Meet the Focker

Wie das Vorstellen bei den Eltern der Angebeteten im Fiasko endet, oder: Warum müssen Komödien unbedingt familientauglich sein? "Austin Powers"-Regisseur Jay Roach gestaltet Ben Stillers Spießrutenlauf durch Fettnäpfchen und aberwitzige Katastrophen zur durchaus witzigen Tour de Force mit Robert de Niro als Übervater im Handgepäck. Zum großen Spaß reicht es aber nicht ganz.

Der deutsche Titel "(Meine Braut, ihr Vater und ich") ist abschreckend, doch "Meet the Parents" ist um einiges witziger, als die Übersetzer vermuten lassen. Krankenpfleger Greg Focker (Ben Stiller) liebt Pam (Teri Polo) und will sie heiraten. Damit das junge Glück perfekt wird, benötigen die beiden ihren väterlichen Segen. Doch Papa ist nicht irgendwer, sondern der konservative Ex-CIA-Agent, Übervater und Kontrollfreak Jack Byrnes (Robert de Niro). Die Vorbereitung zur Hochzeit von Pams Schwester Debbie (Nicole DeHuff) scheint der ideale Anlaß zum gegenseitigen Kennenlernen und offiziellen Handanhalten. Doch von Anfang an läßt sich kaum verhehlen, daß hier konträre Welten aufeinanderprallen und angehende Schwiegersöhne grundsätzlich auf Mißtrauen stoßen. Trotz intensiver Bemühungen geraten schon Kleinigkeiten wie Tischkonversationen zum Debakel, und mit jedem Versuch, sich aus einer unangenehmen Situation zu retten, verstrickt sich Greg nur noch tiefer in Mißgeschicke und Pannen, beschädigt Mobiliar, Hochzeitsgeschenke und die angehende Braut, fackelt Familienheiligtümer ab und kommt auch mit Jacks Lieblingskatze nicht ganz zurecht. Alles, was schiefgehen kann, geht schief - und daß er obendrein noch in Pams Ex-Verlobten Kevin (glaubhaft: Owen Wilson) mit Mr. Perfect konfrontiert wird, beschleunigt das Fiasko nur.

Das über weite Strecken amüsante Remake eines kleinen Films von 1992 gibt sich redlich Mühe und kombiniert zu den Wortduellen im Sinne guter alter Screwball-Comedy auch körperliche Komik. Ein sichtlich gut aufgelegter Robert de Niro bildet den fast zu engagierten, aber als überfürsorglichen Vater glaubhaften Widerpart zu Ben Stiller, der mehr oder weniger seine Rolle des unbeholfenen Lovers mit ernsten Absichten aus "There´s Something About Mary" recycelt - hier jedoch immerhin mit der Option auf den endgültigen Durchbruch für den Hollywood-Mainstream. Und das ist auch das Problem von "Meet the Parents": Regisseur Jay Roach, der nach zwei überdreht-spaßigen "Austin Powers"-Glam-Epen bewiesen hat, das er mehr Charme und Witz auf Lager hat, will es anscheinend vielen recht machen und landet nur im Mittelmaß, das da heißt: familienfreundliche Komödie, lustig, aber etwas schwachbrüstig, und eindimensionale Charaktere.

Roach (zur Zeit für die Regie von "The Hitchhiker´s Guide Through The Galaxy" im Gespräch) benutzt weder das spätestens seit den Fünfzigern beliebte Stilmittel, mit dieser Standard-Ausgangssituation bürgerliche Rituale, spießige Konventionen und (konservative) Standesvorurteile der gerechtfertigten Lächerlichkeit preiszugeben, noch läßt er sich voll auf die von ihm angedeutete "vulgar comedy" ein. Im Schlepptau erfolgreicher Independent-Streifen wie eben "There´s Something About Mary" oder gar dem genialen "Happiness" von Todd Solondz verwendet Roach dirty language (Achtung: Greg heißt Focker!), Querverweise auf Sex und Drogen und geforderte Geschmacklosigkeiten eher wie behübschende Elemente, die eigentümlich keimfrei bleiben, so wie die porträtierten Personen. Irgendwie kommen beim Zuseher Erwartungshaltungen auf, daß sich das gut erhaltene sportliche Dauerlächel-Ehepaar als Sadomasochisten, Mafiosi oder wenigstens fehlerhaft outen möge, aber nichts passiert. Das US-Ideal der Familie als solches bleibt unangetastet, das Amüsement ist zwar lustig und gut gespielt, aber letztlich Mainstream-kompatibel und jugendfrei. Das machte "Meine Braut, ihr Vater und ich" in den USA zum erfolgreichsten Film des Monats Oktober, also gibt´s auch bald ein Sequel, das kolportierterweise "Meet the Fockers" heißen soll. Bis dahin kann man sich ja die Zeit mit einer wirklich genialen Eltern-Treffen-Komödie vertreiben - dem feinen Meisterwerk "Buffalo ´66" von und mit dem begnadeten Maniac Vincent Gallo.

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