Die Wiener Jazz-Rock-Band BassGewitter feiert ihren fünften Geburtstag. Christoph Irrgeher gratuliert zu einem halben Jahrzehnt innovativer Fusion-Geschichte.

Die Musik artet aus: Was als grooviges Saxophonsolo begonnen hat, gerät nun zu einem veritablen Befreiungsschlag. Sekundiert von schrägen Akkorden des Keyboarders, stößt Saxophonist Bernhard brüchige Klänge in den Raum. Als er schließlich in orgiastischer Wut auf der großen Sept insistiert, wendet sich selbst jenes Mädchen, das den Gig bisher so geflissentlich ignoriert hat, erstmals dem bunten Treiben zu. Auch wenn die Besucherin für die Band nur einen argwöhnischen Blick übrig hat, sind es genau jene Momente, die ein Konzert zu einem Erlebnis machen - und damit auch die Gruppe, die hier im Nußdorfer "Bamkraxler" ihren fünften Geburtstag feiert.

Daß es mit der Band überhaupt soweit kam, war freilich nicht vorgesehen: Als der Wiener Bassist Christian Klinger 1996 vier Musiker um sich scharte, um mit ihnen sein erstes eigenes Projekt BassGewitter zu realisieren, hätte nach einer abschließenden CD-Präsentation im Jänner eigentlich Schluß sein sollen. Da das Elaborat der kurzfristigen Zusammenarbeit jedoch so gut klang und man zusätzlich einen Auftritt im U4 bekam, war das Weitermachen schnell beschlossen. Das Projekt hatte sich zur Band entwickelt, und mit dieser spielt man sich seither durch Stadt und Land.

Repertoire dazu ist genug vorhanden: Nach eher beschaulichen Anfängen - die Gruppe hatte zu Beginn gerade erst vier eigene Nummern - präsentiert sich BassGewitter mittlerweile mit einem abendfüllenden Programm. Die Musik des Quintetts jedoch auf einen Stil festzunageln, fällt selbst dem "Bandpapa" Klinger schwer. So zählt der studierte Jurist überschlagsmäßig gleich Rock, Funk und Jazz als Elemente der hauseigenen Klangmelange auf. Wollte man die Band stilistisch schubladisieren, so wäre Fusion wahrscheinlich der treffendste Ausdruck. Ähnlich den Protagonisten der 70er-Jazz-Bewegung schwanken BassGewitter zwischen den Stilen, koppeln atemberaubende Synchronstellen mit groovigen Passagen, jonglieren verschrobene Metrik und eingängige Melodien. Die Band - und das ist ihre eigentliche Leistung - hat sich in ihren fünf Jahren ein individuelles Klanguniversum geschaffen, in dem sich nicht einmal Heavy-Metal-Riffs und Latin-Feeling zu widersprechen scheinen.

Wie das Jubiläumskonzert am 20. 1. in Nußdorf zeigte, bleibt die Gruppe auch in den neueren Nummern ihrem Stilamalgam verpflichtet. Eine CD steht jedoch leider noch aus; obwohl das neue Album eigentlich schon für 2000 erhofft war, sei man damit laut Klinger "noch nicht einmal in der Vorproduktion". Älteres Material findet sich bereits seit 1998 auf der CD "Bass From Outer Space" (RST Records). Das Erstlingswerk ("Limited Edition"), um dessentwillen die Truppe damals zusammengetrommelt wurde, ist im Handel leider nicht erhältlich. Das mit den finanziellen Mitteln ist halt eine leidige Angelegenheit; so rubriziert die Band auch ihre Studio-Machenschaften eher als "No-" denn als "Low-Budget"-Projekte.

Sollte die Welt aber künftig nach den Vorstellungen des Bassisten laufen, wäre die neue CD "ungefähr in einem Jahr" fertig. Geplant ist neben Gastauftritten anderer Musiker auch ein klassisch angehauchtes Duett für zwei Bässe. Bis zur Fertigstellung wird man als Freund des groovenden Quintetts wohl auf dessen Live-Auftritte angewiesen sein. Auch wenn diese durch den Umzug des Gitarristen Klaus Michler - er haust mittlerweile in Vorarlberg - ein wenig spärlicher ausfallen werden, wird sich erfreulicherweise noch genügend Gelegenheit bieten, das eruptive Talent von BassGewitter zu bewundern.


Nächster Konzerttermin:
7. 4. im "Kakadu" (Steyr)



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