Musik_Klassik-Geschenktips

Weihnachtliche Musikfreuden

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Jesuskind, sondern auch der EVOLVER-Klassikexperte mit gutem Rat für jene Leser, die nach feiertagstauglicher Musik von bleibendem Wert suchen. Und auch für solche, deren Geschmack eher zum Volkstümlichen tendiert ...    11.12.2015

Placido Domingo, der die legendären "Christmas in Vienna"-Konzerte ins Leben rief, ist heuer mit dem Studio-Weihnachtsalbum "My Christmas" vertreten - als Bariton, wie zu erwarten war. Diesmal ist er allerdings kaum allein zu hören, sondern bestreitet fast alle Nummern mit Partnern, die mehr oder weniger interessant sind. Herausragend ist dabei der deutsche Schlagerstar Helene Fischer, die mit Domingo das Lied "What Child Is This" geradezu zelebriert. (Anm. d. Red.: Wir kennen den Autor dieser Zeilen nicht! Wir wissen nicht, wie er oder diese Schlagerperson sich in den EVOLVER verirrt haben!! Wir wurden gehackt, gekidnappt und überrumpelt!!!) Helene Fischer ist zu Weihnachten 2015 auch solo multimedial vertreten - zum Beispiel mit einer "netten" (Wenigstens die Anführungszeichen konnten wir in diesen Text schmuggeln ...) Weihnachts-CD plus -DVD oder der DVD aus der Wiener Hofburg.

Einen klassischen Weihnachts-Sound bietet die Wiener philharmonische Blechbläserformation phil Blech, die unter dem ebenso kompetenten wie bescheidenen Paukisten Anton Mittermayr zu Recht Erfolge feiert. Als edle Beigabe zu ihrem Tonträger "Weihnachten*Christmas" erfreuen der polnische Tenor Piotr Beczala, die Wiener Sängerknaben und der Chorus Viennensis, der als Männerchor übrigens aus stimmlich mutierten Ex-Sängerknaben besteht, die Zuhörerschaft. Beczala singt hier unter anderem das berührende Lied "Minuit Cretien", das im Blechbläserarrangement leider etwas sperrig klingt. Das wird aber durch die wunderbare Stimme des Tenors wieder wettgemacht.

Den allzu früh verstorbenen Fritz Wunderlich kann man auf seinem wiederveröffentlichten "Weihnachtsalbum" hören, wo er vor allem mit Hermann Prey deutsche Weihnachtslieder singt. Dazu hört man noch Teile aus Bachs "Weihnachtsoratorium", unter anderem mit dem silbernen Sopran von Gundula Janowitz.

Auf dem ganz ähnlich benannten "The Christmas Album" singt die unsterbliche Elisabeth Schwarzkopf gemeinsam mit den Ambrosian Singers und dem Philharmonia Orchestra unter Sir Charles Mackerras traditionelle Weihnachtslieder. Das Besondere an dieser CD ist, daß der britische Ausnahmedirigent die exzellenten Arrangements zu den Liedern geschrieben hat - so läßt man sich den Weihnachtsabend gern musikalisch umrahmen.

Wer Placido Domingo übrigens als "echten" Tenor erleben will, muß eine Zeitreise einige Jahre in die Vergangenheit unternehmen. Der Sänger hat nicht nur auf vielen großartigen Opernaufnahmen und Recitals mitgewirkt, sondern versteht auch mit seiner "Latin Album Collection" zu begeistern. Auf sieben CDs lebt der ehemalige Meistertenor seine Latinoseele aus - emotioneller geht´s kaum. Andere Künstler mit lateinamerikanischem Hintergrund zelebrieren auf ihren Neuerscheinungen wiederum italienischen Belcanto vom Allerfeinsten - etwa der mexikanische Tenor Rolando Villazon oder der Peruaner Juan Diego Florez. Absolut hörenswert.

Ein Feuerwerk von Klangfarben versprüht die neue Ravel-Produktion aus dem hauseigenen Label des London Symphony Orchestra. Valergy Gergiev, der Ex-Chef des britischen Orchesters, bringt hier das gesamte Ballett "Daphnis et Chloé" (unterstützt vom London Symphony Chorus), einen exzessiven "Bolero" und eine sehr verhaltene und berührende "Pavane pour une Infante defunte". Selten wurde diese Trauermusik um ein verstorbenes Herrscherkind so fein ziseliert gespielt.

Lorin Maazel ist leider schon seit bald zwei Jahren tot, seine Aufnahmen leben jedoch weiter. Bei der Vielzahl an erhältlichen Tonträgern fällt die Wahl schwer. Absolut empfehlenswert sind jedenfalls die Tondokumente aus der Zeit, als er Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks war - allen voran die Gesamtausgaben der Symphonien von Anton Bruckner und Franz Schubert. Diese Aufnahmen beweisen die allumfassende Genialität des unsterblichen Maestros.

Von BR-Klassik gibt es quasi "preßfrisch" auf vier CDS eine Hörbiographie über Ludwig van Beethoven mit dem Titel Freiheit über alles, bei der auch "Tatort"-Freunde (Wer ist dieser Mann? Was schreibt er da?!) auf ihre Rechnung kommen. Kein anderer als der Münchner Kommissar Franz Leitmayr vulgo Udo Wachtveitl (Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhh!!!!) gibt hier den Erzähler. Und Beethoven wird vom österreichischen Hörbiger-Clan-Mimen Cornelius Obonya gesprochen. Musikalisch untermalt mit vielen Beispielen und der gesamten 5. Symphonie in c-moll unter Mariss Jansons, wird auf diesen Silberscheiben ein spannendes und berührendes Beethoven-Bild geliefert: spannend vermittelte Musikgeschichte, nicht nur für die Feiertage.

Herbert Hiess