Das Scheitern eines perfekten Planes

Am Starvehikel "Ocean’s Eleven" funktioniert praktisch überhaupt nichts. Man kann den Film sogar ohne Probleme hassen.

Strahlemann Danny Ocean (George Clooney) ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hatte zwei Jahre Zeit, sich sein nächsten Ding auszudenken, und herausgekommen ist dabei der größte Coup seines Lebens. In Las Vegas will er den "Vault", den gemeinsamen Tresorraum der drei Casinos des Glücksspiel-Zampanos Benedict (Andy Garcia), zu jenem Zeitpunkt ausleeren, wo ein großer Meisterschafts-Boxkampf stattfindet - denn dann befinden sich wegen der vielen Sportwetten über 150 Millionen Dollar dort unten. Zu diesem Zweck versammelt der smarte Ganove zehn weiter Spitzbuben um sich, u. a. den Profi-Pokerspieler Rusty (Brad Pitt) und den Meisterdieb Linus (Matt Damon). Sie alle sind Spezialisten mit ganz besonderen Fähigkeiten, die allesamt für den Coup dringend benötigt werden. Benedicts "Vault" gleicht nämlich einer unterirdischen Hochsicherheits-Festung; man kommt vielleicht gerade noch hinein, aber mit Sicherheit nicht mehr heraus.

So wird denn geplant und vorbereitet, und langsam scheint das Prädikat "unmöglich" seine Gültigkeit zu verlieren. Natürlich gibt es unvorhergesehene Fügungen, auf die mit spontanen Änderungen in der Planung reagiert werden muß. Aber im Grunde läuft die Sache hervorragend an. Dann aber stellt sich heraus, daß es Danny Ocean nicht nur ums Geld geht. Tatsächlich hat sich Benedict nämlich Oceans Ex-Gattin Tess (Julia Roberts) gekrallt. Und das kann Ocean gar nicht haben. Damit ist er aber auch ein zu großes Risiko für den Coup - und wird ausgeschlossen. Oder ist da etwas tatsächlich noch mehr dahinter? Man wird sehen - der Raub dürfte in jedem Fall eine aufregende Sache werden...

... die leider erstaunlich unspektakulär über die Bühne geht, was generell als Grundprinzip für diesen Film gelten kann. Steven Soderbergh, zuletzt mit "Erin Brokovich" und "Traffic" international überaus erfolgreich, hat mit "Ocean’s Eleven" den Tiefpunkt seiner Karriere erreicht. Das will etwas umfangreicher erklärt werden.

Zuletzt hatte Soderbergh aus Tinseltown einen Sack voll Oscarstatuen nach England getragen, wo er eigentlich zuhause ist. Dann haben sich ein paar besonders ausgefuchste Filmindustrie-Geldvermehrer gedacht, eine gute Idee zu haben. Sie ließen den Film "Ocean’s Eleven", der in den 60er Jahren (bei uns als "Frankie und seine Spießgesellen") als extra für das aus Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und ein paar anderen bestehende Rat Pack konzipierte Gaunerkomödie Furore machte, auf die Gegenwart adaptieren. Was braucht es dann noch für einen garantierten Box-Office-Hit? Die angesagtesten (teuersten) Schauspieler der Welt - und den erfolgreichsten Regisseur der Welt. Kann da noch etwas schiefgehen?

O ja, und wie. Finanziell vielleicht nicht, denn in "Ocean’s Eleven" scheint nur Besetzung und Crew teuer, der Rest wirkt verhältnismäßig billig, außerdem sind die US-Einspielergebnisse zufriedenstellend. Aber künstlerisch - Himmel hilf, da halten Sie sich jetzt mal lieber fest. Versierte Kinogeher wissen eigentlich nach der ersten Minute mit Brad Pitt, was es geschlagen hat. Der Mann ist der beste Indikator für die Güte eines Films. Und hier ist er zwar nicht - so wie zuletzt in "The Mexican" - unter jeder Kritik (weil er das viele an "Ocean’s Eleven beteiligte Talent und Geld wohl doch respektieren wollte), aber zumindest total durchschnittlich und unspektakulär, merklich distanziert und in seiner typischen Weise manierlich. Und so perfekt seine Maßanzüge auch sitzen mögen, bleiben sie doch farblos und fade, ganz zu schweigen von seiner katastrophalen Bubenfrisur mit den ekligen Busfahrer-Strähnchen (nix für ungut, Karli!). Das gilt ohnehin für alle Kostüme, Frisuren und Stylings - Leute wie die "coolen Jungs" in "Ocean’s Eleven" findet man auf jedem Ostblock-Busbahnhof, nur daß ihre Anzüge sauteuer sind. Der Gipfel an Unattraktivität ist allerdings Julia Roberts; noch nie hat sie so übel ausgesehen und so schlecht gespielt (sie tritt ohnehin in ganz wenigen Szenen auf, offenbar war der Rest einfach zum Wegschmeißen), und das, was sie auf ihrem Schädel mit sich herumschleppen muß, wäre, sofern als Frisur bezeichnet, für jeden Fachmann eine unverzeihliche Beleidigung der Berufsehre. Wahrlich, in diesem Film tanzen die schlechtesten Frisuren der Welt herum, und der drübergeschlafene Turban der Roberts schlägt dem Faß mit einer Gewaltigkeit den Boden aus, daß nur noch Sägemehl übrigbleibt. Schlichtweg indiskutabel.

Der gute Herr Soderbergh hatte scheinbar alle Mühe, seinen in der kriminaltechnischen Konstruktion total unglaubwürdigen Film überhaupt auf die 116 Minuten Länge zu kriegen. Da tauchen, vor allem in der ersten Hälfte, haufenweise völlig unnötige Szenen auf, die uns mit Dialogen vom Käsefriedhof langweilen. Manchmal ist es lustig - selten, um genau zu sein. Sonst tut sich nix. Man spürt bei diesem Film einfach überhaupt nichts, ist befremdet, verwundert und stets zum Kopfschütteln aufgelegt. Dazu kommt schließlich das dümmste, aufgesetzteste und unvermitteltste Happy End, seit Doris Day gestorben ist. Traurig, traurig.

Ja, und dann tritt auch noch Dr. Vladimir Klitschko in den Ring. Das ist der deutsch-russische Boxer, der dauernd in deutschen Fernsehsshows auftritt und gemeinsam mit seinem Bruder Sport studiert hat. Das Ende.

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