The Bossa Brothers

50.000 verkaufte Platten, Dutzende Compilation-Lizensierungen und eine ausgedehnte Europatournee nach ihrem Debütalbum veröffentlichen Mo´ Horizons den langerwarteten Nachfolger mit Erinnerungen an die Zukunft.

Auch auf ihrem zweiten Album forcieren Ralf Droesemeyer und Mark Wetzler ihren eklektischen Mix aus Soul, Bossa, Funk, Dub, Big Beat, Jazz, Latin und Brazil. Und auch diesmal gelingt es den hannoveranischen Sound-Tüftlern, exquisite Electronica mit einer großen Portion Retro-Charme zu produzieren.

Die gern gestellte Frage, ob das Nachfolgewerk eines kritisch und kommerziell erfolgreichen Albums den Erwartungshaltungen gerecht werden kann, läßt sich im Fall von "Remember Tomorrow" jedoch leider nicht unumschränkt bejahen. Anzukreiden wäre der Platte zunächst, daß jene harmonische Einheitlichkeit und stilistische Ausgewogenheit fehlen, die dem Vorgänger Profil und Charakter verliehen haben; dadurch wirkt der neue Release zuweilen zerrissen und fast beliebig.

Dennoch enthält "Remember Tomorrow" einige äußerst gelungene Beiträge, die über Gesamtschwächen hinwegtrösten: etwa die brillant latineske Coverversion von Ray Charles´ Klassiker "Hit the Road Jack" ("Penna Estrada") die - erfreulich unpeinlich und eigenständig interpretiert - getrost das Attribut "Floorfiller" für sich in Anspruch nehmen kann und in den kommenden Monaten vermutlich zahlreiche Tänzer verzücken wird. Ähnliches läßt sich auch für "Cha, Cha, Cha" und das an Rubino Fontes´ obskur-genialen Brazil-Funk angelehnte "Superworld (Children´s World Replay)" vermuten, die durch hypnotische Soul-Sample-Parts, Stop-and-go-Dramaturgie sowie Count-ins und -outs willkommenes Futter für manches DJ-Set liefern. "Created to rock da floor", wie man sagt...

In chilligere Downtempo-Gefilde geht´s auf dem titelstiftenden "Remember Tomorrow", wo die - sonst vorwiegend südamerikanisch geprägten - Klangschemata durch asiatische ersetzt und durch den Einsatz entspannter Sitarklänge auf "multo tranquillo" getrimmt werden. "Dance Naked Under Palm Trees" erweist der "High Priestess of Soul" Nina Simone stimmliche Reverenz und bietet smooth-dubbige Beats mit Symphonic-Soul-Anleihen. Der Rest des Albums bewegt sich zwischen Latin, Soul, Brazil, Bossa, Boogaloo und NuJazz und birgt durchwegs solides, aber kaum berauschendes Material.

Fazit: Obwohl die Verbindung von Retro und Electronica eine der wesentlichen Komponenten von "Come Touch the Sun" darstellt, wirkt die stilistische Bricolage diesmal etwas abgeschmackt und ufert auf manchen Tracks in fast "übervolle" Sample-Orgien aus. Als Sammlung einiger guter 12-Inches eignet sich das Album aber auf jeden Fall.

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