Wiener Bürgerspaß aus Salzburg

Herbert von Karajan taugt auch zwölf Jahre nach seinem Tod noch immer für eine Lehrstunde in Sachen Oper: 1984 zeichnete er seine legendäre Inszenierung der Richard-Strauss-Oper "Der Rosenkavalier" im Grossen Festspielhaus in Salzburg auf.

Es ist 17 Jahre her, daß der Autor dieser Zeilen die Aufführung selbst live in Salzburg erleben durfte. Beim Anschauen der DVD kam es ihm aber vor, als wäre es gestern gewesen, so präsent wirkt Karajans Rosenkavalier von 1984 bis heute. Die große Qualität der Aufzeichnung und der Bildregie ist dabei natürlich auch sehr hilfreich. Die Kameraführung ist behutsam und niemals aufdringlich oder vordergründig. Man sieht genau die Mimik und die Gesten der Sänger, ohne daß Tonsillen oder allfällige Kronen sichtbar werden.

Über Herbert von Karajans musikalische Umsetzung zu reden ist hinfällig. Eine perfektere Aufführung von Hugo von Hofmannsthals Komödie, die Richard Strauss so meisterhaft in Musik umgesetzt hat, kann sich sicher niemand vorstellen. Es waren die absolut letzten Aufführungen von Strauss’ Oper, die Karajan dirigiert hat. Man hört seine Wehmut aus jedem Takt ganz genau heraus; mit den Wiener Philharmonikern ging er damals in den sinnlichen Klangorgien völlig auf. Allein der Monolog der Marschallin (Anna Tomowa-Sintow) ist ein immerwährendes Großereignis.

Von den anderen Sänger der Produktion sind Agnes Baltsa (als wunderbarer Octavian) und Kurt Moll (als eindrucksvoller Ochs auf Lerchenau) heute legendär; nur Janet Perry als Sophie kann trotz ihrer unbestrittenen Qualitäten nicht mit dieser Größe mithalten. Karajan führte auch bei der Bühne Regie. Jeder Takt, jede Sequenz ist klar durchdacht, ohne jemals zu dick aufzutragen. Der legendäre Bühnenbildner Teo Otto war für die Ausstattung verantwortlich, wobei er Karajans Wünsche bedingungslos erfüllte. Nicht zuletzt ist den grandiosen Wiener Philharmoniker die klangliche Gewalt dieses musikalischen Megaevents zu verdanken. Wer eine absolut exemplarische Aufführung dieses Wiener Stückes sehen will, sollte jedenfalls zu dieser DVD greifen, anstatt das Geld für eine Eintrittskarte ins Haus am Ring zu verschwenden!

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