Blond, nicht blöd

Geistreich sind Campus- und Teenie-Filme ja eher selten, doch es geht auch noch anspruchsloser. "Natürlich blond" punktet immerhin mit phantastischem Styling und einer witzigen Reese Witherspoon.

Elle Woods (Reese Witherspoon) scheint geradewegs einem überdimensionalen rosa Schaumbad entstiegen. Sie ist das prototypische It-Girl aus reichem, schickem Elternhaus in L. A. und professionelle Die-hard-Fashionista. Zwischen Prada, Unmengen von Pink, ihrem Schoßhündchen Bruiser, trostspendender Maniküre, der "Cosmopolitan" und den "Schwestern" in ihrem pastellfarbenem College erhält ihr unbeschwertes Leben einen schweren Dämpfer: Ihr Freund Warner Huntington III (Matthew Davis) macht ihr nicht den erhofften Heiratsantrag, sondern läßt sie sitzen, weil sie als Barbie-Blondie für seine zukünftige Senatorenkarriere nicht standesgemäß ist.

Anstatt dem Schnösel den Laufpaß zu geben und ein paar garstige Voodoo-Rituale nachzulegen, verfällt Elle zuerst der obligaten Schokoladesucht und dann auf die zunächst bemitleidenswerte Idee, ihn zurückzugewinnen. Sie schafft den erforderlichen Notendurchschnitt und mit einem "von einem Coppola" gedrehten Vorstellungsvideo im Bikini sogar die Aufnahme in Harvard. Dort scheitert das aufgestylte California Girl zuerst heftig an Elitedünkeln und intellektuellen Vorurteilen; doch ein paar Demütigungen später helfen die innige Freundschaft zu einer proletarischen Nagelpflegerin und das Wohlwollen einiger Professoren (Like Wilson, Victor Garber) weiter, und Elle boxt sich mit Disziplin, Herz und Verstand zu einem triumphalen Finale durch.

Die Story glänzt zwar nicht vor Intelligenz, aber die erste Hälfte macht ziemlichen Spaß. Genußvoll wird hier nämlich jedes Klischee der einkaufs- und modesüchtigen Oberklasse so überstrapaziert, daß es schon wieder lustig ist. Zu den witzigsten Szenen zählen die gelungenen Karikaturen der pseudointellektuellen, elitär aufgeblasenen Jusstudenten sowie gut plazierte Seitenhiebe auf die beiderseitige Antipathie zwischen (intellektueller) Ost- und (oberflächlicher, Fun-orientierter) Westküste. Die flockig-poppige Abrechnung - wenn auch in rosa Seidenpapier verpackt, aber immerhin - mit Standesdünkeln, Klassendenken und (Aussehens-)Vorurteilen hat zu Beginn durchaus Charme und Humor. Diese gipfeln natürlich in Elle: Blond, hübsch und weiblich erregt man bei Männern bestenfalls sexuelle Aufmerksamkeit und bei Frauen verächtliche Konkurrenz, selbst als reicher Mensch.

Daß die Sympathien von Regisseur und Drehbuch dabei auf Seiten des Proletariats und der Außenseiter liegen, ist erfreulich - ebenso wie die Aufforderung zum Kampf, aber nicht, ohne sich selbst treu zu bleiben. Elle wird von Reese Witherspoon sehr nett in der Tradition von blonden Sexbomben mit dem Herz auf dem rechten Fleck gespielt und darf sich rundum emanzipieren. Ein völlig an den Haaren herbeigezogener, etwas tumber und holprig inszenierter Schlußteil ramponiert die ohnehin nicht sehr bodenständige Komödie allerdings beträchtlich, und man ist auch nicht vorm amerikanischen Positive-Werte-Bombardment gefeit. Aber was soll´s, manchmal hat auch ein blöder Optimismusschub à la "Think pink!" seine Berechtigung.

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