Stories_Paul LaViolettes Superwelle Pt. 1

Surfin´ Apocalypse

In unserer Galaxis geht es keineswegs so gemütlich zu, wie die Astronomen uns weismachen möchten. Der amerikanische Physiker Paul LaViolette postuliert die Existenz "galaktischer Superwellen", die alle paar Jahrhunderte aus dem Zentrum der Milchstraße auf unser Sonnensystem zurasen und die Erde an den Rand der Vernichtung bringen.    20.02.2017

"Just remember that you´re standing on a planet that´s evolving

And revolving at nine hundred miles an hour,

That´s orbiting at nineteen miles a second, so it´s reckoned,

A sun that is the source of all our power.

The sun and you and me and all the stars that we can see

Are moving at a million miles a day

In an outer spiral arm, at forty thousand miles an hour,

Of the galaxy we call the 'Milky Way'."

Monty Python - The Galaxy Song

 

 

Der Weltraum.

Unendliche Weiten, wie wir alle wissen. Die Entfernung vom Zentrum der Milchstraße zu unserem Sonnensystem beträgt zum Beispiel geschätzte 25.000 Lichtjahre - oder 236.513.200.000.000.000 Kilometer. Weit genug weg, um sich sicher zu fühlen, wenn dort etwas passiert?

Nein, sagt der amerikanische Physiker und Buchautor Dr. Paul A. LaViolette, der im Bundesstaat New York seine Starburst Foundation - eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung neuer, bahnbrechender wissenschaftlicher Ideen - betreibt. Laut LaViolette ereignen sich im galaktischen Zentrum alle paar Jahrhunderte gigantische Explosionen, die "galaktische Superwellen" aus kosmischer Strahlung erzeugen. Die stärksten dieser Wellen hatten bereits in der jüngeren Erdgeschichte katastrophale Auswirkungen für unseren Planeten - etwa die, die vor 12.000 bis 16.000 Jahren unser Sonnensystem erreichte und im Zuge der Quartären Aussterbewelle einen Großteil der Megafauna (Mammuts, Säbelzahntiger etc.) Eurasiens, Amerikas und Australiens ausrottete.

In seinen Büchern warnt der Forscher davor, daß derzeit ein bis zwei solcher Superwellen aus dem galaktischen Zentrum mit annähernder Lichtgeschwindigkeit zu uns unterwegs sind. Jede von ihnen sei stark genug, eine neue Eiszeit auf der Erde auszulösen. Und sie werden höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten eintreffen; möglicherweise sogar noch heuer, womit sich die Weltuntergangsprophezeiungen für das Jahr 2012* auf bisher ungeahnte Weise erfüllen könnten ...

 

Sternbilder & Fernreisen

"Ich habe mich jahrelang mit der Entschlüsselung der uralten Geheimbotschaft befaßt, die in der Astrologie - eigentlich so etwas wie einer Zeitkapsel - enthalten ist", berichtet Dr. LaViolette vom Beginn seiner einschlägigen Forschungen. "So um 1976 oder 1977 wurde mir klar, daß die astrologischen Überlieferungen und die Mythen rund um die einzelnen Sternbilder ziemlich genau auf die Lage des galaktischen Zentrums hinweisen."

Und nicht nur das: Die Dekodierung der Tierkreiszeichen ergab auch, daß sich im Mittelpunkt unserer Milchstraße regelmäßig gigantische Explosionen ereignen, die schwerwiegende Folgen für die gesamte Galaxis haben - also auch für unser Sonnensystem. Der Pfeil des Schützen weist auf den Zielstern Antares, etwa 600 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Skorpion; aus dem Winkel des "Pfeilschusses" zu diesem Stern errechnete LaViolette den Zeitpunkt, an dem sich ein solcher Energieausbruch aus dem massereichen galaktischen Kern ereignet haben muß. "Ein weiterer Teil der Botschaft ist aus den Sternbildern Pfeil und Kreuz am galaktischen Äquator herauszulesen", führt der Forscher aus. "Das geometrische Konzept dahinter zeigt uns, daß diese 'Pfeile' - also die kosmischen Strahlen aus dem galaktischen Zentrum - die gesamten 23.000 Lichtjahre bis zu unserem Sonnensystem zurücklegen."

Paul LaViolette korrelierte die errechneten Daten mit den Berichten über weltweite Katastrophen, wie sie in alten Mythen und religiösen Schriften erhalten sind, aber auch astronomischen und geologischen Aufzeichnungen. Da er damals an der amerikanischen Portland State University studierte, machte er die Theorie auch gleich zum Thema seiner Dissertation ("Explosionen im galaktischen Kern, der Einfall kosmischen Staubs und der Klimawandel") und gab dem bisher unerforschten Phänomen den Namen "galaktische Superwelle". Seines Erachtens muß diese Welle aus kosmischer Strahlung, Gamma- und Röntgenstrahlung, Radiowellen, ultravioletten und sichtbarem Licht sowie elektromagnetischer Strahlung bestehen.

Und sie richtet einiges an, wenn sie auf ein Planetensystem wie das unsere trifft. "Sobald die Strahlen uns erreichen, verdampfen sie Eiskometen, die in der Oortschen Wolke am äußersten Rand unseres Sonnensystems ihre Bahn ziehen", sagt LaViolette. "Dadurch entsteht eine Nebelwolke im Sonnensystem und drumherum. Außerdem wirkt die Superwelle dem Sonnenwind - einem der Sonne entspringenden Partikelstrom, der interplanetare Materie aus dem Sonnensystem befördert - entgegen und drückt all diese Teilchen nach innen, wo sie dann die Planeten und die Sonne umhüllen, was zu massiven Klimaveränderungen führt." Der intergalaktische Staub sorgt noch dazu für starke Sonneneruptionen, wie man sie ansonsten nur von jungen Sternen (T-Tauri-Sternen) kennt - und die können sich ebenfalls katastrophal auf den Planeten Erde auswirken, wie die eingangs erwähnte Quartäre Aussterbewelle zeigt.

"Wenn man in den Nachthimmel schaut, könnte man glauben, dort oben sei seit Millionen Jahren alles unverändert: ein Himmel voller Sterne, ein schöner Mond und eine Sonne, die jeden Morgen glorreich über unserem Planeten aufgeht", schrieb Paul A. LaViolette 2009 in der Zeitschrift NEXUS unter dem Titel "Droht eine galaktische Superwelle?". "Doch das stimmt leider nicht. Diese friedliche Szene könnte sich über Nacht in ein grauenhaftes, geradezu höllisches Bild verwandeln. Dann werden wir sehen, daß der normalerweise für uns kaum wahrnehmbare galaktische Kern aus seinem Winterschlaf erwacht ist und sich in einem grellen, blauweißen Licht zeigt, heller als die Venus. Diese Erscheinung kündigt das Eintreffen einer gigantischen Salve kosmischer Teilchenstrahlung an, die seit 23.000 Jahren aus dem Zentrum zu uns unterwegs ist. Und binnen weniger Tage nach der Vorwarnung wird dann auch die galaktische Superwelle da sein."

 

 

Kosmischer Katastrophen-Kalender

Aus der Analyse von antarktischen Eisbohrkernen, in denen das durch kosmische Strahlung entstehende radioaktive Berylliumisotop 10Be in verschieden starken Konzentrationen meßbar ist, gelangte LaViolette zum Schluß, daß die richtig großen Superwellen etwa alle 11.500 Jahre bei uns auftauchen - und daß uns demnächst wieder eine bevorsteht.

"In den vergangenen 6000 Jahren könnten sich aber auch bis zu 14 schwächere Energieausbrüche im galaktischen Zentrum ereignet haben, zwischen denen nie mehr als 500 Jahre vergangen sind", sagt der Physiker. "Dabei handelte es sich jedoch um relativ unbedeutende Ereignisse, die keine Auswirkungen auf unser Klima hatten. Eine etwas stärkere Welle erreichte uns um ca. 3300 vor Christus, plus/minus 200 Jahre, als die Welt eine kurze Kaltzeit erlebte. Interessanterweise fällt dieser Zeitpunkt mit dem Beginn des derzeit gültigen Maya-Kalenders um 3114 v. Chr. zusammen, an dem das vierte Weltzeitalter dieser Zivilisation begann."

Dieses Zeitalter soll, wie mittlerweile nicht nur Apokalyptiker wissen, angeblich am 21. Dezember dieses Jahres enden. Aber das heißt noch lange nicht, daß deswegen bereits alles zu Ende ist. "Die Maya kannten mehrere Kalender", erläutert Estella Weiss-Krejci, Dozentin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien. "In der sogenannten Langen Zählung endet 2012 ein großer Zyklus, der das fünfstellige Datum 13.0.0.0.0. trägt - was nichts anderes bedeutet, als daß das 13. B´ak‘tun zu Ende ist. Allerdings erwähnen die Maya nirgends, daß an diesem Tag die Welt untergeht. In ihren Inschriften finden sich auch sechsstellige Daten, die über diesen Tag hinausgehen."

Der Wechsel von einem Weltzeitalter zum nächsten könnte aber mit globalen Katastrophen einhergehen, wie es im "Popol Vuh", dem heiligen Buch der zentralamerikanischen Quiché-Maya, heißt. Darin wird erwähnt, daß ein dickes Harz vom Himmel fallen und Dunkelheit über die Welt bringen soll - und daß es im Zuge dessen auch immer wieder zu großen Feuersbrünsten, Sintfluten und Erdbeben kommen kann. Schuld an den Katastrophen ist laut der religiösen Überlieferung die Tatsache, daß frühere Rassen ihren Schöpfer - das "Herz des Himmels" - vergessen haben.

Da die Maya auch in ihrer Kosmologie indirekt auf das galaktische Zentrum Bezug nehmen, stellt sich für LaViolette natürlich die Frage, ob mit besagtem "Herz des Himmels" nicht eben dieses Schöpfungszentrum der Milchstraße gemeint sein könnte. Und das würde bedeuten, daß die Maya uns auf die nächste Superwelle hinweisen wollten, die kurz vor Weihnachten unseren Himmel erleuchten könnte wie einst der Stern von Betlehem. "Das letzte Mal ist 700 Jahre her, also sind wir eindeutig wieder fällig", sagt er. "Diesmal könnte es natürlich wieder eine kleinere Welle sein, aber schon die würde ausreichen, um unser Satellitennetz auszuschalten und jede elektronische Kommunikation auf der Erde lahmzulegen."

Vielleicht bezieht sich der Kalender des südamerikanischen Volkes aber auch auf den Präzessionszyklus der Erde. Da unser Planet keine präzise Kugelform hat, sondern durch den "Äquatorwulst" etwas abgeplattet ist, versuchen die Gezeitenkräfte von Sonne und Mond die Erdachse (deren Winkel für unsere Jahreszeiten verantwortlich ist) aufzurichten und sorgen dafür, daß sie rund alle 26.000 Jahre einen vollständigen Kegelumlauf beschreibt. Man bezeichnet diesen Zeitraum, in dem der Frühlingspunkt einmal vollständig durch den Tierkreis wandert, auch als "Platonisches Jahr". Zur Wintersonnenwende 2012 wird sich die Sonne ungefähr dort befinden, wo sich Sonnenbahn und Galaktische Ebene der Milchstraße überschneiden. Und der Südpol der im Kreis taumelnden Erdachse weist am 21. Dezember genau auf diesen Schnittpunkt, in dessen Nähe sich übrigens - von der Erde aus gesehen - das galaktische Zentrum befindet.

Eine komplizierte Angelegenheit, durchaus - aber genau die Vielzahl der aufeinander einwirkenden physikalischen Kräfte und astronomischen Phänomene macht es Tüftlern aller Art ja erst möglich, ihre Theorien über kosmische Zusammenhänge und bevorstehende Katastrophen mathematisch zu "belegen". So schrieb beispielsweise der mexikanisch-amerikanische Maler und Esoterikautor José Argüelles (1939-2011) über die längste Zeiteinheit im Maya-Kalender von ca. 26.000 Jahren (das wären fünf "Lange Zählungen" zu je 5125 Jahren), die angeblich - wie auch die Präzession der Erdachse, die als Kreisbewegung aber gar kein Ende haben kann - zur heurigen Wintersonnenwende aufhören soll; dann treten wir ins Wassermann-Zeitalter ein und werden alle glückliche Hippies ...

Zur Annahme, daß mit dem Ende eines solchen Weltzeitalters (für das regelmäßig auch Hindu- und buddhistische Prophezeiungen bemüht werden) auch weltumspannende Kataklysmen einhergehen könnten, ist es dann kein großer Schritt mehr.

Rechnen wir einmal zurück: Vor ca. 25.000 Jahren brach in Neuseeland ein Supervulkan aus, dessen Aschemassen den Himmel wahrscheinlich jahrelang verdunkelten. Vor 50.000 Jahren wäre es aufgrund von Klimaänderungen nach der Eiszeit fast zum Aussterben der Neandertaler gekommen; ihre genetische Vielfalt sank dadurch so stark, daß sie weitere 25.000 Jahre später endgültig verschwunden waren. Vor 75.000 Jahren brach der Vulkan Toba auf Sumatra aus und sorgte laut "Toba-Katastrophen-Theorie" dafür, daß nur 1000 bis 10.000 unserer Vorfahren überlebten - beinahe hätte die Menschheit es nicht geschafft. Wie Bohrungen in afrikanischen Seen ergaben, herrschte vor rund 100.000 Jahren in Afrika eine derartige Megadürre, daß der Frühmensch von der Ausrottung bedroht war. Und vor etwa 125.000 Jahren kam es mit dem Beginn der Eem-Warmzeit zu einem Anstieg des Meeresspiegels und großflächigen Überflutungen.

 

Fortsetzung folgt ...

Peter Hiess

Paul A. LaViolette - Die Botschaft der Pulsare

Leserbewertung: (bewerten)

Intelligente Kommunikation aus der Galaxis? (Mosquito-Verlag 2011)

Links:

Surfin´ Apocalypse

ursprünglich erschienen in der Zeitschrift "2012"


Erinnern Sie sich noch, daß vor fünf Jahren eigentlich die Welt hätte untergehen sollen?

Die österreichische Zeitschrift 2012 - Das vielleicht letzte Magazin der Welt begleitete ihre Leserschaft Monat für Monat auf dem Weg ins Verderben und versorgte sie journalistisch mit den wirklich wichtigen Themen im Leben.

Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) einige ausgewählte Beiträge aus dem Heft.

 

* Wenn Sie diese Zeilen gelesen haben, wissen Sie, daß Sie sich im Jahre des Herrn 2017 befinden und die Welt tatsächlich immer noch steht. Aber was nicht ist, kann laut dem einen oder anderem Experten immer noch werden ...

Kommentare_

Print
Klaus Ferentschik - Ebenbild

Doppelgänger-Phantasie

In seinem neuen Roman erzählt Klaus Ferentschik von Spionen, verschwundenen USB-Sticks, Hagelkörnersammlern und Eisleichen. Das Ergebnis ist ein philosophisch-psychologischer Agententhriller, der mehr als doppelbödig daherkommt.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 42

Du darfst ...

Gute Nachricht für alle Desorientierten und von Relikten der Vergangenheit Geplagten: Unser beliebter Motivationstrainer Peter Hiess zeigt Euch einen Ausweg. Und die erste Beratungseinheit ist noch dazu gratis!  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 41

Gleisträume

Will man sich in den Vororten verorten, dann braucht man auch die praktische Verkehrsverbindung. Der EVOLVER-Stadtkolumnist begrüßt den Herbst mit einer Fahrt ins Grüne - und stimmt dabei ein Lob der Vorortelinie an.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 40

Weana Madln 2.0

Treffen der Giganten: Der "Depeschen"-Kolumnist diskutiert mit dem legendären Dr. Trash die Wiener Weiblichkeit von heute. Und zwar bei einem Doppelliter Gin-Tonic ... weil man sowas nüchtern nicht aushält.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 39

Der Tag der Unruhe

Unser Kolumnist läßt sich von Fernando Pessoa inspirieren und stellt bei seinen Großstadtspaziergängen Beobachtungen an, die von ganz weit draußen kommen. Dort wirkt nämlich selbst das Weihnachtsfest noch richtig friedlich.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 38

Schneller! Schneller!

Wie man hört, trainieren US-Soldaten in Manövern für die Zombie-Apokalypse. In Wien scheint sie bereits ausgebrochen. Der EVOLVER-Experte für urbane Beobachtungen weiß auch, warum.