Stirb endlich, alter Sack!

Die Idee, einen Film über die letzten Lebenstage des Mittelschulliteraten Bertolt Brecht zu machen, hätte man besser gleich wieder verworfen.

Ostdeutschland, 1956: In seinem Häuschen an einem See in Brandenburg frischelt der Schriftsteller Bertolt Brecht dahin. Er hat trotz großer Hitze eine Sommergrippe, fühlt sich schlecht, leidet an Herzproblemen. Sein ganzer Harem ist zugegen - seine Gattin Helene Weigel samt Tochter Barbara, Assistentin Elisabeth Hauptmann, Brechts Geliebte Ruth Berlau, die ätherische Schauspielerin Käthe Reichel und Isot Kilian, die sich Brecht mit deren Gatten Wolfgang Harich teilt. Überall schwirren die Schergen der Kommunisten herum - sie haben es auf Harich und Kilian abgesehen. Aber weil Brecht nicht aufgeregt werden soll, läßt man sich mit der Verhaftung noch Zeit.

Wir sehen Brecht, wie er schwitzt, ungewaschen ist, seinen Mitarbeitern auf die Nerven geht, seine Frauen herablassend behandelt und sich nach seiner stinkigen, speckigen Mütze sehnt, ohne die er nicht schreiben kann, die seine Tochter aber glücklicherweise verbrannt hat. Dieser fette, unsymphatische, selbstverliebte Mann soll ein Grande der deutschen Literatur sein? Bäh.

Der Film zieht sich nicht einmal dahin - er ist überhaupt kein Film. Nur weil es ab und zu Spannungen zwischen den anwesenden Frauen gibt (kein Wunder, wenn sich so viele Trampel um einen widerlichen alten Furz drängen) kann man noch lange keine psychologische Tiefe erwarten. Und nur, weil man sich nicht zwischen revolutionären Weltverbessereransätzen und Frustration mit dem real existierenden Sozialismus entscheiden kann, handelt es sich bei weitem nicht um politische Dichte.

"Abschied - Brechts letzter Sommer" ist das langweiligste, das die Deutschen seit mindestens einem Jahrzehnt ins Kino gebracht haben. Regisseur Jan Schütte ist wohl in seinen Maturajahren hängengeblieben; er hält das, was er da auf die Leinwand kleckst, anscheinend für literarische Hochkultur, ohne zu erkennen, daß sein kleingeistiger Zelluloidauswurf eine cineastische Totgeburt ist.

Es schmerzt, wenn man das sagen muß, aber dieser Film ist von vorne bis hinten nichts wert. Keine Ahnung, wer für so etwas hundert Schilling Eintrittsgeld bezahlen würde.

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