßen-, Gassen- und Platznamen klopft der Schriftsteller und Theodor-Kramer-Preisträger Manfred Wieninger in seinem Nachschlagewerk "St. Pöltner Straßennamen erzählen" auf deren Bedeutung ab. Eine trockene Materie? Gar nicht! Wieninger nimmt uns vielmehr mit auf eine informative Reise durch Raum und Zeit, Geschichte, Politik und Gesellschaft.  

Stories
Väterkarenz im Selbstversuch

"Die Mama bin ich, verdammt!"

Sag mir, wo die Väter sind ... denn während meiner Karenz sehe ich kaum welche. 19 Prozent der 2016 in Karenz weilenden Elternteile waren Väter. Viel ist das nicht. Dabei versäumen sie was!  

Stories
Wien - Salzburg, zu Fuß, über die Berge

Der Weg ist (nie) das Ziel

Martin Zellhofer will von Wien nach Salzburg: 50 Minuten mit dem Flugzeug, zwei Stunden 22 mit dem Zug, rund drei Stunden mit dem Auto, drei Wochen zu Fuß. Er wählt letzteres.