Action in der Todeszone

Ein Ex-Bergsteiger versucht, seine verunglückte Schwester aus der Todeszone des K2 zu retten und hat nur 36 Stunden Zeit. Mit im Marschgepäck: emotionale Konflikte, Rachegelüste und ein wenig Nitroglyzerin.

Eine Familientragödie entzweite die Geschwister Peter (Chris "Die 3 Musketiere" O´Donnell) und Annie Garrett (Robin Tunney). Bei einer Bergtour schnitt der Sohn den Vater vom Seil, um sich und die Schwester zu retten. Das hat Annie ihrem Bruder nie verziehen, und Peter hängt traumatisiert Rucksack und Eispickel an den Nagel. Drei Jahre später ist er "National Geographic"-Photograph, während sie als ehrgeizige und berühmte Extrem-Alpinistin unterwegs ist. Aber die Expedition mit Milliardär Elliot Vaughn (Bill "Twister" Paxton) auf den gefährlichen K2 wird für sie und Bergführer Tom McLaren (Nicholas Lea) zum Alptraum. Vaughn scheut für sein überkandideltes Projekt kein Risiko und schlägt alle Warnungen in den eisig pfeifenden Wind. Die Strafe folgt auf dem Fuße - alle drei stürzen in eine Gletscherspalte.

Als Peter von dem Unglück erfährt, bricht er sofort zur Rettung auf. Erstens kann man in der Todeszone nur 36 Stunden überleben, und zweitens bietet sich die Chance zu Traumaüberwindung und Versöhnung. Der eilig zusammengestellte Hilfstrupp aus verwegenen Hazardeuren (darunter auch eine Frau) birgt reichlich zwischenmenschlichen Sprengstoff; aus Gefährlichkeitsgründen packt man aber noch Nitroglyzerin pakistanischer Rebellen ein - für den Notfall und um die Verunglückten aus der Eishölle zu sprengen. Die Suche ist für einige Teilnehmer auch eine nach der eigenen Vergangenheit. Vor allem der legendäre, zehenlose Bergfex Montgomery Wick (Scott Glenn) hat mit Vaughn eine Rechnung offen, seit seine Frau vier Jahre zuvor unter mysteriösen Umständen verschwand. Und zufällig kannte er auch Peters Vater.

Klar, daß bei so viel Rache, Schuld und Sühne der halsbrecherische Aufstieg unter keinem guten Stern steht, aber nur so kann "Vertical Limit" zum reinrassigen Action-Spektakel mit Thriller-Elementen mutieren. Und das nicht unspannend: Lungenödeme, häßliche Unfälle, mieses menschliches Verhalten, ein Mord und ein paar Explosionen haben vor allem für die Nebendarsteller verheerende Folgen. Blutspritzer auf weißen Schneemassen, perfekte Action-Sequenzen und schwindelerregende Stunts (am Eispickel überm tiefen Abgrund hängen) trösten über eindimensionale Gut/Böse-Schemata sowie Glaubwürdigkeits- und Logikprobleme in der Handlung hinweg - aber dafür sind Abenteuerschinken wie dieser ohnehin nicht berüchtigt.

Im höhepunktarmen und filmisch insgesamt schwachen Kinojahr 2000 darbte auch dieses Genre eher dahin, sodaß der Berg-Bombast von Routinier Martin Campbell ("Goldeneye", "Die Maske des Zorro") immerhin durch Tempo und ungewohnte Kulisse positiv auffällt. Außerdem: Bill Paxton und Scott Glenn wieder auf der Leinwand zu sehen, ist auch nicht schlecht, obwohl man ihnen endlich mal bessere Rollen wünscht. Sie hätten es verdient.

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