Wo Mojo draufsteht…

…muß kein Rare Groove drin sein. Die Dancefloor-Jazz-Compilations des Mojo Club haben längst Kultstatus erlangt. Mit "Electric Mojo" gehen die Hamburger andere, überraschende Wege.

Wer Funk, Jazz oder Soul mag, kommt schon seit einiger Zeit nicht mehr an den Alben des Hamburger Mojo Clubs vorbei. Dieser 1992 von MTV zum Avantgarde-Club des Jahres gewählte Nachtklub an der Reeperbahn, der längst auch ein Kino, eine Boutique und ein Café sein eigen nennt, bannte im Lauf der letzten Jahre famose Funk- und Jazztracks auf sechs durchwegs hervorragende CDs ("Mojo Club Dancefloor Jazz Vol. 1-6").

Doch wer den Erfolg und den Geschmack der Zeit gefunden hat, darf nicht stehenbleiben. Anscheinend sahen die Macher die Notwendigkeit, dem aktuellen Musikgeschmack zumindest einen gewissen Tribut zu zollen. Die logische Konsequenz war die Expansion der inkorporierten Stilrichtungen und die Veröffentlichung von "Electric Mojo - The New Format Jazz Sessions", Vol. 1.
Die in die Compilation gesetzten Erwartungen waren hoch. Keiner zweifelte daran, das elektronische, auf die 90er Jahre getrimmte Äquivalent zu den bisherigen "Mojo"-Samplern zu finden. Doch wer auf Musik in der Tradition von Nightmares on Wax, Herbalizer oder Thievery Corporation (um nur einige zu nennen, die ins Profil gepaßt hätten) hoffte, wurde enttäuscht.

Wie auch immer man die auf "Electric Mojo" enthaltenen Tracks klassifizieren möchte - als E-Jazz, E-Funk, Trip Hop, Free Electronica oder elektronischen Hip Hop -, erwartet hat man sie in diesem Zusammenhang mit Sicherheit nicht. Das Gemisch aus unterschiedlichen Richtungen ist immens; die härtere Gangart in der Form von Method Man (Wu-Tang Clan) oder Prodigys "Molotov Bitch" ist ebenso vorhanden wie die ausgefalleneren Ansätze des Rockers-Hi-Fi-DJs Painted Van, der W. Orbit-Remix des Elektronik-Altmeisters Pierre Henry oder die an die Anfänge der frühen 80er erinnernden Clatterbox. Dazwischen findet sich immer wieder non-vokaler Trip-Hop (?) der minimalistischen Schule von Leuten wie DJ Mad oder Hardfloor.
Wohl gibt es auch Nummern, die an die Mojo-Tradition anschließen können, wie Hans Platzgumers Divinitées Irritées (kein Scherz) und einen Incognito-Remix von Londons meistbegehrtem House-DJ Carl Craig.

Auch wenn es löblich ist, sich wie der Mojo Club dem Aufbrechen alter, ausgereizter Formate zu widmen, und so gut die einzelnen Bestandteile von "Electric mojo" für sich allein auch sein mögen - eine gewisse Konzeptlosigkeit und Inkonsistenz muß man diesem Album leider vorwerfen.

Ist es gut? Ja. So gut wie die Vorgänger? Nicht wirklich.

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