Musik_Helldorado - Director´s Cut

Beelzebubs Hauskapelle

Musik aus Norwegen, die Tod und Untergang beschwört, muß weder tieftraurig noch von chronisch Schwarzgewandeten gespielt sein. Der Teufel trägt auch Nadelstreif.    09.12.2004

Vom Cover funkelt Dag S. Vagle, als sei der Leibhaftige in ihn gefahren. Na gut, machen wir Helldorado nicht dämonischer, als sie sind. Das mit dem Teufel ist natürlich nichts anderes als eine böswillige Unterstellung, die überhaupt nicht zutrifft - bis auf zwei Ausnahmen. Gerade diese beiden Bereiche sind aber bei einer Band gar nicht so unwichtig. Das Teuflische zieht sich nämlich einerseits durch die Textzeilen, und Vagle tut andererseits sein Bestes, um bei der Interpretation seiner eigenen Songs den Ernst der Lage allein durch die Stimmschwankungen zu verdeutlichen.

"Director´s Cut" nennt sich das Albumdebüt der vier Herren aus Stavanger, und es gibt eigentlich nur einen, dem man diese Schnittführung zutraut. Der Tonträger wartet zwar noch auf seinen Filmeinsatz, wirkt jedoch wie von Quentin Tarantino in Form gebracht. Tatsächlich kann es sich nur um eine Frage der Zeit handeln, bis Einzelteile des Albums auf dem Soundtrack eines seiner künftigen Projekte zu finden sein werden - der Inhalt der Episoden müßte Quentin jedenfalls ansprechen oder auf ihn vertraut wirken. "Blood Shack" etwa wetzt zu Beginn die langgewordenen Beißerchen und führt zur Lebensweisheit, daß Frauen den Männern nicht nur den Kopf verdrehen, sondern auch an den Hals gehen können. Überhaupt ist es oftmals die unnahbare, berechnende Weiblichkeit, die aktiv oder passiv ins Verderben treibt (wir haben es ja immer schon vermutet!), ob nun als Vampirin oder als "Teenage Queen" mit Schönheitsplakette. Als einzig treuer Gefährte auf dem staubigen Pfad zwischen Americana und Revolver-Rock erweist sich die Resignation, die sich ab und zu kopfüber im Whiskey ertränkt.

 

Helldorado live:

16. 12.: Kulturkeller/Leoben

17. 12.: Arcadium/Graz

18. 12.: Sublime/Aflenz

19. 12.: Ann & Pat/Linz

Bernadette Karner

Helldorado - Director´s Cut

ØØØØ


CCAP/Glitterhouse/Hoanzl (Norwegen 2004)

 

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Kommentare_

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