Kleinbahnkunst

Die Simulationsspezialisten aus der Heimat der Betriebssysteme haben wieder zugeschlagen. Mit "Train Simulator" liefert Microsoft ein beeindruckendes digitales Eisenbahnerlebnis ab. Wer auch nach dem Ende der Kindheit eine Faszination für die Schiene verspürt, kann sich vertrauensvoll an Microsoft wenden.

In gewohnter "Flight Simulator"-Manier bietet auch der "Train Simulator" einiges fürs Auge. Die Landschaften, durch die man die Züge lenken kann, sehen enorm gut aus; auch die einzelnen Zugmodelle sind in exzellenter Qualität gehalten. Schade jedoch, daß die Programmierer auf eine 3D-Kamera im Zug verzichtet haben. Man kann zwar aus verschiedenen Fenstern blicken, doch eine flüssige Bewegung der Kamera von einem Fenster zum anderen sucht man vergebens. Die graphischen Highlights des Spieles sind sicherlich die verschiedenen Wettereffekte, denen man im Laufe des Spiels ausgesetzt ist. Eine nächtliche Fahrt im Flying Scotsman, der sich durch einen typisch englischen Gewittersturm quält, hat schon etwas ziemlich Beeindruckendes.

In "Train Simulator" übernimmt der Spieler die Kontrolle über Züge aus allen Epochen des Eisenbahnzeitalters - vom bereits angesprochenen Flying Scotsman über den Dash 9 (einen Dieselzug, der in Montana verkehrt) bis hin zum Amtrak Acela und der Odakyu-Serie, hochmodernen Automatikzügen, die in Amerika und Japan Passagiere befördern. Der Spieler kann die Züge auf ihren vorgesehenen Routen führen und sich dabei um die alltäglichen Kleinigkeiten wie das Entladen von Fracht, die Passagiere oder das Arrangement der einzelnen Waggons kümmern; wahlweise begibt man sich im immensen Streckennetzwerk auch selbst auf Erkundungsfahrt.

Wie üblich hat Microsoft seiner Sim-Serie ein ordentliches und sehr übersichtliches Handbuch mitgegeben, und das ist im Fall von "Microsoft Train Simulator" auch bitter notwendig. Das Spiel bietet zwar drei In-Game-Tutorials (eines für jeden Lokomotiventyp), doch ein Großteil dieser Einführungen beschäftigt sich mit der Kameraführung bzw. -kontrolle. Die ist aber in allen Lokomotiven gleich, und somit ist der Nutzen der Tutorials doch stark begrenzt.

Der "Microsoft Train Simulator" ist sicherlich kein Spiel für die breite Masse. Das Fehlen jeglicher spielerischer Elemente läßt sogar berechtige Zweifel aufkommen, ob für Programme dieser Art die Bezeichnung "Spiel" überhaupt gerechtfertigt ist. Doch immerhin bietet die Software interessierten Personen die Möglichkeit, die Faszination Eisenbahn einmal abseits von der eigenen Kleinbahnanlage im Keller zu erleben. Für diese Zielgruppe führt kein Weg am "Train Simulator" vorbei. Allen anderen dürfte in kürzester Zeit recht langweilig werden.

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