Ein akustisches Denkmal

Am 27. Jänner 2001 jährt sich der Todestag von Giuseppe Verdi zum 100. Mal. Daher erweisen ihm auch alle großen Tonträgerproduzenten mit Gesamtausgaben seiner Opern ihre Referenz. Die Philips tut dies mit drei CD-Boxen, wobei die hier besprochene die frühen Werke enthält.

Bei Gesamtausgaben gibt es immer den Nachteil des "Bausch-und-Bogen"-Kaufs. Dieser Nachteil heißt im vorliegenden Fall Lamberto Gardelli. Der italienische Maestro ist zwar ein sehr guter Dirigent, doch schafft er es in keiner Aufnahme, den Hörer sozusagen "vom Sitz zu reißen". Andererseits hat man dafür sehr wohl die Creme de la Creme der Opernsänger auf dem Programm - angefangen von Carlo Bergonzi über Pavarotti, Jessye Norman und Montserrat Caballé bis hin zu Domingo und Mirella Freni.

Philips/Universal konnten bis auf eine einzige Oper alle der hier enthaltenen Werke aus ihren Archiven abdecken - von der EMI kaufte man die grandiose Aufnahme von "Giovanna d´Arco" unter James Levine zu. Diese Produktion ist eine der spannendsten und besten, die man je hören wird können. Hier singen ein jugendlicher Placido Domingo, eine grandiose Montserrat Caballé und ein ebensolcher Sherill Milnes. Und James Levine beweist, welch außerordentliches Talent er schon in jungen Jahren war.

Ein superbes Klangspektakel ist die Gesamtaufnahme von "Oberto" unter Sir Neville Marriner mit seiner Academy of St. Martin in the Fields. Marriner demonstriert in dieser Oper, die stark an Rossini erinnert, daß der Orchesterpart weit mehr Inhalt bietet als das sogenannte "M-ta-ta". Eine wahre Meisterleistung!

Schade ist nur, daß man sonst nur Aufnahmen unter Lamberto Gardelli ausgewählt hat, obwohl es bei einzelnen Werken (z. B. "Nabucco" unter Sinopoli) eine bessere Auswahl gegeben hätte. Allzu blaß und langweilig ist hier etwa die "Attila"-Produktion. Wichtig ist jedoch vor allem, daß man einmal alle Verdi-Opern bequem in einer Box zur Hand hat. Für die Plattenfirma könnte allerdings der Umstand von Nachteil sein, daß die meisten Opernhörer ohnehin bereits mehr oder weniger alle Verdi-Aufnahmen besitzen. Ob sie dann trotzdem zu dieser Box greifen werden? Doch wenigstens der Repertoirewert dieser drei Sammlungen ist enorm.

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