Schwedisches Teddy-Road-Movie

In der größten elterlichen Streßphase des Jahres reicht man im Kino traditionell altersgerechtes Beschäftigungsprogramm für werdende Cineasten. "Eine kleine Weihnachtsgeschichte" ist die schwedische Antithese zum Disney- und Hollywood-Standard.

Die kleine Ina (Lisa Malmborg) verliert in der Stockholmer U-Bahn ihren geliebten Teddy Noonoo. Ein alter Mann findet ihn, trägt ihn zur Post, und durch ein Versehen gelangt er in den verschneiten Norden. Eine abenteuerliche Reise beginnt, in deren Verlauf das - seltsamerweise gestrickte - Spielzeug von den unterschiedlichsten Personen weitergereicht wird, bis es wieder in einem Antiquitätengeschäft in der Hauptstadt landet. Dazwischen werden die einzelnen Episoden durch die geöffneten Türchen von Inas Adventkalender mit passenden Zeichnungen illustriert. Das Mädchen will natürlich nichts lieber als ihren Teddy, und durch einen wundersamen Zufall bekommt es ihn genau am Heiligen Abend zurück.

Regisseuse und Trickfilmerin Asa Sjöström verwandelte für ihren ersten längeren Realstreifen ein populäres Weihnachtsmärchen aus Schweden in ein kleines Road-Movie mit ungekünstelter Atmosphäre. In klaren, stimmigen Bildern führt sie uns ins Land der Mitternachtssonne, wie wir es uns immer schon vorgestellt haben: mythische Weiten aus Eis und Schnee im Norden, putzige Häuser mit bunten Fassaden, viel Dunkelheit und wortkarge Menschen voll unerschütterlicher Gelassenheit.

Die Geschichte ist sehr unspektakulär, ruhig und unemotional erzählt und verzichtet auf die üblichen moralischen Belehrungen oder den sentimentalen Kitsch, der bei ähnlichen Produktionen aus Hollywood oft die Leinwand zu verkleben pflegt. Das ist fast gewöhnungsbedürftig, denn von soviel Firlefanz entkleidet, wirkt die knappe Stunde fast ein wenig handlungsarm, aber auch wie eine empfehlenswerte Alternative für Reizüberflutete. Als Nostalgiker vermißt man allerdings ein wenig vom Lindgrenschen Flair und lebendigen Anarchismus, der für Kinder vor der Pubertät einfach unscbätzbare Dienste leistet, weil man ganz früh lernt, nicht so zu sein wie Tommy oder Annika, aber fast so zu werden wie Pippi oder Michel aus Lönneberga. Wenn man seine Sprößlinge aber schon im zarten Alter auf - sagen wir mal - das Werk eines Ingmar Bergman und europäische Blickwinkel einstimmen will, ist dieser Film ein guter Anfang. Geeignet ab ca. 5 Jahren.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.