Old-School-NuSoul

Das Jahr 2000 wird in puncto R&B, Swingbeat, Rap und HipHop nicht unbedingt als eines der herausragendsten in die Annalen der Musikgeschichte eingehen. Gurus dritter Ausflug in die Welt von "Jazzmatazz" bildet da eine löbliche Ausnahme.

Nachdem Teil zwei der 1993 gestarteten Jazzmatazz-Saga sowohl verkaufstechnisch als auch qualitativ weit hinter seinem vielgelobten Vorgänger zurückblieb, entschied man sich zur Modifikation und Aktualisierung der Reihe. "Jazzmatazz 3 - Streetsoul" ist beat-technisch härter als seine Vorgänger und erinnert durch seine rhytmische Fokussierung und Intensität stärker an die Gang-Starr-seitigen Outings von Herrn Guru. Auch die musikalische Orientierung verlegt sich (wie der Titel bereits andeutet) weg vom klassischen Straight-ahead/Groove-Jazz und hin zu zeitgenössischem R&B und Nu/Classic-Soul. Lediglich Herbie Hancock und Isaac Hayes repräsentieren die - im Kontext der Serie - traditionelle Alt/Neu-Verbindung und machen Platz für ein kontemporäres (und kommerziell ergiebigeres) All-Star-Ensemble, inkl. Erykah Badu, Angie Stone, Macy Gray, The Roots und Craig David.

Wie bereits bei den Vorläufern ist jedoch auch bei "Streetsoul" zu bemängeln, daß Guru seinen oftmals genialen Partnern schlicht zu wenig Platz läßt, um deren eigene Vorzüge und Talente voll einbringen zu können (so ist es beispielsweise schade, eine facettenreiche Sängerin wie Macy Gray auf "All I Said" lediglich auf die Rolle einer stichwortgebenden Background-Vokalistin reduziert zu hören).

Ansonsten präsentiert sich "Streetsoul" als durchwegs abwechslungsreiches und mit catchigen Grooves gespicktes Album. Die potentiellen Hits wie "Keep Vour Worries" und "Supa Love" sind schnell als solche identifiziert, während verborgenere Ditties wie etwa "Where´s My Ladies", "Certified" und "Hustlin´ Daze" dem Album auch abseits radiotauglicher Edits Tiefenprofil verleihen. Nachhaltigen Eindruck hinterläßt zunächst der (bereits angesprochene) Opener "Keep Your Worries". Die Kombination aus "geschmeidigen" vocals (Angie Stone), entspannten Fender-Rhodes-Klängen und solidem Mid-tempo-Groove beschert uns eine ziemlich gelungene R&B-Top 20-Nummer.

Textlich kritische Demontagen des Gangsta-Mythos und sozialkritischer Realismus machen "Hustlin´ Daze" und "Who´s There?"" zu den inhaltlich ausgegorensten Beiträgen und verdeutlichen die rhyme-technischen Talente Meister Gurus. "Tryin´ to keepin´ it real y´all", oder so ähnlich... Wer eher zur pop-tauglichen Seite des R&B-Spektrums tendiert, wird mit Craig Davids "No More" und Bilals "Certified" bestens bedient, während Freunde des nach wie vor aktuellen Latin-Booms sicher an Big Shugs "Where´s My Ladies" (mit seinem "Whatcha See Is Whatcha Get" -Sample!) Gefallen finden werden.

Erykah "Her divine queen of NuSoul" Badu entfaltet auf dem Laidback-Jazz-Shuffle von "Plenty" stimmliche Qualitäten, die an Ella Fitzgeralds legendäre Scat-Patterns gemahnen und ihrem (Badus) Ruf als das jüngste Glied in einer langen Kette afroamerikanischer Diven gerecht werden. Überblicksmäßig betrachtet, liefert "Jazzmatazz Vol. 3" zwar nicht unbedingt ein Feuerwerk innovatorischer Impulse, aber dafür qualitativ hochwertigen R&B und Hip Hop. Sicher kein Fehlkauf!

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