Ozawas Milleniumsgabe

Der mittlerweile etwas in die Jahre gekommene japanische Maestro Seiji Ozawa ist einer der besten Interpreten der Symphonien Gustav Mahlers. Bei Sony ist jetzt ein Live-Mitschnitt der "Auferstehungssymphonie" erschienen. Zusammen mit dem Saito Kinen Orchester gelang Ozawa eine der besten Aufnahmen dieser Symphonie.

Über einen Mangel an Mahler-Symphonien in den diversen Plattenkatalogen braucht man sich wahrlich nicht zu beklagen. Auf den ersten Blick ist diese bei Sony neu erschienene Silberscheibe also nur eine von vielen - doch was ihre Qualität anbelangt, liegt sie "on the top". Im Rahmen der Tokioer Millenniumskonzerte dirigierte Seiji Ozwawa mit seinem (den Ausdruck darf man getrost verwenden) Saito Kinen Orchester dieses fünfsätzige Monsterwerk des altösterreichischen Komponisten.

Gustav Mahler beschreibt in diesem Werk den Weg vom Tod bis hin zur Auferstehung. Der Komponist veröffentlichte ursprünglich sogar den ersten Satz alleine als Konzertwerk (unter dem Titel "Totenfeier"). Neben einem selbstverständlich riesigen Orchester singen ein gemischter Chor und zwei Solistinnen (Sopran und Alt). Der vierte Satz ist betitelt mit "Oh Röschen rot" (nach Worten aus "Des Knaben Wunderhorn"), und der letzte wurde von Friedrich Klopstock gesetzt. Dieser Finalsatz feiert mit dem gesamten Ensemble (inklusive Fernmusik) die Auferstehung.

Neben Ozawa finden sich auf dem Podium der präzise singende Shinyukai-Chor, die brillante Sopranistin Emiko Suga und der tragende Alt von Nathalie Stutzman. Ein besseres Ensemble kann man sich nicht wünschen; aber einige Anmerkungen seien dennoch gestattet.

Der Chor beispielsweise singt zwar präzise, schafft jedoch nie einen "schwebenden" Klang. Die Sopranistin wiederum intoniert traumhaft schön - aber man weiß nicht, ob sie eine Ahnung hat, was sie da singt. Sehr eindrucksvoll ist hingegen das Saito Kinen Orchester. Dieses Ensemble, das nach dem in Japan sehr bekannten Dirigenten und Lehrer Ozawas benannt ist, besteht aus lauter hervorragenden Musikern, denen man anhört, daß sie ihre Kenntnisse in Europa erworben haben. Neben einem hohen Präzisionsgrad verfügen sie über enorme Musikalität und realisieren mit hohem Einsatz die Intentionen des in Europa musikalisch gewachsenen Maestros.

Alles in allem liegt damit eine der eindrucksvollsten Aufnahmen vor, die man derzeit erwerben kann. Stellt sich nur die Frage, warum sie auf zwei CDs gepreßt hat, wenn doch die meisten Produktionen mittlerweile auf eine Scheibe passen...

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