Mutis Besuch auf der Engelsburg

Sony hat endlich wieder eine ihrer leider allzu seltenen Opernproduktionen herausgebracht. Diesmal ist es einer der großen Hits in den Plattenkatalogen, nämlich Puccinis "Tosca". Und trotz durchschnittlich guter Sänger in den Liebespaar-Rollen ist dem Stardirigent Riccardo Muti ein großer Wurf gelungen.

Der neapolitanische Star Riccardo Muti ist schon seit vielen Jahren Chefdirigent der Mailänder Scala und hat dort bereit sowohl ein beachtliches Repertoire aufgebaut als auch (nach Claudio Abbado) wesentliche Impulse im künstlerischen Alltag gesetzt. Muti gilt als Verdi-Spezialist, eignet sich aber auch hervorragend für Mozart, Brahms, Beethoven etc. Aber Giacomo Puccini hat er sich erst sehr spät vorgenommen - Tosca ist bis jetzt die einzige von ihm dirigierte Puccini-Oper.

In der vorliegenden Aufnahme kostet er das Symphonische dafür bis zum Äußersten aus. Der Maestro liebt es, in Klängen zu schwelgen. Leider sind ihm Maria Guleghina als Tosca und Salvatore Licitra als Cavaradossi nicht ganz gewachsen. Licitra gilt durchaus als Talent in der Opernszene; seine Stimme ist sehr schön, und er versucht auch immer wieder, sie ausdrucksstark klingen zu lassen. Leider kann er aber keine Persönlichkeit hörbar machen. Das gleiche gilt für die Sopranistin aus Odessa: Maria Guleghina hat auch eine schöne Stimme, obwohl sie oft zum Tremolieren neigt. Sie kann das Leiden der Tosca aber irgendwie doch nicht vermitteln. Schade drum! Leo Nucci als "alter Hase" der Opernbühne ist dagegen ein prachtvoller Scarpia. Trotz seines Alters besitzt er noch immer eine mächtige Stimme, mit der er mühelos die nötige bösartige Wirkung vermitteln kann.

Die Aufnahme könnte hochbeeindruckend sein, wenn die Technik Muti keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte; alles klingt ein wenig flach und nicht ausreichend räumlich. Noch dazu scheinen die Stimmen zu weit im Hintergrund. Trotzdem ist die Platte - schon allein wegen Nucci und Muti - ein echtes Erlebnis!

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