Odyssee durch New York

Walter Hills Gewaltepos "The Warriors" ist nun endlich auf DVD erschienen. Eine zwiespältige Sache - denn für einen Kultfilm hat sich Paramount hier wenig Mühe gegeben.

Als Walter Hills "The Warriors" 1979 in den österreichischen Kinos anlief, wurde der Film wegen seiner exzessiven Gewaltszenen sogar in der "ZiB" erwähnt. Man warnte die Eltern damals ausdrücklich davor, ihren Kindern den Kinobesuch zu erlauben. Nun, für Zartbesaitete ist der Streifen zwar auch im Jahre 2001 noch nichts, allerdings wirkt er, nach heutigen "Die Hard/Rambo/Terminator"-Maßstäben gemessen, vergleichsweise harmlos - jedoch immer noch gut.

Cyrus, Anführer der größten Gang in New York, hat eine Vision. Zusammengezählt würden alle Bandenmitglieder der Stadt dreimal so viele Leute auf die Beine stellen wie die Polizei und könnten den Big Apple daher ohne Probleme beherrschen. Um diese Vision in die Tat umzusetzen, beruft er eine Versammlung ein, bei der sich Abordnungen aller New Yorker Gangs - unter anderem natürlich die Warriors - einfinden. Zwar stößt Cyrus mit seinem Vorschlag bei allen Anwesenden auf große Begeisterung, nur macht sich der Anführer einer anwesenden Gang (die Bösen) einen "Spaß", der für Cyrus tödlich endet. Im allgemeinen Tumult werden die Warriors (die sind natürlich die Guten) dieser Tat beschuldigt, was zur Folge hat, daß ihr Anführer sofort das Zeitliche segnen muß und der verbliebene Rest auf dem Rückweg ins Bandenterritorium Coney Island vom kriminellen Rest New Yorks gejagt wird.

Normalerweise würde jetzt jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch seine Warriors-Kutte einfach in den nächsten Mistkübel verfrachten, um noch ein wenig länger auf dieser Welt zu verweilen. Schließlich ist mit Cyrus´ Gramercy Riffs und den 60.000 Mitgliedern aller anderen New Yorker Gangs nicht wirklich gut Kirschen essen. Die stolzen Warriors begeben sich trotzdem für jeden erkennbar auf eine Odyssee quer durch die Stadt, und da gilt es so allerlei Kämpfe gegen "frohe" Gesellen wie die Turnbull ACs oder Baseball Furies zu bestehen, wobei der Fight gegen letztgenannte Truppe eines der Highlights des Films ist. Daß die Polizei sowieso hinter jedem her ist, der auch nur entfernt nach Bandenmitglied ausschaut, macht die ganze Sache auch nicht unbedingt leichter, und selbst Frauen in Form von Girl-Gangs schrecken nicht davor zurück, ihre weiblichen Reize einzusetzen, um den Helden ans Leder zu gehen.

Wie die Sache ausgeht, kann sich bestimmt jeder ausmalen - und Regisseur Walter Hill ("Nur 48 Stunden", "Straßen in Flammen") leistete zusammen mit Kameramann Andrew Laszlo ganze Arbeit, indem er einen Meilenstein des Action-Genres schuf.

Leider hat man sich bei Paramount mit der Umsetzung auf DVD nicht wirklich viel angetan. Der Bildtransfer ist zwar in Ordnung, der Ton immerhin in Deutsch und in der englischen Originalfassung verfügbar. Stereo oder gar Surround waren im Jahre 1979 bei Filmen noch nicht so gang und gäbe, daher ist es auch zu verschmerzen, daß beide Tonspuren nur in Mono vorliegen. Als eindeutige Frechheit muß man jedoch werten, daß Barry de Vorzons hervorragende Filmmusik bei der deutschen Fassung in einem Sound abgemischt ist, der als Abhörvorrichtung ein Grammophon vermuten läßt. Wenigstens kommt die Musik bei der englischen Fassung für Mono relativ druckvoll daher. Die Ausstattung weist "bahnbrechende" Extras in Form einer Kapitelanwahl und eines Original-Kinotrailers auf. Ja, da hat man sich bei Paramount wirklich Mühe gemacht, aber immerhin war man bei der Anzahl an verschiedensprachigen Untertiteln nicht geizig.

Wer auf üppige Ausstattung und mindestens Dolby-Digital-5.1- oder DTS-Sound Wert legt, wird mit dieser DVD nicht viel Freude haben. Wem das aber egal ist, weil er Filme dieses Genres sowieso liebt, der sollte unbedingt zugreifen.

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