Hallelujah!

Die heftige Dreifaltigkeit in Sachen Todesmetal meldet sich laut und mit bösem Humor zurück. "Masters of Moral - Servants of Sin": Pungent Stench are back ... und wie!

Der Schreiber dieser Zeilen gibt es an dieser Stelle gleich einmal zu: Als Pungent Stench Anfang der 90er in der Metalszene so richtig dick da waren, gingen ihm persönlich Death Metal oder Grindcore irgendwo vorbei ... bis zu dem Zeitpunkt, als ihm "Greed Killing" von Napalm Death zu Ohren kam. In solch einem Fall kann dann zweierlei passieren: Entweder der aktuelle Zustand bleibt mit den klassischen Worten "nur Lärm" oder "keine Melodie" erhalten, oder man kippt vollends in die ganze Soße rein. Letzteres ist passiert - aber Pungent Stench hatten sich damals leider trotzdem nicht in den heimischen CD-Player verirrt. Dieses wurde in den letzten Tagen mit hoher Phonzahl nachgeholt, um zur Erkenntnis zu kommen, mit dem neuen Longplayer "Masters of Moral - Servants of Sin" das beste Pungent-Stench-Album ever gehört zu haben.

Seit 1988 gibt es die Todesmetaller von Pungent bereits, und innerhalb von sechs Jahren erspielten sich die drei Herren einen so guten Ruf, daß sie ohne weiteres in einem Atemzug mit Bands der Death-Metal/Grindcore-Oberliga wie Napalm Death und Slayer zu nennen sind. Und abgesehen davon gehen Type O Negative ja sicher auch nicht mit jedem auf Tournee... Jedenfalls beschloß man 1994 nach dem letzten regulären Album "Club Mondo Bizarre For Members Only", eine kleine Pause einzulegen, die dann allerdings bis heute andauern sollte. Pungent Stenchs letzter Streich, die 1997 von Nuclear Blast veröffentlichte Compilation-Box "Praise the Names of the Musical Assassins" mit raren und unveröffentlichten Tracks, wurde von vielen Fans als Abschiedsalbum angesehen. Offiziell aufgelöst hat sich die Band jedoch nie.

Man muß nicht erst lang und breit über "Masters of Moral - Servants of Sin" schwadronieren, sondern kann eigentlich gleich auf den Punkt kommen. Die Fans haben sich mit dem Abschiedsalbum geirrt, und das ist gut so. Pungent Stench melden sich nämlich mit einer unglaublichen Wucht und Heaviness - gepaart mit bösesten, sarkastischen Texten - zurück, die nicht nur in Österreich ihresgleichen sucht.

Bereits der Opener "Loot, Shoot, Electrocute" fetzt derartig brachial weg, daß es einem fast den heiligen Stuhl aus dem Gedärm treibt. Weiter geht es mit Schulschluß der etwas anderen Art in "School´s Out Forever", und in "Diary Of A Nurse" fliegen sowohl musikalisch als auch textlich sprichwörtlich die Fetzen und Exkremente. Schlag auf Schlag folgt ein Goddamn-Asskicking-Track auf den anderen, und ab und zu wird, wie zum Beispiel bei "Retaliation", einmal ein Gang zurückgeschaltet, was die ganze Sache dann auch abwechslungsreich macht. Als Highlight muß man auf alle Fälle "Viva Il Vaticano" bezeichnen, wobei es sich natürlich von selbst versteht, daß das nicht gerade ein Loblied auf den Kirchenstaat ist. Überhaupt ziehen sich die Kirche und deren zum Teil negative Auswüchse (auch die soll es ja geben) wie ein roter Faden durch das Album.

Wer mit den obengenannten Bands nichts anfangen kann und spätestens ab der dritten Nummer dieses Albums Nackenschmerzen verspürt, dem ist erstens sowieso nicht zu helfen, und zweitens darf er ohne Umschweife als fader Zipf bezeichnet werden. Pungent Stench beweisen, daß es keine "New Definition of Heavy" (Zitat: Machine Head) braucht. Sie sind einfach immer noch "Heavy As Fuck" und haben es schon gar nicht notwendig, das auch noch neu zu definieren.

"Heaviness" heißt bei Pungent Stench aber nicht gleich so todernst wie bei vielen ihrer Kollegen, die sich selbst und das, was sie von sich geben, auch noch ernst nehmen. Die drei Hochwürden beweisen, daß man es bei Death Metal durchaus mit Humor angehen kann, und haben diese Eigenschaft während ihrer langen Pause zum Glück nicht verloren. Das ist bereits am Cover zu erkennen, auf welchem Rector Stench (Drums & Rectal Inspections), Reverend Mausna (Bass, Vocals & Promiscuity) und Don Cochino (Vocals, Guitars & Sexual Deviancy) als Priester in Erscheinung treten und ein Rosenkranz schon mal als Steinschleuder benutzt wird. Um hier aber keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - mit dem Kasperltheater diverser Fun-Kapellen hat das alles natürlich nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich dabei um die Art von Humor, der einem das eine oder andere teuflische Grinsen aufs Gesicht zaubert.

Wem das alles zu blasphemisch ist, der soll es halt bleiben lassen und den "Wachturm" verteilen. Tuet Buße, all you "Kosher Schmucks" - höret laut - Amen!

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Dünnschiss
(Herbert P., 22.11.2001 03:33)