Feuer und Asche

Endlich ist die endlose Warterei vorbei: Die neue Propagandhi-Platte ist da! Fünf Jahre sind seit dem letzten Album vergangen - und jetzt schlagen Propagandhi mit "Todays´s Empires, Tomorrow´s Ashes" und neuem Bassisten zurück.

Propagandhi waren eine der ersten Bands auf dem kleinen Skatepunk-Label Fat Wreck Chords. Doch bereits durch ihre erste, lange Platte "How to Clean Everything" (1993) unterschied sich die Band von ihren Labelkollegen: Während Nofx, No Use for a Name, Lag Wagon & Co. hauptsächlich über Bier, Party und Liebe sangen, brachten Propagandhi immer schon politische Inhalte in ihren Texten rüber. Außerdem erschienen ihre Songs auch musikalisch ausgefeilter und durchdachter als die der anderen Melodycore-Bands.

Obwohl der Titel des darauffolgenden Longplayers "Less Talk, More Rock" (1996) hieß, "politisierte" sich die Band zunehmend. Das Booklet war wesentlich dicker und enthielt Texte zu verschiedenen emanzipatorischen Bewegungen, von Feminismus bis zu Tierrechten. Der Sound war etwas langsamer und rockiger als beim Vorgänger und oft geprägt von der Stimme des damaligen Bassisten John (und wahrscheinlich auch dessen Einfluß beim Songwriting). Johns Musikgeschmack läßt sich übrigens durch seine jetzige Band The Weakerthans erahnen, mit der er viel langsamer und emo-lastiger als Propagandhi zur Sache geht.

Die fünf Jahre zwischen "Less Talk, More Rock" und "Todays´s Empires, Tomorrow´s Ashes" verbrachten Propagandhi größtenteils damit, das G7 Welcoming Committee (mit) zu gründen und aufzubauen. Dabei handelt es sich um ein Kollektiv und Label für politische Literatur und Musik. Neben Propagandhi veröffentlichen dort auch The Weakerthans, I-Spy und ...But Alive. Schon kurze Zeit, nachdem sie Todd Kowalski, den Bassisten von I-Spy, in ihre Band geholt hatten, wurde der erste Song als MP3 auf der Propagandhi-Homepage veröffentlicht. Im Februar 2001 folgte die ganze LP "Todays´s Empires, Tomorrow´s Ashes".

Nicht weniger als 14 Songs stark, enthält die CD-Version auch einen CD-ROM-Track mit kurzen Polit-Videos; der Vinyl-LP ist jedoch ein 70 Seiten starkes Heft mit dem Titel "Knowledge Is Power - Arm Yourself" beigelegt, das einen Text von William Blum zur US-Außenpolitik enthält und einen von Ward Churchill über den geheimen Krieg des FBI gegen die Black Panther Party. Außerdem kommen die Songtexte als Extra-Booklet in CD-Größe.

Die Musik von "Todays´s Empires, Tomorrow´s Ashes" ist härter und rauher als auf den Vorgängern. Vor allem die Gitarren klingen dreckiger als früher, die Stimmen sind lauter, und es wird auch gelegentlich gebrüllt - kurz: alles ist etwas unsauberer eingespielt. Der Einfluß des neuen Bassisten ist nicht überhörbar. Propagandhi klingen Hardcore-lastiger als früher und erklären das in einem Interview damit, daß sie "... noch nie drei Leute in der Band [hatten], die alle mit dem politischen Hardcore der 80er aufgewachsen sind, aber nun ist es so."

Trotzdem merkt man bei den meisten Liedern die unverwechselbare Propagandhi-Charakteristik. Meistens bleibt der Gesang eingängig melodisch wie eh und je. Etwa zwei Drittel der Songs sind wirklich gut, sauberste Propagandhi-Qualität und würdige Nachfolger der vorigen Platten. Hören kann man das z. B. bei "Back to the Motor League", oder "Mate Ka Moris Ukun Rasik An". Wenn die drei ihren Trash-Faktor aber zu sehr erhöhen, wie auf "Ordinary People Do Fucked Up Things...", wird das schnell langweilig und klingt nach 1000 anderen Bands.

Insgesamt gesehen, ist "Todays´s Empires, Tomorrow´s Ashes" aber eine wirklich gute Platte, die ein Fünkchen Hoffnung auf eine neue Europatour macht.

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