Seht nur, wie sie bauen!

Das dunkle Volk ist auf dem Vormarsch. Angeführt von Morbus und seinen Heerscharen, verwandelt es nach und nach das ganze Land in eine finstere Einöde. Doch zum Glück gibt es ja noch die tapferen Römer, Wikinger und Mayas, die sich dem Bösen mutig in den Weg stellen.

Oh Baby! Was für ein Spiel. In der Geschichte der PC-Spiele gab es bisher nur sehr wenige Games, die sich zu Recht als Meilensteine der Industrie rühmen können. Mit dem 4. Teil der "Siedler"-Saga gelang es dem Design Team von Blue Byte, ein ebensolches Produkt zu entwerfen.

Die Vorgeschichte von "Die Siedler IV" ist schnell erzählt: Aufgrund einer Revolte wurde der finstere Morbus auf die Erde verbannt. Schlimmer hätte es für ihn kaum kommen können, denn Morbus haßt alles, was grün ist. Um auf seiner neuen Heimat endlich in (Un-)Frieden leben zu können, gründet er schnell die Dunkle Legion, mit deren Hilfe er seinen Kreuzzug gegen Fauna und Flora des Planeten beginnt. Der einzige Schönheitsfehler an der Sache sind die widerspenstigen Mayas, Römer und Wikinger, die auf dem Planeten wohnen und sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund gegen die Mission von Morbus stellen.

Je nach Wunsch kann man nun eines dieser Völker übernehmen und zu Ruhm und Ehre führen. Entweder beginnt man die Kampagne gegen Morbus und seine Helfer, oder man spielt in einer Art Freeform-Modus, dessen Ziel es ist, die stärkste Macht auf dem Planeten zu werden. Dabei könnten die Unterschiede zum Vorgänger nicht größer sein. Alle drei Völker sind komplett anders gestaltet; sie sehen nicht nur verschieden aus, sondern unterscheiden sich auch in ihren Berufen, ihrem Lebenswandel, der Art ihrer Waffen und ihren Zauberfähigkeiten.

"Die Siedler IV" ist sehr komplex, aber ein extrem hilfreiches Tutorial erleichtert den Einstieg und bietet auch Genre-Neulingen schnell die Möglichkeit, Fuß zu fassen. Die wahre Spieltiefe stellt sich allerdings erst nach langen, langen Stunden, die man fasziniert vor dem Monitor verbracht hat, zur Gänze heraus. Damit die Siedlung reibungslos funktioniert, muß der Spieler für eine gut organisierte Infrastruktur sorgen. Zum Beispiel genügt es nicht einfach, eine Schweinezucht zu errichten, um Fleisch für die Siedler herzustellen. Natürlich braucht man auch noch eine Metzgerei, um die Schweine zu schlachten, Getreidefarmen, die für das nötige Futter sorgen, Wasser, um sowohl Getreide zu gießen als auch die Tiere zu füttern usw. usf.

Dem emsigen Treiben seiner Leutchen kann man mittels wunderschöner High-Res-Graphik beiwohnen. Jede einzelne Figurenkategorie ist verschieden animiert und herrlich gezeichnet. Dazu kommen teilweise noch atemberaubende Landstriche, über die man im Laufe seiner Entdeckungsreisen stolpert. Um in den vollen Genuß der Graphik von "Die Siedler IV" zu kommen, sollte allerdings schon eine halbwegs brauchbare Graphikkarte im Rechner stecken (so ab Riva TNT 2 aufwärts).

Das Spiel überzeugt zudem durch eine Fülle von Online-Möglichkeiten. Mittels LAN oder BlueByte Channel können bis zu acht Spieler auf einer Karte gleichzeitig um die Vorherrschaft streiten. Weiters hat man die Möglichkeit, eigene Clans zu gründen und mit diesen gegen andere Clans anzutreten oder Waren zu tauschen (Was? Deine Eisenmine ist erschöpft? Das tut mir aber leid. Übrigens, aufgrund dieser Neuigkeit hat sich soeben eine dramatische Preissteigerung bei Eisen in meinem Königreich ereignet. Der aktuelle Kurs sind fünf Goldeinheiten für eine Eiseneinheit, hehehe!). Abgerundet wird das Online-Spektakel durch Nettigkeiten wie einen Kooperationsmodus (zwei Clans zusammen gegen zwei andere), ein Wettsiedeln, in dem man als erster eine bestimmte Größe erreichen muß, Foren, in denen man immer wieder gute Tips von anderen Spielern erhält, und einen eigenen Chat.

"Die Siedler IV" ist mit Leichtigkeit das beste Spiel, das bisher in diesem Jahr erschienen ist. Auch wenn das Geld knapp ist und man nicht alles kaufen kann - wer dieses Game im Regal stehen läßt, ist selber schuld.

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