Keine Gefühlsmenschen

Es versteht sich eigentlich von selbst, daß man Beethoven-Klavierkonzerte in den Tonträgerkatalogen zuhauf entdeckt. Darunter gibt es viele gute Aufnahmen, aber nur selten echte Spitzenprodukte. Zu letzteren ist die vorliegende Ausgabe mit Ashkenazy/Mehta zu zählen.

Vladimir Ashkenazy ist einer der (technisch) besten Pianisten der Welt - wobei ihm sicherlich niemand vorwerfen kann, beim Spielen übermäßig viel Gefühl zu zeigen. Auch der Dirigent Zubin Mehta ist eher als intellektuell denn als emotionell einzustufen. Bei dieser Beethoven-Produktion aus den seligen Sofiensälen fanden Solist und Maestro jedoch zu einer seltenen Einigkeit zusammen. Gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern entstand hier 1983 eine meisterliche Klavierkonzert-Gesamtaufnahme, die zu den besten erhältlichen gehört.

Der Autor dieser Zeilen hatte das Glück, bei den Aufnahmen anwesend sein zu können, und bewunderte schon damals Ashkenazys Virtuousität. In relativ kurzer Zeit spielte der Solist alle fünf Konzerte so, als ob das die selbstverständlichste Sache der Welt sei. Und Zubin Mehta war ihm mehr als nur ein Begleiter - er bettete Beethovens Klavierpart auf orchestrale Daunen.

Neben Beethovens drittem und fünftem Konzert enthält die vorliegende Doppel-CD auch die Chorfantasie, die Ashkenazy selbst vom Klavier aus dirigiert. Bei diesem Stück spielt übrigens das Cleveland Orchestra, und der Unterschied zu den Wiener Philharmonikerns ist klanglich signifikant: Es fehlen irgendwie die Wärme und der geschmeidige Klang. Trotzdem zählt das amerikanische Orchester natürlich zur Weltspitze.

Das Doppelpack ist mit den drei Klavier/Orchester-Werken und drei Solostücken gut ausgestattet und stellt somit nicht nur für Musik-Freaks, sondern auch für Anfänger und Interessierte eine Empfehlung dar.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.