Fortsetzung...

Im Dezember besagten Jahres kehrte Arnold Schwarzenegger auf die internationale Filmbühne zurück. "End of Days" wurde im Vorfeld als bombastischer Okkult-Schocker mit einem wiedererstarkten Hauptdarsteller in Höchstform angekündigt. Peter Hyams ("2010", "Presidio") erbte den Regiestuhl vom deutschen Videoclip-Spezialisten Marcus Nispel. Dieser hatte das Projekt nach einem Anfall von Größenwahn - Nispel hatte einen akkurat zu befolgenden Punkteplan für das gesamte Filmteam, eine Art "Nispels Gesetz" entworfen - noch vor Drehbeginn verlassen müssen. Die von Pauken und Trompeten begleitete Premiere des neuen "Schwarzeneggers" wurde von katastrophalen Wertungen der amerikanischen Kritikerelite begleitet. Eigentlich hatte man sich erhofft, Arnold - nach all den übertriebenen filmischen Zerstörungsorgien der Vergangenheit - dieses Mal in einer etwas differenzierten, "erwachseneren" Rolle bewundern zu dürfen. Keine tumbe Zertrümmerungsmaschine, sondern ein geknickter Held, eine menschlichere Ausbaustufe des Terminators wurde erwartet. Und obwohl der Ansatz richtig schien, entpuppte sich die Ausführung doch als mangelhaft. "End of Days - Nacht ohne Morgen" erwies sich als aufgeblasener, unorigineller Mainstream-Schinken nach typischem Strickmuster. Die Story wirkte klischeebeladen und dünn; außerdem konnte Arnold sein schauspielerisches Repertoire nur geringfügig erweitern.

"End of Days" schien in ein finanzielles Desaster ungeahnten Ausmaßes zu schlittern. Die Einkünfte auf dem amerikanischen Markt konnten nicht einmal die Entstehungskosten der 100-Millionen-Dollar-Produktion abdecken. Der Titel des Streifens wurde zunehmend als Synonym für den aktuellen Karrierestatus Schwarzeneggers begriffen. Immerhin konnte ein Totalabsturz durch die überraschend guten Einspielergebnisse aus Europa verhindert werden. Nur ein Gong aus der Alten Welt hatte Arnold also vor seinem vielleicht schwersten K.o. bewahrt. Dennoch war der Riese sichtlich angeschlagen. Im ausgehenden Jahrtausend schien die Luft für die gealterten Action-Heroen der 80er Jahre schon sehr dünn zu sein. Wegbegleiter Stallone z. B. war schon vor Jahren kommerziell "erstickt": Einer letzten erfolgreichen Kraftanstrengung zu Beginn der Neunziger ("Demolition Man", "Cliffhanger") folgte der Fall ins Bodenlose. Und urplötzlich stand auch Arnold Schwarzenegger am Abgrund.

The Next Generation

Das Unmögliche war eingetreten: Eine Ablöse hatte stattgefunden, die Fackel wurde weitergereicht. Die aktuelle Generation der jugendlichen Kinogänger hatte ihre neuen Identifikationsfiguren gefunden. Und vergleicht man diese mit den liebgewonnenen Raufbolden aus der "Ära Schwarzenegger", so scheint die Realität mit all ihrer Grausamkeit über den Betrachter hereinzubrechen. Das schwertschwingende Ungetüm Conan mußte der gebrochenen Heldenfigur des Maximus aus Ridley Scotts Oscar-prämierten Römerepos "Gladiator" weichen. Russell Crowe, der bereits öffentlich seine Verachtung für die aus der Mode geratenen Action-Rabauken vergangener Tage bekundet hat, könnte der Vorreiter eines neuen Heldentyps sein. Der tragische Fall des einstigen Heerführers und dessen "Wiedergeburt" als stolzer Anführer einer Revolte wurde von dem Neuseeländer mit einer physisch beeindruckenden und gleichzeitig verletzlichen Darstellung glaubhaft verkörpert. Es sind Glanzleistungen wie diese, die das von Schwarzenegger mitverschuldete Vorurteil des schauspielerisch minderbemittelten Action-Darstellers widerlegen.

Noch vor der Revitalisierung des als ausgestorben geltenden Sandalenfilms revolutionierte der Geniestreich "Matrix" das Science-Fiction-Genre. Der Überraschungshit sorgte für ein cineastisches Erdbeben und darf als legitimer Nachfolger der "Terminator"-Reihe angesehen werden. Waren es einst todbringende Cyborgs, die nach der Vernichtung der menschlichen Rasse trachteten, so muß die Vorgehensweise der virtuellen Matrix-Wächter als wesentlich subtiler (und zeitgemäßer) eingestuft werden: Futuristische Strahlengewehre scheinen hier längst überholt - der Aufstand der Freiheitskämpfer gegen die Tyrannei der Maschinen findet in einer künstlichen Cyberwelt statt. Und daß unter der spektakulären Hochglanzoberfläche Themen wie Religion und Globalisierung auf originelle Weise miteinander verknüpft werden, sollte nicht nur dem alten Krieger Schwarzenegger zu denken geben.

Nach fast zehnjähriger Abstinenz erfolgte Ende 2000 Arnolds Rückkehr in jenes Genre, das ihn 1984 schlagartig berühmt gemacht hatte. "The 6th Day" (siehe EVOLVER-Rezension) setzte auf ein recht vielversprechendes Story-Konzept und sollte die langsam nachdenklich stimmende Durststrecke Schwarzeneggers endlich beenden. Die Geschichte um einen braven Familienvater, der mit seinem geklonten Ich konfrontiert wird, hatte durchaus Potential und barg einen interessanten gesellschaftskritischen Ansatz. Schlußendlich rückte der Streifen Schwarzenegger wieder ins Rampenlicht - wenn auch auf andere Weise als erhofft. Der Streifen floppte, fiel bei Presse und Publikum gleichermaßen durch und wurde zum größten Mißerfolg, den der gebürtige Steirer je erlebt hatte. Dieses Mal blieb der rettende Impuls der europäischen Fangemeinde aus - ein Umstand, der die ganze Tragweite des neuerlichen Scheiterns für jedermann sichtbar machte.

Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: Arnold der Große wurde kurzerhand aus dem 20-Millionen-Dollar-Club der bestverdienenden Hollywood-Schauspieler geworfen. Das bereits einige Jahre im Entwicklungsstadium befindliche "Terminator III"-Projekt wurde wieder einmal auf Eis gelegt, und die Presse, die ja bereits bei Arnies letztem gescheiterten Leinwandauftritt Blut geleckt hatte, stürzte sich nun mit aller Macht auf den einstmals so erfolgsverwöhnten Österreichexport.



Alle 3 Kommentare ansehen

mir egal :) er ist trotzdem geil
(gurki, 16.06.2006 22:23)

Wenn sie mir zu groß sind, schlage ich zu, wenn sie am Boden sind.
(seth, 15.12.2006 02:33)

Re: Wenn sie mir zu groß sind,
(jf, 16.12.2006 16:37)