Das Leben ist nicht totzukriegen

In "Red Planet" haben die Menschen Algen auf den Mars verfrachtet, um das Atmen zu ermöglichen. Die Rechnung wurde allerdings ohne Darwin gemacht.

Ja, ja, die Zukunft – die wird mit Sicherheit kein Honiglecken. 2050 ist die Erde ihrem Ende noch näher gerückt als heute, und als letzter Hoffnungsschimmer glüht ein rotes Lichtlein am Firmament: der Mars, wo Tonnen von Algen abgeladen wurden, um die Atmosphäre umzuwandeln, damit die Menschheit dorthin umsiedeln kann. Um im Mars-Habitat, einer bewohnbaren Kontrollstation, Wartungsarbeiten vorzunehmen, ist Pilot-Commander Bowman (Carrie-Ann Moss) mit ihrer Crew - dem sympathischen Gallagher (Val Kilmer), dem grobschlächtigen Buchenal (Tom Sizemore) sowie Santen (Benjamin Bratt), Pettengil (Simon Baker) und dem alten Chantilas (Terence Stamp) - in ihrem riesigen Raumschiff zum roten Planeten unterwegs. Man hat Spaß, aber der hört sich kurz nach Erreichen des Orbits auf, als ein Sonnensturm das Schiff schwer beschädigt. Die Crew unternimmt in der kleinen Landekapsel eine brachiale Notlandung, bei der Chantilas schwer verletzt wird. Commander Bowman bleibt im Schiff zurück. Während es ihr mit knapper Not gelingt, die riesige Raum-Titanic wieder zu stabilisieren, begeben sich die Leute auf der Oberfläche auf die Wanderung zum Habitat. Chantilas wird auf eigenen Wunsch zurückgelassen (Exitus Nr. eins). Und natürlich macht der beschränkte Sauerstoffvorrat ihrer Anzüge den Marsch der Männer zu einem Wettlauf gegen die Zeit.

Als sie endlich das Habitat erreichen, erweist es sich als von unbekannten Tätern (es war wahrscheinlich der Wind) in Fetzen gerissen; d. h. kein Wasser, kein Essen, kein Sauerstoff, keine Überlebenschance. Im Zuge des hysterischen Fatalismus, der sich unter den Todgeweihten breitmacht - nicht nur das Habitat ist nutzlos, offenbar haben auch die Algen dabei versagt, Atemluft zu erzeugen -, wirft der zappelige Pettenbil den herzlosen Santen in eine Schlucht (Exitus Nr. zwei). Dann geht einem nach dem anderen der Sauerstoff aus, und als sich Gallagher unter Erstickungsanfällen den Helm vom Kopf reißt, geschieht das erste Märchenbuch-Wunder: er kann atmen. Uff, Glück gehabt, der Film darf weitergehen. Drei Mann hoch werden in der Nacht von einem weiteren Überlebenden überrascht - es ist AMEE, der Militärroboter, der sich wie eine Raubkatze bewegt, den schwarzen Kung-fu-Gürtel einprogrammiert hat und beim Aufprall ordentlich auf den Kopf gefallen zu sein scheint, weil er sich kurzerhand gegen die restlichen Überlebenden wendet. In einem Blitzangriff bricht er Buchenal eine Rippe, wodurch dieser zum Handicap für die anderen beiden wird.

Nun, auf zur letzten Chance: Gallagher baut aus dem alten Mars-Rover der NASA ein Funkmodem aus und versucht, Bowman im Orbit zu erreichen, was schließlich gelingt. Bowman entdeckt eine noch intakte russische Raumkapsel - in 150 Kilometern Entfernung. Auf der Odyssee dorthin wird es mächtig krachen: AMEE macht Streß, die Algen sorgen für einen Zyklon mit sibirischen Minusgraden, und die unaufhaltsame Triebfeder des Dawinismus beschert den Gestrandeten auch noch ein paar andere höchst unangenehme Zeitgenossen...

Die Story ist natürlich von vorne bis hinten unglaubwürdig. Darauf muß man sich einstellen. Wer sich aber den Genuß von Fiktion und überbordender Phantasie erlaubt, wird mit vielen einfallsreichen Details, schönen Spezialeffekten, reichlich Spannung und Adrenalin und auch ein wenig Romantik beglückt. Ein Vergleich zwischen Brian De Palmas Stumpfsinnsklamotte "Mission to Mars" und diesem Film wäre ein Beweis für totale Ahnungslosigkeit - "Red Planet" ist für Science-Fiction-Freunde nämlich sicher eine Bereicherung. Das Wiedersehen mit "Matrix"-Domina Carrie-Ann Moss ist erfreulich, der Auftritt von Terence Stamp ein (leider kurzes) Vergnügen, Tom Sizemore gibt den Unsympathler wie immer perfekt, und Val Kilmer als Inkarnation des harmlosen Mädchentraums ist leicht erträglich. Und sogar mit Julia-Roberts-Lover Benjamin Bratt kann man leben...

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