Ein fulminantes Ereignis

Riccardo Chailly hat mit dieser Aufnahme von Gustav Mahlers "Symphonie der Tausend" bereits die Hälfte aller Symphonien des österreichischen Spätromantikers für seinen Zyklus aufgenommen. Die Doppel-CD bietet eine vielleicht etwas verweichlichte und dennoch eine der besten Produktionen dieser monströsen Symphonie.

Gustav Mahler hat mit diesem Werk eine der opulentesten Symphonien komponiert, die auch mit der so ziemlich größten Besetzung am Konzertpodium aufwarten kann. Angefangen von einem riesigen Orchester über einen Doppel- und einen Kinderchor sowie acht Solisten bis hin zu einer großen Fernmusik; in einer guten Aufführung beeindruckt dieses Werk allemal.

Als normale CD-Studioproduktionen gibt es nur wenige herausragende Aufnahmen dieser Symphonie; manche Live-Mitschnitte übertreffen die Studioaufnahmen bei weitem. Eine der eindrucksvollsten Darbietungen des Mahler-Werks war die Live-Produktion 1999 in der Wiener Staatsoper unter Lorin Maazel. Riccardo Chailly ist es jedoch gelungen, die gar nicht geringe Anzahl an Studioaufnahmen um einen echten Höhepunkt zu bereichern.

Chailly, der sich vom ausgezeichneten Operndirigenten mittlerweile zum sehr beliebten Chef des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters hochgearbeitet hat, kann von sich behaupten, einer der interessantesten Mahler-Dirigenten geworden zu sein. Sein Karriereweg war am Anfang sehr steil; nach einem Einbruch und einer kurzen Krise begann er dann, sich alles ernsthaft zu erarbeiten - und hat heute einen interessanten Status erreicht.

Ohne zuviel zu romantisieren und zu verzärteln, gelingt ihm dieses Monsterwerk wie "aus einem Guß". Mit Hilfe der Decca hat er eine transparente und durchschlagskräftige Produktion zustandegebracht, wobei aber bei allem Lob gesagt werden muß, daß das Klangbild trotzdem manchmal etwas zu verweichlicht ist und die Interpretation etwas mehr Dynamik und Räumlichkeit vertragen hätte. Es ist schwer zu sagen, ob der Dirigent daran alleine "schuld" trägt oder die Plattenfirma da mitgeholfen hat. Auf jeden Fall liegen die heutigen Aufnahmen des rot-blauen Labels weit unter dem Niveau der früheren.

Neben Chailly müssen die Solisten Jane Eaglen, Ruth Ziesak und Ben Heppner lobend erwähnt werden. Die anderen sind durchschnittlich und eher schlecht; die Mezzos Sara Fulgoni und Anna Larson machen einen farblosen Eindruck, während die Chöre Klangqualität vom Feinsten bieten. Alles in allem gehört die vorliegende Aufnahme aber mit Sicherheit ins Regal jedes Mahler-Freundes.

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