Stories_Plakativ: Ice Age 3/9 to 5

Ausflüge in fremde Welten

Die aktuellen Filmplakat-Analysen unserer EVOLVER-Fachfrau stehen ganz im Zeichen verbotener und sehr begehrter Früchte: die einen wollen sie unbedingt haben, die anderen haben schnell genug davon.    03.07.2009


Ice Age 3


Was wir sehen: Wir schauen aus dem Maul eines offenbar sehr großen Tieres heraus, an dem ein kleines Eichhörnchen hängt und mit dem linken Fuß eine Eichel festhält. Hinter ihm ist in einiger Entfernung einiges los: Links schauen zwei Mammuts aus dem Gebüsch, rechts finden sich ein erschrockenes Faultier, ein Säbelzahntiger und ein Eichhörnchenweibchen. Im Bildhintergrund sehen wir eine beeindruckende Landschaft mit Bergen, Seen und einigen Dinosauriern.

 


Worum es augenscheinlich geht: um ein Riesentier, das andere Tiere in Angst versetzt. Und ein kleines Eichhörnchen und seine geliebte Nuß.

 

Worum es tatsächlich geht: Im dritten Teil der Filmreihe finden sich die Helden auf der Suche nach Sid, dem Faultier, in einem ihnen unbekannten grünen Land wieder - in dem sie natürlich nicht alleine sind. Dinosaurier bevölkern diesen Landstrich, und nicht alle sind gut gelaunt ...

 

Zum Plakat: Witzig, daß jetzt der kleinste, aber bei den Zuschauern wohl beliebteste Charakter in den Vordergrund gerückt wurde. Scrats, das kleine Eichhörnchen, das alle Jahre wieder durch den Trailer huschte, um entweder seine Nuß zu jagen oder zu beschützen, ist der Mittelpunkt des Plakats. Man erkennt ihn sofort wieder - an seinen großen Augen, die man fast zucken sehen kann, und natürlich daran, daß er selbst im Anblick der Gefahr (= Maul eines Dinosauriers) seine Nuß nicht losläßt. Alle anderen Charaktere - Manni, das Mammut, Sid, das Faultier, und auch Diego, der Säbelzahntiger - müssen im Hintergrund bleiben.

Daß sich alle an einem Platz befinden, an den sie eigentlich nicht "gehören", dürfte man erkennen, wenn man einen der Vorgängerfilme gesehen hat, in denen alles weiß war. Getaut hat es zwar schon im zweiten Teil - so weit vor wie im dritten Teil haben sich die Gefährten aber nicht gewagt. Das neue Land, das sie entdecken, ist aber, wie man an Form- und Farbgebung erkennen kann, nicht nur gefährlich, sondern hat auch seine Reize. Grüne Wiesen und blaue Seen sehen einladend aus.

Die erschrockenen Gesichter der vier uns bekannten Tiere sind witzig und verraten ihre Verblüffung. Warum aber die zwei neuen Charaktere (das weibliche Mammut und die Eichhörnchendame) angesichts des Dinosauriers nicht erschaudern, ist seltsam. Es wirkt fast, als hätte man sich mit den alten Charakteren viel Mühe gegeben und von den neuen einfach irgendeinen Schnappschuß genommen und mit auf das Plakat montiert.

Überhaupt wirkt das Plakat - abgesehen vom Vordergrund - nicht sonderlich harmonisch, sondern eher wie eine Collage, bei der man die Figuren etwas lieblos "in die Büsche geklatscht" hat. Von wegen Perspektive oder Bewegung ... Das Teaser-Plakat war auch hier wieder schöner und technisch besser umgesetzt - es sieht so aus, als ob der Dinosaurier die Tierchen wirklich zur Seite drängt.

Ein wenig mehr Sorgfalt, sowohl bei der Auswahl der Gesichtsausdrücke als auch bei der technischen Umsetzung, wäre beim aktuellen Plakat wünschenswert gewesen. Aber zumindest sieht man ihm genau an, was uns erwartet.


 

 




9 to 5 - Days in Porn

Was wir sehen:
einen roten Hintergrund und zwei Menschen in intimer Umarmung. Dazu der Schriftzug "9 to 5 - Days in Porn".

 

 

Worum es augenscheinlich geht: Der Titel ist clever gewählt und läßt wenig Spielraum für Vermutungen. Es geht sicher um Menschen, die "9 to 5" in der Pornobranche arbeiten.

 

Worum es tatsächlich geht: Der Film ist eine Dokumentation über Menschen, die in der Sexindustrie arbeiten - was sind ihre Beweggründe, diesen Job zu machen, ihre Wünsche, ihre Hoffnungen, ihre Träume? Der Filmemacher Jens Hoffmann hat zehn Geschichten, die ein paar Antworten zu finden versuchen, episodenhaft miteinander verwoben.

 

Zum Plakat: Interessanterweise hat mich das Plakat zuerst an das von "Irreversibel" erinnert - was vor allem an der Farbgebung liegt, aber auch der Tatsache geschuldet sein mag, daß die abgebildete Dame durchaus Ähnlichkeiten mit La Belluci hat. Was mir besonders gefällt, ist die Umsetzung des Schriftzugs "9 to 5" - das große T ist den Rundungen der Zahlen an jeder Seite angepaßt. Ich habe schon lange kein Plakat mehr gesehen, bei dem auch auf die typographische Gestaltung besonderer Wert gelegt wurde.

Das Bild des Paars ist zum einen intim genug, um Aufmerksamkeit zu erwecken, zum anderen ästhetisch genug, um nicht abzuschrecken. Wie typische Pornodarsteller sehen die beiden für mich eher nicht aus - aber vielleicht habe ich ja bisher nur die falschen Pornos gesehen? Dem Trailer ist freilich zu entnehmen, daß sich Hoffmann wohl eher den noch jungen und nicht desillusionierten Darstellern angenommen hat. Die Dokumentation scheint mit einer Menge Humor ausgestattet, den man dem Plakat nicht unbedingt ansieht.

Daß es um Sex geht, ist dafür schnell erkennbar: Zum einen sorgen das Bild und der Gesichtsausdruck der Lady dafür, daß wir diese Assoziation haben, zum anderen wirkt der Hintergrundverlauf von Rot zu Violett halbwegs verrucht. Die Sonnenstrahlen, die durch das (nicht sichtbare) Fenster einfallen, lassen das Ganze recht freundlich erscheinen. Auffällig ist, daß die beiden Charaktere sich nicht auf Augenhöhe befinden. Die Frau ist im Pornofilm eben immer noch eher Subjekt als Objekt; das kann man dem Bild auch entnehmen.
Insgesamt jedoch (trotz submissiver Pose der Frau) ein ganz ästhetisches Plakat, dessen Motiv mich allerdings weniger neugierig auf den Film gemacht hat als der Film(unter)titel selbst.

C. Franziska Richter

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