Wahnsinn im Rampenlicht

Thriller, Drama, Mediensatire: John Herzfelds "15 Minuten Ruhm" stellt dem amerikanischen Rechtsverständnis kein besonders gutes Zeugnis aus - und wird trotzdem gern als Plädoyer für Selbstjustiz mißverstanden.

Eddie Flemming (Robert De Niro) ist Chefermittler der New Yorker Mordkommission, und weil er nicht nur jeden Fall löst, sondern auch ganz besonders gut mit den Medien kann, zählt er zur Prominenz im Big Apple - umso mehr, als seine Geliebte eine Top-News-Reporterin ist. Jordy Warsaw (Edward Burns) ist Ermittler beim New Yorker Fire Department; er gilt als Spezialist für Brandstiftungen. Als in einem ausgebrannten Haus zwei Leichen gefunden werden, treffen Eddie und Jordy aufeinander. Jordy liefert den entscheidenden Beweis, daß es sich nicht nur um Brandstiftung, sondern um Mord handelt. Und weil Eddie den jungen Fire Detective irgendwie symphatisch findet, bindet er ihn als Beobachter in die Ermittlungen rund um den Fall ein. So werden der erfahrene Eddie und der wißbegierige Jordy ein Team.

Der Mord und das Feuer gehen - das wissen die beiden Ermittler vorerst noch nicht - auf das Konto zweier Osteuropäer. Der Tscheche Emil (Karel Roden) und der Russe Oleg (Oleg Taktarov), frisch aus dem Gefängnis entlassen, kamen eigentlich nach New York, um von einem Komplizen den Beuteanteil abzuholen. Als sich herausstellt, daß der Gute diesen bereits verschleudert hat, dreht Emil durch und ersticht ihn und seine Freundin; dann legt er Feuer. Dummerweise hat Oleg kurz zuvor eine Videokamera gestohlen. Und Emil hat im Fernsehen gesehen, daß ein mehrfacher Mörder nicht nur mit dem Leben davongekommen ist, sondern auch noch seine Story teuer verkauft hat. Das ist also Amerika, denken sich Emil und Oleg. Und die fatale Idee folgt auf dem Fuße: Oleg wird Regisseur eines Reality-Movies, in dem Emil Leute umbringt. Gesagt, getan. Mehrere Leute gehen drauf - und schließlich gelingt es Emil sogar, den Starpolizisten Eddie zu entführen, um ihn vor laufender Kamera zu ermorden...

John Herzfeld, dessen erfrischender Krimi "Two Days in the Valley" bei uns leider nie im Kino gelaufen ist, schrieb und inszenierte mit seinem zweiten Film "15 Minuten Ruhm" einen recht spektakulären Action-Thriller mit jeder Menge Seitenhiebe auf das US-Rechtssystem, die Medien und deren Sensationsgeilheit. Großartig stehen sich Burns und De Niro als die Guten und Roden und Taktarov als die Bösen gegenüber; dazwischen wuselt es von Gestalten, die jederzeit ihre Mutter für eine gute Story verkaufen würden. "15 Minuten Ruhm" ist nicht unbedingt ein zeitloses Meisterwerk; aber ein derart dichter, vielschichtiger Action-Thriller ist verglichen mit dem Brei, der in den letzten Jahren aus Hollywood quillt, fast schon eine Sensation. Es gibt offenbar noch Amerikaner, die auch eine Geschichte zu erzählen haben.

Dem Film wurden übrigens (aufgrund seines Endes) Symphatien für Faustrecht und Selbstjustiz unterstellt. Diese sind, wie man bei genauem Hinsehen unschwer erkennen kann, tatsächlich aber nicht vorhanden. Die Frage, ob es schlecht ist, wenn sich ein böser, mordlustiger Bastard seine letzte Kugel einfängt, ist natürlich berechtigt. Aber die soll jeder für sich selbst beantworten.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.