Kap der guten Hoffnung

Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie lange es dauern kann, bis ein herausragendes Album aus einem für die Musikindustrie "exotischen" Land in unseren Breiten veröffentlicht wird. Dabei haben die südafrikanischen TripRocker Fetish, deren Erstling vor kurzem bei uns erschien, durchaus internationale Qualitäten.

Das Label machte wohltuend wenig Wirbel bei der Promotion des Albums "Fetish" - wahrscheinlich deshalb, weil der zwölf Tracks umfassende Longplayer in England und Südafrika schon eine Weile auf dem Markt ist. Die Musik von Fetish ist stark von der Stimme Michelle Breezes geprägt, deren Gesang in einem Spektrum zwischen Beth Gibbons und Cath Coffey (Stereo MCs bzw. Terranova) liegt. Ihre Vocals sind von atmosphärischen Klangteppichen umwoben, in denen die Gitarren eine ähnliche Rolle spielen wie auf "OK Computer" von Radiohead.

Das Album ist konsequent produziert; nach Schubladen sucht man vergeblich. Je weiter man sich von Fetish entführen läßt, desto stärker beschleicht einen das Gefühl, in Südafrika zählten mitteleuropäische Musikstandards wenig. Das Konzept der zwölf Songs ist leicht nachzuvollziehen: Der Refrain/das Leitmotiv taucht immer recht früh auf, wird dann aber durch Harmonienwechsel und eine Verschleppung des Beats entrückt. Dadurch entsteht die hypnotische Wirkung von Fetish, denen - und das ist der einzige Kritikpunkt - ein Hit fehlt.

Irgendwo zwischen Dub, TripHop, Downbeat und Pop hat die Band aus Kapstadt ein Meisterwerk als Soundtrack für nachmittägliche Melancholie, verregnete Autobahnfahrten und belanglose Milchkaffeegespräche geschaffen. Bitte zwischen Massive Attack und "K&D-Sessions" einordnen!

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