Die Filme von Joel und Ethan Coen hatten bei all ihrer Unterschiedlichkeit stets eins gemeinsam: sehr skurrilen Humor. "The Man Who Wasn´t There" bildet keine Ausnahme. Die Geschichte um einen glücklosen Coiffeur ist bei aller Tragik immer wieder herrlich absurd.

Eine kalifornische Kleinstadt in den späten 40er Jahren: Der Friseur Ed Crane (Billy Bob Thornton) schneidet tagsüber lustlos die Haare seiner Kunden, die Abende verbringt er ebenso gelangweilt zu Hause. Seine Gattin Doris (Frances McDormand) ist da um einiges emotionaler und aktiver - und sie hat, wie Ed genau weiß und stillschweigend toleriert, ein Verhältnis mit ihrem Chef, dem Kaufhausbesitzer Big Dave (James Gandolfini).

So weit, so gut. Ed hätte wohl bis in alle Ewigkeit sein tristes Leben weitergeführt, wäre nicht eines Tages der windige Vertreter Tolliver (Jon Polito) in seinen Salon gekommen, um sich die Haarlänge wieder ans Toupet angleichen zu lassen. Tolliver berichtet Ed von seiner genialen Geschäftsidee: Trockenreinigung. Alles, was er benötigt, um sein Vorhaben im großen Stil in die Tat umzusetzen, ist ein Geschäftspartner, der 10.000 Dollar investieren kann. Ed ist fasziniert von dieser Idee. Um das nötige Geld aufzutreiben, verfällt er auf den Plan, Big Dave wegen des Verhältnisses zu seiner Frau zu erpressen.

Allerdings: Daß Hobby-Kriminelle bei den Coens nicht zum Erfolg gelangen, sondern sich unversehens in einem Strudel aus Chaos und Tod wiederfinden, ist seit "Fargo" bestens bekannt. Und so kommt Ed zwar tatsächlich erst einmal an das Geld, doch hat er damit eine Kettenreaktion mehr oder weniger blutiger Ereignisse ausgelöst, die sich bald gänzlich seiner Kontrolle entziehen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich wieder in seine Rolle als schweigender Beobachter zurückzuziehen und der Dinge zu harren, die da kommen werden. Derer sind in der Tat viele, wobei die plötzliche Ankunft eines UFOs nicht einmal unbedingt zu den absurdesten zählt.

Inszeniert ist diese Geschichte ganz in der Tradition des Film noir der 40er. In perfekt durchgestylten Schwarzweißbildern dokumentieren die Coens das Schicksal ihres Antihelden. Mit stoischem Blick und stets einer Selbstgedrehten im Mundwinkel schleppt sich Ed durch sein Leben, wobei schwer zu sagen ist, was ihm unerträglicher erscheint: das permanente sinnlose Geplapper seiner Mitmenschen oder die verschiedenen Todesfälle, in die er im Laufe der Zeit verwickelt wird.

Eigentlich ist Eds Schicksal ja sehr bemitleidenswert. Doch die Trostlosigkeit seiner Existenz ist dermaßen überzogen dargestellt und die Story zudem mit so vielen skurrilen Situationen und Charakteren gespickt, daß ein Zuschauer, der sich selbst nicht gerade ebenfalls in höchst depressiver Stimmung befindet, kaum längere Zeit ernst bleiben kann.

Joel und Ethan Coen zeigen mit ihrem neuen Film einmal wieder, daß sie ihr Handwerk verstehen und ihren Hang zum schwarzen Humor durchaus nicht verloren haben. Das Erzähltempo ist hier jedoch - im Gegensatz zu ihren letzten Werken "The Big Lebowski" und "O Brother, Where Art Thou?" - sehr ruhig und getragen; zu ruhig und getragen manchmal. Aber das ist verzeihlich. Immerhin wird Ed für seine Lebensgeschichte, die er uns hier erzählt, nach der Anzahl der Worte bezahlt, wie sich zum Schluß herausstellt. Da haben wir natürlich Verständnis für einige Längen...

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