Unendliche Klangräume

Seit Neil Ollivierras erstem Release ist viel Zeit vergangen: "Soundtrack (313)", ein Stück wunderbares Geflirre auf Ferox Records, erschien 1996 und gilt längst als New-Ambience-Klassiker. Nun ist er zurück - mit seinem ersten "echten" Album.

Neil Ollivierra blickt auf eine Techno-Vergangenheit als Manager von "Transmat Imprint" zurück. Daher rührt wohl der auf Anhieb etwas verwirrende Projektname "Detroit Escalator Co.". Wer aber deshalb vermutet, auf "Dark Buildings" mit farblosen Technobeats und Elektro-Langeweile konfrontiert zu werden, irrt sich gewaltig: Neil Olliveirras Stücke zählen selbst für den audiophil verwöhnten Hörer zu akustischen Schmankerln der obersten Klasse. Soviel "Stereo", gläserne Rhythmen und schnalzende Percussion werden einem selten geboten. Und diese verträumten Melodien! Eine sparsam eingesetzte und daher besonders eindringliche Melange aus Klavieren und Gitarren wetteifert mit liebreizenden Synthlayers um die Gunst des Musikliebhabers - dem vor lauter Staunen über die vielschichtige Qualität des Dargebotenen der Mund offensteht.

"Black Buildings" ist nach der Compilation "Excerpts" Ollivierras erstes "echtes" Album - noch klarer und transparenter im Produktionsdesign, noch "deeper" im Bassbereich, einfach noch mehr Ambience. Das Album stellt die logische, konsequente Entwicklung eines Musikers dar, der es versteht, aus brillianten Rhythmen und simplesten Akkorden (Klavier oder Gitarre) spannende 3D-Umgebungen zu generieren, in denen man sich bestens verlieren kann.

Als Maler (mit zahlreichen Ausstellungen in den USA) fällt es Ollivierra offenbar besonders leicht, unendliche Räume, tiefe Ozeane und Sphären aus Licht vor das "geistiges Auge" zu projezieren. Wirklich kreative Menschen haben eben die Fähigkeit, ihre Ideen mit unterschiedlichsten Mitteln umsetzen zu können. Und das flutscht bei Neil Ollivierra besonders gut. Schon die Titel wie "Folding Space", "Ghana", "Terminal" oder "Float" weisen darauf hin, daß es sich hier nicht um Techno oder Electro dreht, wie sie üblicherweise primär mit Detroit assoziiert werden. Der Hallraum, den Ollivierra seinen Stücken beimißt, ist über dergleichen erhaben. Er ist so groß wie Detroit selbst mitsamt seinen äußersten Ausläufern; enorme Maßstäbe dominieren seine "Black Buildings", und man verliert sich in den Arkaden und Schächten, selbst die Rolltreppen (Escalators) dehnen sich unter permanenter Bewegung ins Unendliche. Unter den sanften Melodiebögen liegt die Hektik der Großstadt, verkörpert durch Percussion und Highhats. Hier liegt Schicht über Schicht, genau wie bei Ollivierras Gemälden, und das ist bekanntlich immer mehr als die Summe der einzelnen Teile. Wobei die Details aber auch nicht von schlechten Eltern sind: Bei Ollivierra stimmt einfach jedes noch so kleine Sample, jeder noch so kleine Punkt im Midi-Arrangement. Also: Unbedingt anhören!

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