Dann stinkst du wieder!

Mit "Driver 2" hat eine der sehnlichst erwarteten Fortsetzungen nun endlich die Geschäfte erreicht. Das Auto-Actionspiel im Stil der 70er-Crime-Movies ist wieder ein absolutes Gameplay-Highlight, aber auch erstaunlich fehlerhaft programmiert.

Wer das Playstation-Spiel "Driver" 1999 nicht spielen konnte, hat sich wirklich etwas entgehen lassen - es zählt mit Sicherheit zu den 20 besten PSX-Spielen überhaupt. Groß war deshalb auch die Aufregung, als vor einigen Tagen endlich die Fortsetzung auf den Markt kam. Und sie war nicht unverdient - "Driver 2" hat sogar ein bißchen mehr als alle Reize, die das Originalspiel zu bieten hatte. Grundsätzlich handelt es sich um ein Game, das Autoverfolgungsjagden durch Stadtgebiete stilisiert. Der Spieler steuert dicke amerikanische 70er-Jahre-Karossen und rast durch ziemlich weitläufige Levels, wobei herumstehende Mülleimer und Straßensperren umgefahren und geparkte wie fahrende Autos havariert werden. Die Grafik ist (für Playstation-Verhältnisse) ziemlich gut; Qualität und Quantität des Gebotenen halten sich die Waage. Wieder gibt es einige schnelle, kleine "Arcade"-Spiele: Fahren gegen die Zeit, Abfahren verschiedener Kontrollpunkte im Zeitrahmen, Verfolgungsjagden etc. bieten eine gute Übungsplattform, um sich mit den Stadtgebieten und dem Verhalten der Autos vertraut zu machen.

Wer bereit ist, steigt in den "Undercover-Modus" ein; dabei handelt es sich um eine fortlaufende, in Missionen unterteilte Spielhandlung. Die Spielfigur heißt Tanner und ist ein Undercover-Bulle, der ein paar schweren Jungs das Handwerk legen soll. Als Städte sind diesmal Chicago, Havanna, Vegas und Rio zu befahren (in dieser Reihenfolge). Die Missionen sind unterschiedlicher und vielfältiger angelegt als im Original: Manchmal muß man nur schleunigst (Zeitlimit!) von A nach B rasen, dann verfolgt man vorsichtig einen Wagen, muß ein anderes Auto zu Schrott fahren oder vor den Bullen fliehen. Aufregende Neuerungen sind die Tatsachen, daß es nun auch Straßen mit Kurven (nicht nur 90-Grad-Winkel) gibt und daß Tanner fast jederzeit den alten Wagen verlassen und in einen beliebigen anderen einsteigen kann. Das schafft wirklich nette Abwechslung. Die Missionen sind meist nicht allzu schwer, sodaß das Weiterkommen recht zügig vorangeht; wer allerdings den "Verfolger-Schwierigkeitsgrad" auf "Hard" stellt, sieht sich immer wieder mit Polizei- und Verbrecherautos konfrontiert, die ein bisweilen fast unüberwindliches Hindernis darstellen, weil diese Dreckskerle so verdammt schnell und gut fahren.

Die Spielhandlung selbst, erzählt in 28 Video-Zwischensequenzen, ist ziemlich zerfleddert und unlogisch. Eigentlich gibt es gar keinen roten Faden - Tanner und sein Kollege (ein Shaft-Plagiat mit Spiegelbrille) sind bloß dauernd einem fetten, schwitzigen Kerl namens Lenny auf den Fersen (sprich "Feh-Asen" in der bundesdeutschen Synchronfassung), der mit irgendwelchen Waffenhändlern unter einer Decke steckt. Die durchwegs einfältigen Dialoge am Beginn der Levels ("Hast du kein Gepäck?" "Nur ein paar Kleinigkeiten." "Uäh, dann stinkst du wieder!" "Red´ keinen Quatsch, das war ich nicht, das war der Typ hinter mir. Ich kauf mir neue Klamotten, wenn wir landen.") sind nach dem fünften Level-Neustart nur mehr bedingt witzig, müssen aber immer wieder durchgesessen werden. Außerdem passieren praktisch in jedem Level sog. "Slowdowns" - wenn zu viele bewegte Autos auf dem Bildschirm auf einmal berechnet werden müssen, fängt die Graphik zu ruckeln an und begibt sich in einen nervigen Slow-Motion-Modus (dies tritt auch auf, wenn man das Game mit der PS2 spielt). Dazu gesellen sich jede Menge Clipping-Fehler, und wenn man einmal ordentlich durch die Luft geschleudert wird und an der falschen Stelle landet, gibt es keinen Ausweg mehr (z. B. eingeschlossen in einer Verkehrsinsel), und man muß den Level neu starten. Komplette Software-Abstürze sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. Außerdem sind die Zwischenmenüs ziemlich holprig programmiert.

"Driver 2" ist trotzdem ein extrem gutes, kurzweiliges, actionreiches Spiel. Also: trotz der Kritikpunkte volle Empfehlung!

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Die Screenshots werden dem Spiel durchaus gerecht. Selten hatte man auf der Playstation ein so intensives Fahrgefühl, und die Levels sind wirklich mit Liebe zum Detail programmiert.