Punk à la Mainstream

Das langerwartete und nach unzähligen Verschiebungen endlich erschienene neue Album der Backyard Babies riecht zu sehr nach Mainstream-Produktion und kann in keiner Hinsicht mit dem gelungenen Vorgänger "Total 13" mithalten.

Es ist nichts Neues, daß auf der Homepage des jeweiligen Labels Alben üblicherweise sehr optimistisch angepriesen werden. Zu wissen, welche Drogen der Autor des Textes über "Making Enemies Is Good", das neue Album der Backyard Babies, eingenommen hat, um auf folgende Zeilen zu kommen, wäre allerdings hochinteressant:

"Ihr wollt ein Album, das die Punkrock-Wut der Stooges, das scharfe Songwriting der Sex Pistols, die hymnische Power von Kiss und die clevere Großkotzigkeit der früheren Guns´N´Roses kickend und schreiend ins 21. Jahrhundert hinüberrettet? Nun, hier habt ihr es!"

Keine Frage, das 1998 erschienene Album "Total 13" war eine überaus gelungene Mischung aus Punk-, Rock- und Glam-Nummern, das sowohl von Fans als auch Kritikern hochgelobt wurde; dem neuen Album fehlt allerdings genau der Biß, der das Vorgängeralbum so gut gemacht hat. Alle Songs klingen nach Mainstream-Produktion, krampfhaft ausgestattet mit eingängigen Melodien und Refrains, und schielen eindeutig Richtung Charts.

Zwischen nichtssagenden Punk´n´Roll-Nummern wie dem Opener "I Love to Roll", "Payback" oder "Star War", die an Bands wie Poison oder Mötley Crüe erinnern, sowie den unsäglichen Balladen "Painkiller" und "Colours" finden sich dann doch ein paar bessere Songs wie "The Clash" oder "Heaven 2.9", die zeigen, wozu das schwedische Quartett eigentlich fähig ist, wenn es nur will.

Innerhalb kürzester Zeit erspielte sich die ehemalige Schüler-Band aus dem schwedischen Kaff Nassjo eine große Fangemeinde und konnte nach einer Tour durch Schweden 1993 einen Plattenvertrag an Land ziehen. Ein Jahr darauf erschien ihr Debütalbum "Diesel and Power", doch erst das 1998 erschienene "Total 13" katapultierte Nicke, Dregen, Johan Blomquist und Peder Carlsson in die internationale Rockszene. Zuletzt fungierte die Band als Vorgruppe von AC/DC, was offensichtlich leider einen bleibenden Eindruck auf die schwedischen Punks hinterlassen hat.

Der kommerzielle Erfolg dürfte den Backyard Babies jedenfalls sicher sein. Die Platte ist in Schweden auf Platz eins in die Charts eingestiegen, und Gitarrist Dregen ist voll und ganz überzeugt von seiner Kombo: "Die Welt wartet auf eine großartige Rock´n´Roll-Band, die die Dinge wieder auf Zack bringt, und es gibt nicht viele Bands da draußen, die sich dieser Aufgabe annehmen. Wir wollen das ändern." Na, wenigstens er und der Schreiber für die Label-Homepage sind zufrieden...

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