Ein Pflock kommt selten allein

Hat man Brian Lumleys Blutsaugervisionen einmal kennengelernt, kommt man nicht mehr von ihnen los. Band drei bis fünf der "Necroscope"-Saga bieten erneut Gelegenheit, in die düstere Welt Harry Keoghs einzutauchen. Die Wamphyri sind noch lange nicht besiegt.

Während uns das Fernsehen vorzugaukeln versucht, Vampire wären halbstarke Campus-Punks, denen jede x-beliebige blonde Göre den Garaus machen kann, überzeugte uns Brian Lumley mit seiner "Necroscope"-Reihe (siehe EVOLVER-Rezension) mühelos vom Gegenteil. Mit "Kreaturen der Nacht", "Untot" und "Totenwache" liegt nun auch der zweite Band der blutigen Revenanten-Saga in deutscher Übersetzung vor und entführt den Leser erneut in das schaurige Reich der Vampire und Wamphyri.

Das russische E-Dezernat ist beinahe vollkommen zerstört, die Bedrohung durch Boris Dragosani beseitigt. Doch Väterchen Rußland schläft natürlich nicht, und so hat Breschnew Felix Krakovic bereits mit dem Wiederaufbau der mächtigen Organisation beauftragt. Schließlich will man den Wettlauf um die Weltmachtstellung in Sachen parapsychologischer Kriegsführung nicht gegen die Briten verlieren. Weder E-Dezernat noch sein britisches Pendant, genannt INTESP, ahnen zu diesem Zeitpunkt, daß sie bald Seite an Seite in die Schlacht ziehen müssen, um gegen die Überbleibsel eines längst vergangenen Zeitalters anzutreten.

Lumley gelingt es mit seinen "Necroscope"-Romanen nicht nur, erstklassigen Horror geschickt mit ein wenig Kalter-Krieg-Spionage-Romantik zu verbinden, sondern auch alte Mythen mühelos neuzubeleben. Für zusätzliche Faszination sorgt darüber hinaus der genau recherchierte historische Hintergrund, in den das spannende und nicht gerade blutarme Spektakel rund um die fremdartigen Wamphyr-Wesen eingebettet ist. Als würde Brian Lumleys "reale" Welt den Leser nicht schon genug in ihren Bann ziehen, veredelt der Autor seine Romane auch noch mit Harry Keoghs Reisen durch das Möbius-Kontinuum, die den Horror zusätzlich um ein kleines, aber feines SF-Element bereichern.

Freunde der langzähnigen Blutsauger werden an der Fortsetzung der "Necroscope"-Saga nicht vorbeikommen. Wo die Riceschen Vampire neurotisch vor sich hin jammern und um ihr Seelenheil bangen, sorgen Lumleys Kreaturen für blankes Entsetzen. Herz, was willst du mehr?

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Über den Autor:
Geboren am 2. Dezember 1937, lebt Griechenlandliebhaber Brian Lumley gemeinsam mit seiner Frau in Devon, England, wo er neben seiner erfolgreichen schriftstellerischen Karriere auf ein bewegtes Leben als Mitglied der Royal Military Police zurückblicken kann.