(K)eine Lehre fürs Leben...?

Ein heißer Sommer im bayrischen Rothenstein. Nur mehr kurze Zeit ist bis zu den von Lehrern und Schülern ersehnten Sommerferien. Das sind die Umstände, in denen Rita Knott menschliche Rivalitäten und Eifersüchteleien zwischen Lehrkräften mörderisch eskalieren läßt.

Marlene Rubach ist Lehrerin am Gymnasium in Rothenstein im Bayrischen Wald. Nach schlechten Erfahrungen in Frankfurt ist sie zurück aufs Land gegangen. In dieser idyllischen Landschaft heißen die Männer noch Josef, ihre Dominanz an der Wirtshaustheke ist (beinahe) unumstritten, das Bockbier fließt ungehemmt, Klatsch und Tratsch blühen, umgeben vom jovialen Gelächter der Dorfgrößen.

Lehrer fangen etwas mit ihren Schülerinnen an und niemand darf davon erfahren. Aber wenn eine Frau nicht verheiratet ist! Das gibt ein Kreuzverhör, wie Marlene Rubach erleben muß. Eine der ersten Fragen einer neuen Kollegin an die allein lebende Rubach: verwitwet, geschieden oder immer noch ledig?

Und über all dieser Idylle schwebt majestätisch das Kruzifix der ewigen erzkatholischen Lehre. An den kirchlichen Umzügen wird in diesem Vorzeige-Bayern noch geschlossen teilgenommen, auch wenn sämtliche Schwächeanfälle dies verhindern wollen.

Neben ihrem Brotjob ist Rubach passionierte Malerin, die im Garten ihres Hauses ein eigenes Atelier eingerichtet hat. Ihr fallweiser Begleiter - und im Lauf der Geschichte auch Beschützer - sponsert sie nicht nur mit teuren Farben.

Zu ihrem Erstaunen wird Rubach die Übernahme der Schulleitung vorgeschlagen. Bevor sie sich jedoch noch richtig zu freuen wagt, passiert schon etwas: sie wird des sexuellen Übergriffs auf eine Schülerin verdächtigt. Obwohl sich die Attacke nicht erhärtet, wird sie auch nicht entkräftet und die Lehrerin dem Getuschel preis gegeben. Haben Neider diese Intrige angezettelt?! Steckt der Kollege Anspacher dahinter, mit dem Rubach als Rothensteiner-Neuling einmal unverzeihlicherweise eine seltsame Nacht verbrachte?! Dem Rufmord folgen Mordversuche - gar nicht mehr idyllisch!

"Karriere ins Jenseits" ist gutes Handwerk, aus ungewöhnlicher Perspektive erzählt und mit einem wirklich überraschenden Schluß. Sprachlich einwandfrei, amüsieren die Schilderungen des Schulalltags ebenso wie das alltägliche Hickhack und das Gerangel der Eitelkeiten in einem Ort, an dem jeder jeden kennt. Daß hinter der - auch wegen der Touristen - zwangsmässigen Idylle menschliche Abgründe schlummern, ist zwar fast schon eine Binsenweisheit, macht "Karriere ins Jenseits" aber über die direkte Krimi-Spannung hinaus lesenswert.

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Über die Autorin:
Rita Knott ist 1951 geboren, in der Oberpfalz und in Niederbayern aufgewachsen und hat Germanistik und Geschichte studiert. Nach Lehr- und Wanderjahren in München, Stockholm, Nürnberg und Berlin lebt sie seit den frühen Neunzigerjahren als Realschullehrerin in Oberbayern.