"Er will den Rave!"

Klaus Knoesels Shakespeare-Adaption im Rave-Milieu ist ein knalliger Jugendfilm, überladen mit Digitalvideo-Effekten und aufgewertet von überraschend natürlichen Schauspielern.

Die besten Freunde und bedingungslosen Partytiger Marcus (Michael Rosenbaum) und Troy (Jamie Elman) treiben sich mit ihren Freundinnen Lidia (Nicky Aycox) und Helena (Marguerite Moreau) ständig auf Raves herum. Würden sie nicht abtanzen können, wäre ihr Leben sinnlos. Leider genießen sie auch das Vertrauen des großspurigen Ecstasy-Dealers Dean (Kirk Baltz). Und eines Abends macht Dean die beiden zu seinen neuen Vertrauten - sie sollen ab sofort den E-Verkauf auf der Tanzfläche kontrollieren. Natürlich fühlen sich Marcus und Troy geehrt; aber schon nach kürzester Zeit entsteht Mißtrauen zwischen ihnen. Vor allem Marcus vermutet - angestachelt von seiner durchtriebenen und gewissenlosen Freundin Lidia -, daß Troy sich bei Dean einschleimen will, um ihn aus dem Geschäft zu drängen. Es kommt zum Streit, der sich binnen einer Nacht in ein verhängnisvolles Drama aus Mord und Verzweiflung steigern wird...

Daß Klaus Knoesel, der lange Zeit Spezialeffekte für Roland Emmerich gebastelt hat, sich an Shakespeare vergreift, mag nicht jedem passen. Und tatsächlich reduziert Knoesel die nuancierte Vorlage auf relativ platte Schwarzweiß-Charaktere. Da ist der etwas dumme, zur Aggression neigende Marcus, hinter dem das böse, lüsterne Luder Lidia steht. Auf der anderen Seite befindet sich der kindlich naive Troy mit seiner lieben, doofen Helena - die beiden klassischen Opfer. Dealerboß Dean ist eine Ausgeburt an Selbstgefälligkeit. Und der Mann an den Schnüren ist Satan, der alles über Videoschirme kontrolliert und sich überaus fair verhält, indem er seine drei Petrihexen (Anna Thalbach, Janette Hain und Annette von Klier) ausschickt, um mehr oder weniger eindeutige Warnungen vor bevorstehenden Tragödien auszusprechen.

Was Knoesel gut gelingt, ist einerseits die Optik - er fängt die Rave-Stimmung so ein, wie sie wirklich ist (abgesehen vom etwas überstylten Chillout-Bereich). Ebenfalls nahezu perfekt stellt er das E-High dar. Der Erzählfluß reißt niemals ab und ist trotz einiger Plattheiten ("Er will den Rave!"), die sich negativ auf die Nachvollziehbarkeit der Motivationen der Hauptfiguren auswirken, ein positiver Aspekt des Films. Die Schauspieler sind absolut akzeptabel, teilweise sogar richtig gut. Und was die Spezialeffekte betrifft: Knoesel setzt sie sinnvoll und stilsicher ein und schafft damit ein harmonisches Gesamtbild. Natürlich könnte man darüber diskutieren, daß sich Ecstasy aggressionssteigernd auf Marcus´ Psyche auswirkt und daß jemand mit vier oder fünf Pillen umgebracht werden kann. Aber wozu?

"Rave Macbeth" ist kein großes Meisterwerk, aber eine unterhaltsame Neuinterpretation jenes Werkes, das Goethe als Shakespeares bestes Theaterstück bezeichnet hat.

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