Action statt Aufbau

Kein Basenbau, kein Sammeln von Ressourcen, 3D-Graphik - mit seinem ersten Projekt sorgt ein junges Entwicklerteam aus Schweden für frischen Wind im mittlerweile etwas angestaubten Echtzeit-Strategie-Genre.

Wir schreiben das Jahr 2419. Der Dritte Weltkrieg liegt schon einige Zeit zurück und die Erde wird von zwei großen Organisationen beherrscht - einerseits von der mächtigen Crayven Corporation, andererseits vom fanatischen Orden der neuen Dämmerung. Als auf dem unwirtlichen Planeten Krig-7B merkwürdige Artefakte einer technisch überlegenen Alien-Kultur gefunden werden, kommt es schließlich zur Eskalation und zwischen den beiden Seiten bricht Krieg aus.

In den ersten 15 Missionen übernimmt man die Rolle des weiblichen Crayven-Offiziers Sarah Parker, in der zweiten Kampagne hat man als Diakon Stone die Aufgabe, den Orden zur außerirdischen Technologie zu führen. Die Einheiten der beiden Parteien unterscheiden sich nur minimal; beiden stehen Infanterie, Panzer und Flugzeuge zur Verfügung, die für jeden Einsatz speziell konfiguriert werden können. Diese Einheiten werden nicht, wie bei anderen Vertretern des Genres üblich, produziert - "Ground Control" verzichtet komplett auf den langwierigen Bau einer Basis, statt dessen werden die Einheiten direkt aus dem All mit bis zu drei Landungsschiffen eingeflogen. Frei nach dem Motto "Action statt Aufbau" konzentriert sich das Gameplay somit allein auf Strategie und Taktik.

Zusätzlich zu diesem ungewohnten Ansatz wird statt der herkömmlichen Vogelperspektive eine flotte 3D-Engine verwendet. Was für ein Strategiespiel zunächst merkwürdig wirkt, stellt sich nach kurzer Eingewöhnungszeit mit der Steuerung als hervorragend heraus. Ähnlich wie bei einem 3D-Shooter bewegt man die Kamera mit der Tastatur und kann beliebig nahe an Objekte heranzoomen. Die Einheiten und Fahrzeuge sind dabei äußerst detailliert, wirbeln bei Bewegung Staub auf und hinterlassen Spuren auf dem Boden. Auch Mündungsfeuer und wegfliegende Patronenhülsen sowie die spektakulären Explosionen sind eine Augenweide.

Die insgesamt 30 Missionen stellen vor verschiedenste Aufgaben - die Palette reicht von Aufklärungseinsätzen über Eskortieren oder Bewachen von Verbündeten bis zum Zerstören ganzer Gegnerbasen. Da man keine neuen Einheiten produzieren kann, ist man auf die mitgebrachten angewiesen und sollte auf diese dementsprechend aufpassen, da überlebende Trupps Erfahrungspunkte sammeln und in folgenden Missionen weiterverwendet werden können. Über Sieg oder Niederlage können die Einstellungen bei der Formation und beim Verhalten - offensiv oder defensiv - der Soldaten entscheiden. Wichtig ist auch der wohlüberlegte Einsatz der Spezialwaffe, deren Munition begrenzt ist; ebenso spielen die unterschiedlichen Landschaftstypen beim Ausgang des Kampfes eine entscheidende Rolle. Versteckt im Dschungel oder im Schatten eines Berges kann man wunderbar einen Hinterhalt aufbauen; hohe Berge bieten sich geradezu an, um den Feind im Tal zu bombardieren. Das wichtigste Vehikel ist das stets präsente Kommandofahrzeug, das andere Einheiten reparieren kann. Sollte es zerstört werden, ist die Mission gescheitert.

Gut gelungen ist auch der Mehrspieler-Modus. Neben den altbekannten Varianten "Capture The Flag" und "Domination" steht ein sogenannter "Drop-In"-Modus zur Auswahl. In diesem kann man, wie von 3D-Shootern bekannt, direkt in eine laufende Partie einsteigen und um den Sieg kämpfen.

"Ground Control" punktet durch eine hervorragende Graphik, simple Steuerung und das innovative, Action-betonte Spielprinzip. Der Verzicht auf das langwierige Ressourcenmanagement hebt das Game angenehm vom sonstigen 08/15-Aufbau der Konkurrenz ab. Die Missionen sind ansprechend gestaltet und erfordern mehr Taktik, als man nach den ersten paar Missionen erwartet. Einziger Wermutstropfen ist die fehlende Möglichkeit, innerhalb einer Mission zu speichern. Bei den ersten, kurzen Einsätzen fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht, die späteren Missionen sind aber ziemlich umfangreich ausgefallen und können schon mehrere Stunden benötigen; dort ist die fehlende Speicheroption eine unnötige Erschwernis. Wer von langatmiger Strategie à la "Command & Conquer" genug hat und "Homeworld" mochte, wird mit "Ground Control" sicher seinen Spaß haben.

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